| # taz.de -- Regierungserklärung von Olaf Scholz: Widerstände beim Sicherheits… | |
| > Kanzler Scholz spart bei seiner Regierungserklärung das Thema Migration | |
| > aus. Kritik kommt von Friedrich Merz, aber auch aus den eigenen Reihen. | |
| Bild: Scholz berlässt nach seiner Regierungserklärung den Plenarsaal | |
| Berlin taz | Bundeskanzler Olaf Scholz umgeht in seiner Regierungserklärung | |
| am Mittwochmittag das Streitthema seiner eigenen Partei. Es wurde | |
| angenommen, dass er sich im Vorfeld zum Gipfel des Europäischen Rates am | |
| Donnerstag zur Migrationspolitik äußert. Während es in Brüssel den ersten | |
| Tagesordnungspunkt darstellt, hat Scholz dazu „kein einziges Wort gesagt“, | |
| kritisierte CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz. Er bezeichnete die Rede des | |
| Kanzlers als „vorgezogene, fast schon verzweifelte Wahlkampfrede eines | |
| Bundeskanzlers, der mit dem Rücken zur Wand steht“. | |
| Bereits im Vorfeld kritisierte die Union das Vorgehen der | |
| Regierungsparteien und legte zu Beginn der Sitzung Widerspruch gegen die | |
| geplante Tagesordnung am Freitag ein. An dem Tag sollen die Abgeordneten | |
| über das Sicherheitspaket abstimmen, das am Mittwoch im Innenausschuss | |
| beraten wurde. | |
| Doch die Vorschläge der Union zu Migration und Sicherheitspolitik wurden im | |
| Ausschuss nicht aufgegriffen. Damit werden sie am Freitag im Plenum | |
| ebenfalls nicht thematisiert. Ein „höchst befremdliches Vorgehen“, wie | |
| Hendrik Hoppenstedt, Parlamentarischer Geschäftsführer der Union, sagte. | |
| Der Sitzung gingen Medienberichte voraus, laut denen Scholz bei einer | |
| Probeabstimmung [1][über das Sicherheitspaket] die Abgeordneten in der | |
| Sitzung zur Zustimmung ermahnt. Merz warf ihm im Zuge dessen vor, der | |
| SPD-Fraktion die Vertrauensfrage angedroht zu haben. Die SPD dementierte | |
| das, Scholz habe nur gesagt, er würde notfalls „von seinen Möglichkeiten | |
| Gebrauch machen“, wenn die eigene Mehrheit der Koalition in Gefahr gerät. | |
| ## Widerstände innerhalb der SPD | |
| Die Interpretation, Scholz habe damit die Vertrauensfrage gemeint, sei | |
| „etwas übertrieben“, heißt es laut der Nachrichtenagentur dpa aus dem | |
| Umfeld des Kanzlers. Hintergrund sind [2][Widerstände innerhalb der SPD.] | |
| So gab es am vergangenen Montag einen erneuten offenen Brief von | |
| SPD-Mitgliedern, in dem sie die Bundestagsfraktion auffordern, das geplante | |
| Sicherheitspaket „in dieser Form“ abzulehnen. | |
| Trotz der Änderungen in der Vorlage bleibe es dabei, dass „rassistische und | |
| ausgrenzende Narrative gestärkt“ würden, heißt es in dem Brief. Vor allem | |
| die weiterhin vorgesehenen Kürzungen von Sozialleistungen unter dem | |
| Existenzminimum für bestimmte Schutzsuchende seien weiterhin abzulehnen. | |
| Die Leistungen für Asylbewerber:innen, für die nach dem | |
| Dublin-Verfahren ein anderer Staat zuständig ist, sollen laut neuer Vorlage | |
| gestrichen werden. Nach Dublin müssen Flüchtlinge in dem EU-Land Asyl | |
| beantragen, in dem sie als Erstes ankommen. Leistungen sollen laut Vorlage | |
| erst gestrichen werden, wenn Betroffene auch wirklich ausreisen können, | |
| wenn also das Ankunftsland die Bereitschaft zur Aufnahme erklärt und ein | |
| Abschiebeflug gebucht ist. Wer dennoch nicht ausreist, soll zwei Wochen | |
| lang eine Überbrückungsleistung erhalten. | |
| Auch bei den Grünen regt sich Widerstand. Eine Gruppe von Basismitgliedern | |
| veröffentlichte am Mittwoch ebenfalls einen offenen Brief, in dem sie ihre | |
| Abgeordneten dazu motivieren wollen, gegen das Sicherheitspaket zu stimmen. | |
| „Das Paket enthält Maßnahmen, die Grund- und Menschenrechte verletzen, und | |
| birgt die Gefahr, Deutschland in einen Überwachungsstaat zu verwandeln“, | |
| heißt es in einer Mitteilung. Unterschrieben haben den Brief unter anderem | |
| die designierten Vorsitzendenden der Grünen Jugend und Katrin Schmidberger, | |
| nominierte Bundestagsdirektkandidatin für Friedrichshain-Kreuzberg. | |
| Vorgesehen sind [3][mehr Befugnisse für die Polizei] sowie das Bundesamt | |
| für Migration und Flüchtlinge bei der Gesichtserkennung. | |
| 16 Oct 2024 | |
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