| # taz.de -- Regierungsbildung in Polen: Startklar für den Machtwechsel | |
| > Drei Oppositionsparteien unterzeichnen einen Koalitionsvertrag. Wer | |
| > Premier wird oder welchen Posten im Kabinett bekommt, ist noch unklar. | |
| Bild: Der Koalitonsvertrag ist ein breiter Kompromiss der drei Parteien | |
| Warschau taz | Polens Bürger*innen interessieren sich zur Zeit vor allem | |
| für Namen: wer wird Chef der neuen Regierung? Wahrscheinlich Donald Tusk | |
| von der liberalkonservativen Bürgerkoalition (KO). Er war schon einmal | |
| polnischer Premier – in den Jahren 2007 bis 2014, danach von 2014 bis 2019 | |
| Präsident des Europäischen Rates und von 2019 bis 2022 Vorsitzender der | |
| Europäischen Volkspartei. | |
| Nach seiner Rückkehr nach Polen schaffte er es, [1][aus drei bisherigen | |
| Oppositionsparteien eine Koalition zu schmieden], die nun die neue | |
| Regierung stellen soll. Doch wer wird für die Außen- und Innenpolitik | |
| zuständig sein, wer für Soziales, Verteidigung, Justiz und Bildung? Am | |
| Freitag, Punkt 12 Uhr, unterschrieben zwar die fünf Parteichefs, die die | |
| KO, den zentristischen Dritten Weg und die Neue Linke repräsentieren, einen | |
| Koalitionsvertrag. Doch die Neugier der Pol*innen wurde nicht befriedigt, | |
| es fiel kein einziger Name. | |
| „Wir sind soweit“, sagte jedoch Donald Tusk. „Wir haben alles besprochen. | |
| Wenn uns Präsident Andrzej Duda morgen den Regierungsauftrag geben würde, | |
| könnten wir sofort durchstarten. „ Auf Nachfrage bekräftigte er: „Ja, wir | |
| haben auch alle Personalien schon geklärt.“ | |
| ## Gute Nachricht | |
| Szymon Holownia und Władysław Kosiniak-Kamysz deren Parteien sich für | |
| liberale Katholiken und gemäßigte Bauern einsetzen und die sich zum | |
| Mitte-Rechts-Bündnis „Dritter Weg“ zusammengeschlossen haben, betonten | |
| nicht nur die gute Gesprächsatmosphäre zwischen allen Koalitionären, | |
| sondern auch den besonderen Tag. | |
| „Es kam uns darauf an, den Bürger*innen unseres Landes noch vor dem | |
| morgigen Unabhängigkeitstag Polens eine gute Nachricht mit auf den Weg zu | |
| geben. Wir sind bereit, die Verantwortung für unser Land zu übernehmen!“ | |
| Der Bauernvertreter Kosiniak-Kamysz sagte: „Wir haben einen Plan, ein | |
| Programm für Polen, und die Idee, unseren Nachfolgern ein besseres Polen zu | |
| hinterlassen als das, dessen Regierung wir jetzt übernehmen.“ | |
| Wlodzimierz Czarzasty von der Lewica (Linke) und Robert Biedron vom | |
| ebenfalls linken Wiosna (Frühling), repräsentieren in der neuen polnischen | |
| Regierungskoalition die „Nowa Lewica“ (Neue Linke). Anders als ihre | |
| Vorredner betonten sie, dass die Gespräche schwierig gewesen seien, wenn | |
| auch vom Willen zur Zusammenarbeit geprägt. | |
| „Dieser Koalitionsvertrag“, so Czarzasty, „ ist ein sehr breiter | |
| Kompromiss. Niemand ist ganz zufrieden, aber auch niemand ganz unzufrieden. | |
| Es gibt Wichtiges, das uns verbindet: Polen soll wieder, ein tolerantes, | |
| freies, rechtsstaatliches und verantwortungsvolles Land werden, eines, das | |
| in der EU ein starker und allseits geschätzter Partner sein wird.“ | |
| Robert Biedron vom „Frühling“ war der einzige unter den Parteivorsitzenden, | |
| der konkret [2][die Frauenrechte] ansprach, die in der Regierungszeit der | |
| nationalpopulistischen Recht und Gerechtigkeit (PiS) stark eingeschränkt | |
| worden waren. | |
| Noch kommen das derzeit fast totale Abtreibungsverbot und seine Abschaffung | |
| nicht im Koalitionsvertrag vor. Aber Biedron versicherte: „Elfeinhalb | |
| Millionen Pol*innen haben für eben diese Koalition gestimmt. Und wir, die | |
| Linken, werden dafür sorgen, das auch dieses Problem gelöst werden wird.“ | |
| 10 Nov 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Gabriele Lesser | |
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