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# taz.de -- Regeln für Künstliche Intelligenz: Was KI von Aliens unterscheidet
> Künstliche Intelligenz regulieren? Ein halbes Jahr nach dem Start von
> ChatGPT erklären Expert:innen im Digitalausschuss, worauf es zu achten
> gilt.
Bild: Wer hat’s gemacht, Mensch oder KI? Die Frage stellt sich auch bei Bilde…
Berlin taz | Bei einer Anhörung im Digitalausschuss des Bundestages haben
sich Expert:innen für eine zügige, aber auch gut durchdachte Regulierung
von Anwendungen mit künstlicher Intelligenz (KI) ausgesprochen. „Wir müssen
die Weichen richtig stellen, damit nicht die USA Weltmeister bei KI und die
EU Weltmeister bei der Regulierung werden“, sagte Philipp Hacker, Professor
für Recht und Ethik in der Digitalen Gesellschaft an der Europauniversität
Viadrina.
Die Regulierung von KI-Anwendungen ist [1][in den Fokus gerückt], nachdem
das US-Unternehmen OpenAI vor einem halben Jahr seinen Textgenerator
ChatGPT für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. [2][Damit wurde für
die breite Masse erstmals das Potenzial der neuen Technologie erfahrbar –
und ihre Gefahr]. Schnell zeigte sich, dass der Textgenerator auch Inhalte
erzeugt, die nicht den Tatsachen entsprechen und sich beispielsweise in
großem Stil Propaganda generieren lässt.
Seitdem bekommt das Thema auch international viel Aufmerksamkeit: So
[3][forderte] Anfang der Woche die Führungsriege von OpenAI eine klare
Regulierung „superintelligenter“ KI-Systeme. „Superintelligenz wird
mächtiger sein als andere Technologien, mit denen die Menschheit in der
Vergangenheit zu kämpfen hatte“, heißt es in dem Beitrag. Es brauche eine
internationale Regulierungsbehörde ähnlich wie die für Atomkraft. Diese
müsse etwa Systeme inspizieren, Audits verlangen und die Einhaltung von
Sicherheitsnormen überprüfen können.
Zumindest regulativ ist die EU bei diesem Thema ausnahmsweise vorne dran:
Mit dem [4][AI Act], einem Gesetz zur Regulierung künstlicher Intelligenz,
könnte noch in diesem Jahr das weltweit bislang umfangreichste Regelwerk
verabschiedet werden.
## Fachleute fordern Verbesserungen
Bei der Anhörung in Berlin zeigte sich jedoch: Viele Expert:innen sind
nicht davon überzeugt, dass die Regeln in der aktuell vorliegenden Form
sinnvoll sind. So kritisierte Wissenschaftler Hacker, dass der aktuelle
Entwurf eher dazu geeignet sei, Technologien auszubremsen oder zu
verhindern. Googles Textgenerator Bard sei in 180 Ländern verfügbar – aber
in der EU nicht. Hacker formulierte folgendes Beispiel: „Wenn wir uns
vorstellen, dass mit einer medizinischen KI außerhalb der EU Leben gerettet
werden und in der EU nicht – wollen wir das wirklich?“
Jonas Andrulis, Gründer des KI-Unternehmens Aleph Alpha, sagte: „Bei dem
Thema ist inhaltliche und ökonomische Souveränität für Deutschland und für
Europa entscheidend.“ Deutschland dürfe in dieser Frage nicht einfach nur
Kunde der USA sein. Auch Rasmus Rothe, Vorsitzender des KI-Bundesverbandes,
sagte: „Es ist wichtig, dass wir Anwendungen hier in Europa schreiben mit
unseren Werten.“
Ein Beispiel dafür, was das heißt, gab Sandra Wachter, Professorin für
Technologie und Regulierung am Oxford Internet Institute der dortigen
Universität: „Jede Designentscheidung spiegelt unsere Werte wider.“ Das
beginne schon bei der Auswahl der Trainingsdaten: Sind ausschließlich weiße
Gesichter darin oder haben die Entwickler:innen auf Diversität
geachtet?
Schon deshalb sei es so wichtig, dass auch die Unternehmen personell
entsprechend hetrogen aufgestellt sind, mit Menschen mit unterschiedlichen
Hintergründen. „KI ist kein Alien, das auf unseren Planeten kommt, das eine
bestimmte Gestalt hat, und jetzt bitten wir es, dass es unseren Werten
entspricht, sondern KI ist etwas, das wir von Anfang an schaffen“, erklärte
Wachter.
Wachter gibt auch konkrete Beispiele dafür, was in Sachen Regulierung zu
tun wäre: Gehe man in den Supermarkt und kaufe beispielsweise eine
Suppendose, müsse da auch draufstehen, was in der Suppe ist. „Das bringt
einem aber nur etwas, wenn man auch versteht, was die Inhaltsstoffe sind.“
Daher brauche es zwar Vorgaben zur Transparenz, aber auch ein Wissen über
die Technologien.
Und gleichzeitig Grenzen: „Es reicht nicht zu sagen, diese Suppe ist
giftig. Es muss eine Verantwortung dafür geben, keine giftige Suppe
herzustellen.“ Da die Herstellungsketten nicht nur im Lebensmittelbereich,
sondern auch bei KI-Anwendungen lang sein können, sprach Wachter sich dafür
aus, in der Regulierung Hersteller entlang der gesamten Kette in die
Haftung zu nehmen.
25 May 2023
## LINKS
[1] /Experte-ueber-KI-Textgeneratoren/!5912420
[2] /ChatGPT-mit-Tuecken/!5924109
[3] https://openai.com/blog/governance-of-superintelligence
[4] /EU-Regulierung-fuer-ChatGPT-und-Co/!5933999
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
Technologie
EU-Kommission
Schwerpunkt Überwachung
EU-Parlament
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