# taz.de -- Rechte bei Bundestagswahl: AfD schrumpft auf Kernklientel | |
> Die AfD zieht mit rund 10 Prozent zum zweiten Mal in den Bundestag ein. | |
> Trotz durchwachsenen Wahlkampfs bleibt die AfD mit leichten Verlusten | |
> stabil. | |
Bild: Am Mittwoch klatschten sie noch: Alice Weidel und Tino Chrupalla | |
BERLIN taz | Die AfD ist zum zweiten Mal in den Bundestag eingezogen. Mit | |
einem Ergebnis bei rund 10 Prozent nach der 18-Uhr-Prognose des ZDF hat die | |
rechtspopulistische bis extrem rechte Partei an Stärke eingebüßt. 2017 war | |
die AfD noch mit 12,6 Prozent in den Bundestag eingezogen. Aus dem | |
Oppositionsführer ist damit die nur viertstärkste Fraktion im Bundestag | |
geworden. | |
Das Ergebnis bestätigt die Erwartungen: Nach einem eher durchwachsenen | |
Wahlkampf unter dem Motto „Deutschland. Aber normal.“ hat die AfD nichts | |
gewinnen können außerhalb ihrer – man muss es wohl mittlerweile so nennen �… | |
Stammwählerschaft. Gleichzeitig bleibt es beunruhigend, dass die AfD trotz | |
schlechter Performance, eines durchaus radikalen Wahlprogramms und | |
„Flügel“-nahen Spitzenkandidat*innen Alice Weidel und Tino Chrupalla | |
diese Kernwählerschaft halten kann. | |
Auf der AfD-Wahlparty, zu der nicht alle Journalist*innen akkreditiert | |
wurden, unter anderem auch die taz nicht, wurden die ersten Prognose eher | |
verhalten aufgenommen. Den größten Applaus gab es für die Verluste der | |
Union, von denen die AfD allerdings nicht profitieren konnte. | |
Spitzenkandidat Tino Chrupalla sagte in einem ersten Interview danach: „Das | |
ist ein sehr solides Ergebnis.“ Man habe eine gefestigte Stammwählerschaft. | |
„Sicherlich schmerzen Verluste. Woran das gelegen hat, werden wir in den | |
nächsten Tagen analysieren.“ | |
Alice Weidel übte sich unterdessen in der ARD im Nachtreten: Es habe eine | |
„ganz klare Wettbewerbsverzerrung in diesem Walhkampf“ gegeben, sagte | |
Weidel dort. Unter anderem, weil der AfD von vorneherein die | |
Koalitionsfähigkeit abgesprochen worden sei. Immerhin stellte Ingo | |
Zamperoni richtig: „Das ist die Position der anderen Parteien.“ | |
## Krachend verloren in Berlin | |
Deutlich schlechter lief es laut ersten Ergebnissen bei der | |
Abgeordnetenhauswahl in Berlin: Dort halbierte sich das Ergebnis der AfD: | |
Sie fiel nach ersten Prognosen auf rund 6,5 Prozent (von 14,1 Prozent). | |
Auch die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern hat kein gutes Ende für die | |
AfD genommen. Dort fiel sie laut ersten Prognosen von 20,8 Prozent auf rund | |
17 Prozent. | |
Welche Folgen das Ergebnis auf den anhaltenden Flügelkampf innerhalb der | |
Partei haben wird, ist noch nicht absehbar. Ein Erfolg ist das Wahlergebnis | |
für die Spitzenkandidat*innen Weidel und Chrupalla jedenfalls nicht. | |
Sie wurden von der offiziell aufgelösten rechtsextremen Parteiströmung des | |
„Flügels“ unterstützt. Eine Abrechnung im Lagerkampf steht auf dem | |
Parteitag im Dezember bevor, wenn die Parteispitze neu gewählt wird. Der | |
Ausgang des Parteitags dürfte für die Zukunft der AfD deutlich wichtiger | |
sein als das jetzige Wahlergebnis. Noch ist etwa unklar, ob Bundessprecher | |
Jörg Meuthen erneut kandidiert. Er ist der Anführer des innerhalb der AfD | |
als „gemäßigt“ geltenden Lagers. | |
## Geldregen für das rechte Milieu | |
Interessant wird auch sein, wie die AfD mit den Verlusten umgehen wird. | |
Neurechte Kampagnen stricken schon seit einer Weile nach Trump’schem | |
Vorbild an einer Wahlbetrugslegende – auch in AfD-Wahlwerbespots im Vorfeld | |
der Wahl hieß es, dass Briefwahl undemokratisch sei. Verbreitet die AfD | |
nach der Wahl gefährliche Desinformationen, wäre das ein weiterer | |
bemerkenswerter Schritt in offene Systemopposition. | |
Die AfD hat nach geltender Praxis mit dem Wiedereinzug in den Bundestag | |
Anspruch auf Fördermittel für ihre [1][parteinahe | |
Desiderius-Erasmus-Stiftung]. Mit geschätzt 8 Millionen Steuern im ersten | |
Jahr will die „Bildungseinrichtung“ neurechte Propaganda an Schulen, | |
Hochschulen und Unis verbreiten. Außerdem ist ein Stipendienprogramm | |
geplant. Das rechte Milieu darf sich über einen Geldregen freuen – wenn es | |
keinen parlamentarischen Widerstand gegen die Finanzierung gibt. | |
26 Sep 2021 | |
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[1] /AfD-nahe-Erasmus-Stiftung/!5797924 | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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