| # taz.de -- Reaktion auf GroKo-Plan in Berlin: „Der Stil ist nicht nachvollzi… | |
| > Die Linken-Vorsitzende Katina Schubert ist überrascht vom SPD-Schwenk zur | |
| > CDU. Sie kündigt massives Einmischen an. | |
| Bild: Da war noch alles offen: Katina Schubert bei einer Wahlkampfveranstaltung… | |
| taz: Frau Schubert, waren Sie sehr überrascht vom Schwenk der SPD Richtung | |
| CDU? | |
| Katina Schubert: Es hatte sich für uns nicht angedeutet. Sowohl der Stil, | |
| wie es bekannt wurde als auch die Begründung, mit der das erfolgt, ist mir | |
| in keinster Weise nachvollziehbar. Natürlich gibt es Unterschiede, wir sind | |
| drei Parteien, und keine Koalition aus drei Parteien ist einfach, man muss | |
| Kompromisse finden. Das ist das Wesen von parlamentarischer Demokratie. | |
| [1][Wenn die SPD jetzt sagt, sie ist näher der CDU], dann ist das auch eine | |
| Aussage. Aber die Begründung, die sie jetzt anführt, warum es mit uns und | |
| mit den Grünen angeblich nicht ging, ist hanebüchen. | |
| Sie meinen die Behauptung aus dem Bericht der SPD-Sondierungskommission an | |
| den SPD-Landesvorstand, es bestünden „erhebliche Zweifel“ an der | |
| Durchsetzungsfähigkeit der Linken-Parteispitze verabredete Positionen in | |
| der Partei durchzusetzen? | |
| Dass sie angeblich an unserer Zuverlässigkeit zweifeln, ist einfach | |
| unverschämt – und sie wissen auch, dass das nicht stimmt. Das ist einfach | |
| ein Vorwand, um [2][mit der CDU ins Bett steigen zu können]. Es ist ja | |
| okay, wenn sie finden, dass sie das machen müssen – aber dann sollen sie es | |
| auch sagen und es nicht damit begründen, dass wir unzuverlässig oder die | |
| Grünen unverschämt seien. Die SPD kann es offensichtlich nicht aushalten, | |
| dass sie nur noch eine Kraft unter vielen ist und es mit drei Parteien | |
| natürlich weniger zu verteilen gibt als mit einer Partei. | |
| Jetzt wo R2G geplatzt ist, können Sie es ja verraten: Wie sah denn die | |
| Einigung in Punkto [3][Enteignungsvolksentscheid], von der am Montagabend | |
| die Rede war, aus? | |
| Wir hätten uns auf ein Rahmengesetz eingelassen, das abstrakt beschreibt, | |
| was die Voraussetzungen für eine Vergesellschaftung sind – entsprechend der | |
| Empfehlung der Expert*innen-Kommission. Und wir hätten dann sofort mit dem | |
| Umsetzungsgesetz Wohnen begonnen, ein bisschen analog zum Artikel 14 im | |
| Grundgesetz. | |
| Was bedeutet das? | |
| Beim [4][Enteignungsgesetz] reicht ja ein Verwaltungsakt, um die Enteignung | |
| zu vollziehen. Bei einer Vergesellschaftung ist immer zwingend für jede | |
| einzelne Vergesellschaftung ein Gesetz erforderlich. Wie CDU und SPD das | |
| jetzt machen wollen, entzieht sich meiner Kenntnis. Wenn sie es so machen, | |
| wie es die SPD uns ursprünglich vorgeschlagen hatte, dann wird es zu keiner | |
| Vergesellschaftung kommen. Der Volkentscheid wäre faktisch tot. | |
| Weil die Vergesellschaftung nun auf den Sanktnimmerleinstag verschoben | |
| wird? | |
| Ja, oder die Anforderungen werden so gestellt, dass es einfach nicht dazu | |
| kommen wird. | |
| Welche Perspektive sehen Sie mit Schwarz-Rot für linke Politik? Wird die | |
| Straße wieder wichtiger? | |
| Die Straße ist ja für uns immer wichtig – genauso wie der Austausch mit der | |
| Stadtgesellschaft, der Austausch mit Gewerkschaften, mit Initiativen. Und | |
| natürlich wird es weiterhin massive Auseinandersetzungen geben etwa bei | |
| Themen wie Nachverdichtung und Stadtentwicklung. Wie stellen wir uns eine | |
| lebenswerte Stadt vor? Wie können wir genügend sozialen und bezahlbaren | |
| Wohnraum schaffen für all diejenigen in Berlin, die ihn so dringend | |
| brauchen? Diese Auseinandersetzungen werden sich mit einer | |
| [5][schwarz-roten Regierung] massiv verschärfen. Und wir werden dabei als | |
| Linke mit klugen und umsetzbaren Konzepten mitmischen. | |
| Könnte Schwarz-Rot für manche Sachen auch einen Schub geben, etwa beim | |
| [6][Klimavolksentscheid]? | |
| Bestimmt. Volksentscheide sind ja sowieso ein wichtiges Instrument direkter | |
| Demokratie, besonders für bürgerschaftliches und zivilgesellschaftliches | |
| Engagement. Das müssen wir nach besten Kräften unterstützen. Wir als | |
| Berliner Linke müssen uns jetzt aber auch erst einmal beraten, wie wir | |
| konkret weitermachen – die Voraussetzungen sind ja andere als noch vor zwei | |
| Tagen. Aber wir stehen zu dem, was wir unseren Wählerinnen und Wählern | |
| versprochen haben, und werden sofort aus der Opposition heraus versuchen, | |
| bestmöglich Druck zu machen – um entsprechend zu einer | |
| Umsetzungsperspektive zu kommen. In Sachen Wohnen, Vielfalt gestalten, | |
| Armut bekämpfen, Berlin lebenswert zu machen. Damit die Menschen bei der | |
| nächsten Wahl 2026 tatsächlich eine Wahl haben! | |
| Wie sehen Sie Ihre persönliche Zukunft? | |
| Das wird sich zeigen, darüber zu sprechen ist noch zu früh. | |
| 2 Mar 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Susanne Memarnia | |
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