| # taz.de -- Rassismus in Familien: Zu hell, zu dunkel | |
| > Mal wird man für das Kindermädchen gehalten, mal für adoptiert. Rassismus | |
| > im familiären Kontext ist subtiler, aber nicht weniger schmerzhaft. | |
| Bild: Meghan und ihr Sohn Archie 2019 | |
| Nach dem [1][Interview mit Meghan und Harry] gab es Leute, die fragten, ob | |
| es von einer weißen Familie rassistisch sein könne, darüber zu reden, | |
| welche Hautfarbe ein Baby haben würde. Und ob [2][das Königshaus denn | |
| überhaupt rassistisch] sein könne, wenn es den beiden doch erlaubt war, zu | |
| heiraten. Vielen Personen mit einem weißen und einem Schwarzen oder | |
| PoC-Elternteil dürfte das, was die Herzogin von Sussex beschrieb, nur allzu | |
| bekannt vorkommen. | |
| Die Kommentare aus der eigenen weißen Familie. Aus der familiären Umgebung. | |
| Die Wunden, die man sammelt, wenn Leute, die einem am nächsten sein | |
| sollten, denken, allein die Anwesenheit von einem selbst wäre eine Art | |
| Beweis, dass sie frei seien von Rassismus. | |
| Ich weiß, dass einige nach meiner Geburt überrascht waren, wie dunkel ich | |
| war – andere wiederum, wie hell ich war. Das haben sie mir später gern | |
| erzählt. Meine Hautfarbe und meine Haarstruktur kommentiert, dass ich | |
| früher doch viel dunkler war, viel heller, meine Haare krauser, weniger | |
| kraus – ich wusste nie, was ich dazu sagen soll. Ich hab auch nicht selten | |
| gehört, dass ich Glück gehabt hätte, [3][nicht so dunkel zu sein wie meine | |
| Mutter]. Für diese Leute ist ein ganz spezieller Platz in der Hölle | |
| reserviert. Denn das ist eine Beleidigung, die mich stets auf so vielen | |
| Ebenen verletzt hat, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. | |
| Wenn ich mit Teilen meiner Familie in der Öffentlichkeit war, wurde ich | |
| unzählige Male von Fremden gefragt, ob ich adoptiert sei. Sie wollten | |
| wissen, „was da bei mir noch drin ist“. Als Teenagerin habe ich mir | |
| angewöhnt, zu meinem Vater immer sehr laut „Papa“ zu sagen, weil ich aus | |
| den angewiderten Blicken mancher Leute lesen konnte, dass sie dachten, ich | |
| sei seine Freundin. Rassismus in einem familiären Kontext ist für | |
| gewöhnlich weniger derb als der Typ, der einen an der Bushaltestelle | |
| beschimpft. Aber nicht weniger schmerzhaft. | |
| ## Fremde glaubten, ich sei das Kindermädchen | |
| Als mein erstes Kind auf die Welt kam, kamen bald die ersten Kommentare, | |
| wie „weiß“ er sei. „Witzig“, sagten sie, er sähe mir ja gar nicht äh… | |
| Dabei hat er meine Augen und mein Lachen. Mir dämmerte recht schnell, was | |
| uns erwarten würde. Mir graute davor, was ihn die Leute später alles fragen | |
| würden. Bisher versteht er es noch nicht, aber ich. Fremde, entzückt von | |
| dem Kind, gehen davon aus, ich sei das Kindermädchen. Manche stellen fest: | |
| „Das ist aber nicht Ihrer!“ Und es ist mir nicht nur einmal passiert, dass | |
| eine neue Erzieher:in in der Kita beim Abholen fest davon ausging, dass | |
| ich die Mutter eines anderen Kindes sei. | |
| Der einzig gute Grund, sich als weiße Familie darüber zu sorgen, welche | |
| Hautfarbe ein Baby haben wird, ist, wenn man die Geburt als Anlass nimmt, | |
| sich weiterzubilden, was es bedeutet, die weiße Familie eines BPoC-Kindes | |
| zu sein. Es gibt Workshops. Denn es ist unerlässlich, zu verstehen, dass | |
| sich viele vermeintlich „nicht böse gemeinte“ Kommentare nicht einfach so | |
| wegwischen lassen mit einem: „Wir sind keine rassistische Familie.“ | |
| 16 Mar 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Saskia Hödl | |
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