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# taz.de -- Putins neuer Kriegsmanager: Der „Weißbart“ Andrei Beloussow
> Der Zivilist Andrei Beloussow wird neuer russischer
> Verteidigungsminister. Krieg sieht er als Basis für wirtschaftliche
> Erfolge.
Bild: Der Neue: Andrej Beloussow ist „treu ergebener Diener des Systems“
Nein, mit ihm hatte niemand gerechnet. Nun aber, da der russische Präsident
Wladimir Putin für eine abendliche Überraschung gesorgt hatte, lobt jeder
in der russischen Elite Andrei Beloussow (gesprochen: Belo-ussow),
Russlands neuen Verteidigungsminister, bislang als Vizeregierungschef für
Wirtschaftspolitik bekannt. „Eine Sensation“, sagen die einen. „Die beste
Entscheidung“, die anderen. Beloussow sei ein „treu ergebener Diener des
Systems“, so nennt ihn Leonid Sluzki, der Vorsitzende der
rechtspopulistischen Partei LDPR. Ein „Mann Putins“.
Der seit der russischen Invasion in der Ukraine [1][stark kritisierte
Sergei Schoigu] muss – im Rahmen der Regierungsumbildung nach Putins
Amtseinführung nicht ganz unerwartet – den Posten räumen. Der bald
69-Jährige folgt als Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates dem
Putin-Vertrauten Nikolai Patruschew nach. Ein Altersposten, um das Gesicht
zu wahren. Was aus Patruschew wird, ist noch nicht bekannt. Das Parlament
muss die Entscheidungen noch bestätigen, das gilt allerdings als Formsache.
Der 65-jährige Beloussow ist habilitierter Volkswirt und setzt sich für
strenge und weitreichende staatliche Regulierungen ein. Er tritt – ähnlich
wie Putin – als „Bewahrer traditioneller Werte“ auf und sieht sich –
ähnlich wie Putin – von Feinden umzingelt.
Seit 18 Jahren ist er im russischen Staatsdienst, war mehrheitlich vor
allem beratend tätig. Unter [2][Dmitri Medwedew], einer Art
„Tauwetter“-Präsident und doch nur Putins Auswechselmaterial, war er
Minister für wirtschaftliche Entwicklung. 2013 machte ihn der jetzige
Kreml-Herrscher zu seinem Wirtschaftsberater in der Präsidialverwaltung.
Ein Schlüsselposten. Beloussow – im Russischen heißt es „Weißbart“ –…
daraufhin das ehemalige Arbeitszimmer des einstigen sowjetischen
Chefkommunisten Leonid Breschnew im Zentrum Moskaus bezogen. Die
UdSSR-Karte, die seit der Zeit des KP-Oberen an der Wand hing, soll er dort
gelassen haben.
## Der Krieg in der Ukraine als Basis der russischen Wirtschaft
„Remytsch“, wie Beloussow von seinen Bekannten offenbar genannt wird,
angelehnt an den Namen seines Vaters, gilt als knallharter Chef, der „nicht
sonderlich korrupt“ sein soll. Bereits sein Vater Rem (der Name ist eine
Abkürzung für „Weltrevolution“; in frühen Sowjetzeiten waren Vornamen
dieser Art üblich) war ein gefragter Ökonom. Beloussow, der Ältere, gilt
als Begründer der sowjetischen Schule der Preisgestaltung, Beloussow junior
besuchte die renommierte Moskauer „Zweite Schule“, die bis in die heutige
Zeit hinein als innovativ gilt, vor allem, was die Ausbildung in den
Fächern Mathematik und Physik angeht.
Gedient hat der 65-Jährige nicht. Das haben allerdings auch seine Vorgänger
Sergei Schoigu, [3][Anatoli Serdjukow] und Sergei Iwanow nicht. Putin geht
es ohnehin nicht darum, ob der Neue die Armee von Innen kennt. Der Schritt,
einen ihm loyalen Zivilisten mit scharfem Wirtschaftsverstand zu holen,
zeigt, dass der Krieg in der Ukraine mittlerweile die Basis für die
russische Wirtschaft ist.
Beloussow soll das Verteidigungsministerium effizienter machen und die
Kosten an der Front optimieren. Für militärische Entscheidungen dürften
weiterhin der Generalstabschef Waleri Gerassimow und Putin selbst zuständig
sein. Aus dem Kreml heißt es: „Wir müssen die Wirtschaft des
Sicherheitsblocks in die Wirtschaft des Landes integrieren.“ Das Wachstum
sollen also die Rüstungsfabriken liefern. Und der weißhaarige religiöse
Ökonom soll diese auf Produktivität trimmen, um Russlands militärische
Erfolge zu steigern.
13 May 2024
## LINKS
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[3] /Ruestungskooperationen-mit-Russland/!5846948
## AUTOREN
Inna Hartwich
## TAGS
Russland
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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