# taz.de -- Proteste in Belarus: Einen nach der anderen | |
> Mit der Festnahme des Anwalts Maxim Snak verliert die Opposition einen | |
> ihrer letzten führenden Köpfe. Die Proteste dürften indes weitergehen. | |
Bild: Festgenommen: der Anwalt Maxim Snak | |
BERLIN taz | Die belarussische Opposition hat einen weiteren führenden Kopf | |
verloren: Am Mittwoch wurde der Anwalt Maxim Snak, der ebenfalls Mitglied | |
des oppositionellen Koordinationsrates ist, in Minsk festgenommen. | |
Laut Angaben seiner Unterstützer*innen gegenüber der unabhängigen | |
russischsprachigen Nachrichtenseite Tut.By hatte Snak am Morgen für ein | |
Interview aus dem Stab des inhaftierten Oppositionspolitikers Viktar | |
Babaryka zugeschaltet werden sollen. Als sie ihn telefonisch erreicht | |
hätten, habe er nur gesagt, dass jemand gekommen sei und sofort aufgelegt. | |
Danach habe sie nur noch eine kurze Textnachricht mit dem Wort „Masken“ | |
erreicht. Später zitierte Babarykas Pressedienst einen Augenzeugen, der | |
Snak auf der Straße in Begleitung zwei maskierter Männer in Zivil gesehen | |
haben will. | |
Unterdessen wurde bekannt, dass [1][die Oppositionelle Maria Kolesnikowa] | |
in Mink in einem Untersuchungsgefängnis einsitzt. Das berichtete ihr Vater | |
gegenüber Tut.By. Am Vorabend hatte es, nach Kolesnikowas Verschwinden in | |
Minsk, unterschiedliche Informationen über ihren Verbleib gegeben. So | |
hatten offizielle Stellen in Minsk behauptet, Kolesnikowa und zwei ihrer | |
Mitstreiter hätten versucht, sich in die Ukraine abzusetzen. | |
## Strafverfahren eingeleitet | |
Später hatten die beiden Männer bei einer Pressekonferenz in der | |
ukrainischen Hauptstadt Kiew berichtet, Kolesnikowa habe am Grenzübergang | |
auf belarussischer Seite ihren Pass zerrissen und sei abgeführt worden. | |
Gegen sie und andere Oppositionelle wurde ein Strafverfahren wegen | |
unrechtmäßiger Ergreifung der Macht und Gefährdung der nationalen | |
Sicherheit der Republik Belarus eingeleitet. | |
Nach der Festnahme von Snak ist von den sieben Mitgliedern des | |
Koordinationsrats nur noch die Literaturnobelpreisträgerin Swetlana | |
Aleksijewitsch auf freiem Fuß beziehungsweise in Belarus. | |
Fragt sich, wie lange noch. Am Mittwoch wurde die Wohnungstür der | |
72-Jährigen, die mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, zeitweilig | |
von Unbekannten belagert. Dennoch meldete sie sich gemeinsam mit dem | |
belarussischen PEN-Zentrum zu Wort. Anders als von offizieller Seite | |
dargestellt strebe die Opposition keinen Staatsstreich an, sondern wolle | |
eine Spaltung des Landes verhindern sowie einen Dialog in der Gesellschaft | |
beginnen, heißt es in der Erklärung. | |
Im Hinblick auf die massiven Repressionen gegen Journalist*innen ist von | |
einem „Informationsvakuum“ die Rede. Sowohl die UNO als auch die OSZE | |
sollten sich einschalten, um die Pressefreiheit in Belarus zu verteidigen | |
und bei der Suche nach einer friedlichen Lösung der Krise zu vermitteln. | |
Zudem sollten andere Staaten belarussische Journalist*innen aufnehmen, die | |
nicht in ihrem Heimatland arbeiten könnten. | |
## Ansporn für die Gesellschaft | |
Derweil spekulieren Experten, wie es mit der [2][Oppositionsbewegung] in | |
Belarus weitergehen könnte. Offensichtlich setze Lukaschenko darauf, die | |
Proteste stoppen zu können, indem er bestimmte Spieler aus dem Feld | |
schlage. Doch das werde die Gesellschaft nur weiter anspornen, um noch | |
aktiver gegen die Repressionen aufzustehen, zitiert die russische | |
Onlinezeitung gazeta.ru den belarussischen Politologen Dmitri Bolkunets. | |
Unterdessen gibt Lukaschenko seinen Landsleuten wieder einmal Rätsel auf. | |
In einem Interview mit dem russischen Staatssender RT räumte er ein, | |
vielleicht zu lange an der Macht zu sein, um gleich danach eine | |
Verfassungsänderung mit vorgezogener Präsidentenwahl ins Spiel zu bringen. | |
Auf die Frage, mit wem er in einen Dialog treten wollte, lautete die | |
Antwort: Mit dem Koordinationsrat auf keinen Fall. | |
9 Sep 2020 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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