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# taz.de -- Protest vorm Agrarministerium: Glyphosat-Honig: Süß und giftig
> Zum Auftakt der grünen Woche demonstrieren ImkerInnen gegen Pestizide.
> Der Anlass: Honig eines Betriebs aus Brandenburg ist vergiftet.
Bild: Geschenk der besonderen Art: Glyphosat-Honig für Julia Klöckner, nicht …
BERLIN taz | Für Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) wurde der
Mittwochmorgen klebrig: Mehrere große weiße Eimer voller Honig kippten
wütende [1][ImkerInnen] auf die Eingangsstufen des Bundesministeriums für
Ernährung und Landwirtschaft in der Wilhelmstraße. Warum? Die gelblich-zähe
Flüssigkeit ist mit Glyphosat verunreinigt.
Zum [2][Auftakt der Grünen Woche] am Freitag wollen die ImkerInnen darauf
aufmerksam machen, dass immer wieder Pestizide, sprich
Schädlingsbekämpfungsmittel, auf blühende Pflanzen gesprüht werden – zu
Lasten der Umwelt. In Zeiten des Insektensterbens fordern sie, dass der
Glyphosateinsatz verboten werden sollte. Ansonsten würde der [3][Verlust
der Artenvielfalt] seinen Lauf nehmen.
4,1 Tonnen Honig der Erwerbsimkerei Seusing aus Brandenburg sind betroffen,
rund 2,5 Tonnen davon haben sie dem Agrarministerium mitgebracht. An den
Außenfassaden stapeln sich die Eimer, auf ihnen befindet sich ein Sticker
mit der Aufschrift „Glyphosat Honig“, darunter die Zeichnung einer toten
Biene.
Imker Sebastian Seusing ist wütend. Seine Frau habe viel geweint, es sei
ein Schaden von 60.000 Euro entstanden. Ihr gemeinsamer Betrieb stehe vor
dem Aus. „Die Aktion heute ist ein unmissverständliches Signal an Julia
Klöckner und die Bundesregierung“, sagt er. Man wolle nicht mehr hinnehmen,
dass die Interessen der [4][Chemiekonzerne Bayer und BASF] über den Schutz
der Insekten und Familienbetriebe gestellt werden würden. „Ich habe diese
insektenfeindliche Agrarpolitik satt“, sagt Seusing.
## Pestizidverbot gefordert
Julia Klöckner erschien nicht zur Demonstration, sondern schickte ihren
Leitungsstabschef Stefan Schulz. Vor dem Ministerium stand er zwischen den
vielen Eimern mit verunreinigtem Honig und Rauchwolken aus Smokern, die
ImkerInnen hochhielten. Smoker werden eingesetzt, um Bienen zu beruhigen.
Bei den Gemütern vor Ort war die Stimmung eher aufgeheizt.
Neben einer Schubkarre, gefüllt mit toten Bienen, ließ sich der Unmut
deutlich spüren. Imker Seusing fordert ein Pestizidverbot in der Sammelzeit
der Honigbienen von April bis August „Ich erwarte von Julia Klöckner, dass
sie sich gegen eine Neuzulassung von Glyphosat einsetzt, denn das wird
Bayer bestimmt wieder probieren“, resümiert er, während weiter der Honig
von den Stufen tropft.
Auf einem Banner, das AktivistInnen hochhalten, steht: „Politiker, kocht
doch euren Kaffee mit Glyphosatwasser, wenn es so ungefährlich ist!“ Diese
Forderung bleibt an diesem Mittwochmorgen erst mal unkommentiert.
15 Jan 2020
## LINKS
[1] https://www.aurelia-stiftung.de/de/
[2] /Nabu-Chef-Krueger-ueber-Bauernproteste/!5655019&s=Gr%C3%BCne+Woche/
[3] /Rettungsplan-fuer-Insekten/!5650478&s=Verlust+Bienen/
[4] /Chemieriese-will-Image-verbessern/!5653454&s=Bayer/
## AUTOREN
Laura Binder
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