# taz.de -- Protest gegen Pipelinebau in North Dakota: Gekommen, um zu bleiben | |
> Die Camps des Pipeline-Protests sollen geräumt werden, fordert North | |
> Dakotas Gouverneur. Die Demonstranten denken gar nicht daran. | |
Bild: Es ist kalt. Doch das soll kein Grund für das Ende des gewaltfreien Wide… | |
NEW YORK taz | Die Begründung für die Räumungsanordnung klingt geradezu | |
fürsorglich. Wegen der Gesundheitsgefahren im eisigen Winter von North | |
Dakota soll das Oceti Sakowin Camp am Cannonball River bis spätestens 5. | |
Dezember verlassen sein, erklärt der republikanische Gouverneur Jack | |
Dalrymple. | |
Doch die Tausende indigenen US-Amerikaner, die gegen die Pipeline | |
protestieren, die quer durch Bestattungsstätten ihrer Vorfahren führt, die | |
ihre Wasserversorgung bedroht und die – einmal mehr – ihre Ansprüche aus | |
Verträgen über ihre territorialen Rechte verletzt, lassen sich nicht | |
einschüchtern. Sie bleiben in den Tipis und Jurten und auf dem verschneiten | |
Land, beten und demonstrieren. | |
Am Wochenende erwarten sie weitere Verstärkung. Dann wollen Veteranen aus | |
den Kriegen im Irak und in Afghanistan nach North Dakota kommen, um mit den | |
Sioux für ihre Rechte zu kämpfen. | |
Die Lage im „Herzland“ der USA hat sich seit September weiter zugespitzt. | |
Die Proteste gegen die Dakota Access Pipeline hatten im April begonnen. | |
Junge Angehörige des Sioux-Stammes von dem unmittelbar benachbarten | |
Standing-Rock-Reservat gaben das Startsignal, als sie verlangten, die Route | |
der Pipeline, die Öl aus den Tausenden von Frackingbohrstellen in North | |
Dakota nach Illinois transportieren soll, zu verlegen. Bismarck, die | |
Hauptstadt von North Dakota, hatte die Pipeline als zu gefährlich | |
abgelehnt. Daraufhin war die Route an den Rand des Reservats verlegt | |
worden. | |
## Angehörige von mehr als 300 Stämmen | |
Anders als bei früheren indigenen Protesten folgten Angehörige von mehr als | |
300 Stämmen dem Aufruf. Sie richteten Protestlager ein, legten Straßen und | |
Schulen an und machten das gebiet am Cannonball River zum Ort der größten | |
indigenen Bewegung in den USA seit Jahrzehnten. Gegenwärtig halten sich | |
mehrere Tausend Menschen dauerhaft in den Camps auf. | |
Tausende weitere – darunter Priester und Rabbiner, aber auch schwarze | |
Bürgerrechtler und Delegierte aus ganz Lateinamerika – haben sie mit | |
Besuchen unterstützt. Während kleinere Gruppen Baugeräte lahmlegten, | |
setzten die Sprecher der Bewegung von vornherein auf unbewaffneten und | |
gewaltfreien Widerstand. | |
Der fürsorglich klingende Gouverneur Dalrymple beantwortete die Proteste | |
mit der Polizei. Er schickte gepanzerte Fahrzeuge. Immer wieder haben seine | |
Polizisten Granaten, chemisches Gas und Knüppel eingesetzt. Am | |
zurückliegenden Wochenende [1][traktierten sie bei Temperaturen von weit | |
unter null Grad Hunderte Demonstranten mit Wasserwerfern]. | |
Parallel zu der körperlichen Repression überziehen die Behörden die | |
Demonstranten mit einer Welle von Klagen. Diese reichen vom Vorwurf von | |
„Hausfriedensbruch“ bis zu angeblichem Aufstand. Hunderte wurden | |
festgenommen, mussten erniedrigende Ganzkörperdurchsuchungen über sich | |
ergehen lassen und orangefarbene Overalls tragen. Während die großen | |
US-Medien den Konflikt lange ignorierten, landeten auch mehrere | |
Journalisten von engagierten linken Medien in North Dakota vor Gericht. | |
## Obama schweigt | |
Außer am Rand des Reservats ist die 1.200 Meilen lange Pipeline für 3,7 | |
Milliarden Dollar Baukosten fast fertig. Nach Auskunft der Betreiber könnte | |
sie Ende des Jahres in Betrieb gehen. Bislang hoffen die Demonstranten | |
vergeblich auf ein Machtwort aus dem Weißen Haus. Der scheidende Präsident | |
Barack Obama [2][hat zwar die umstrittene Keystone XL Pipeline gestoppt], | |
das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet und versprochen, er werde die | |
Souveränität der Stämme verteidigen. | |
Doch zur Dakota Access Pipeline schweigt Obama weitgehend. Er könnte sie | |
mit seiner Unterschrift streichen. Das würde zwar seinen Nachfolger im | |
Weißen Haus nicht daran hindern, die Entscheidung rückgängig zu machen, | |
hätte jedoch symbolischen Wert. | |
Der Multimilliardär Trump war selbst Anteilseigner der | |
Betreibergesellschaft Energy Transfer Partners – noch 2015 hielt er Anteile | |
im Wert von 0,5 bis 1 Million Dollar –, und er hat gesagt: „Ich will die | |
Pipeline, und ich will davon profitieren.“ | |
1 Dec 2016 | |
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## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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