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# taz.de -- Protest gegen Lohndumping bei Real: Streik gegen den realen Horror
> Der Metro-Tochter Real wird vorgeworfen, Leiharbeit auszunutzen und
> Lohndumping zu betreiben. 34.000 Beschäftigte sind zum Streik aufgerufen.
Bild: Am Freitag, den 13.7., sind in 19 Städten Deutschlands Aktionen gegen Re…
Berlin taz | Welche Rolle spielen Gewerkschaften heute? Und welche Rolle
sollten sie eigentlich spielen? Elmar Wigand, dem Sprecher der
„Bürgerrechtsinitiative Aktion Arbeitsunrecht e.V.“ aus Köln, fällt eine
Antwort darauf nicht schwer: Eine Gewerkschaft müsse „eine soziale
Bewegung“ sein.
Für Freitag, den 13. Juli, „den schwarzen Freitag“, kündigte die Initiati…
Aktionen in über 19 Städten gegen die [1][Metro AG und deren
Einzelhandelstochter Real] an. Es gehe darum, gegen die „Geschäftspraktiken
der Metro AG“ vorzugehen, heißt es in einer Erklärung. Die Vorwürfe: Metro
beziehungsweise Real würde Tarifflucht begehen, Leiharbeit missbrauchen und
Lohndumping betreiben. Real nutze Werkverträge und Leiharbeit auch in
„Kernbereichen“ wie Supermarktkassen und Beratungsfunktionen, um das
„Equal-Pay-Gebot“ für Leiharbeit zu umgehen.
Letzteres Gebot wurde im April 2017 auf Initiative der SPD gesetzlich
verankert, um gleichen Lohn für gleiche Arbeit in der Zeitarbeit zu
garantieren, wenn der entliehene Arbeitnehmer längere Zeit im gleichen
Betrieb jobbt. Wigand sagt: „Weil das Equal-Pay-Gebot erst ab neun Monaten
gilt, entlassen die Leihunternehmen, die Real einsetzt, oft schon früher
oder befristen von vornherein auf unter neun Monate.“
Unter dem Motto „Der Horror ist real“ veranstaltet die Initiative deshalb
auch in Düsseldorf, dem Konzernsitz von Metro, eine Aktion. Ein
„Arbeiter_innen-Auto-Korso“ werde dort eine „rote Karte“ von einem
Real-Markt im Stadtteil Bilk zur Tonhalle fahren, wo an diesem Tag ein
Pop-Jazz-Konzert stattfindet, heißt es in der Erklärung der Initiative. Die
Tonhalle wird von der Metro AG gesponsert. In Berlin spricht an diesem
Freitag zugleich Pascal Meiser, Bundestagsabgeordneter der Linkspartei.
Meiser sagte der taz: „Die Tarifflucht des Metro-Konzerns ist ein Angriff
auf die Beschäftigten, die oft abends und am Wochenende hinter der Kasse
arbeiten oder Regale füllen.“
## Verdi ruft zum Streik auf
Die Aktion Arbeitsunrecht kritisiert, dass die Metro AG ein „Tarif-Theater“
mit der „Scheingewerkschaft“ DHV betreibe, „um Dumping-Tarifverträge
abzuschließen, die über 20 Prozent Lohneinbuße bedeuten“. Die CDU-nahe DHV
nennt sich „Die Berufsgewerkschaft“, hat aber nur wenige Mitglieder.
„Eigentlich ist die Gewerkschaft DHV nicht tariffähig, weil sie nicht
streikfähig ist. Und deshalb auch keine legitime Interessenvertretung“,
sagt Wigand.
Zugleich ruft die Gewerkschaft Verdi die 34.000 Beschäftigten des
Warenhauses an diesem Freitag zu bundesweiten Streiks aus. In einer
Erklärung von Verdi heißt es, dass sich diese Maßnahme gegen die
Tarifflucht und die angekündigte, drastische Lohnabsenkung richte. Stefanie
Nutzenberger, Verdi-Bundesvorstandsmitglied, wird wie folgt zitiert: „Wir
wollen keine Dumpinglöhne, wir kämpfen für Löhne, von denen man leben
kann.“ Der Streik am Freitag sei zeitlich unbegrenzt, sagte eine Sprecherin
von Verdi der taz am Freitagvormittag.
Sowohl Verdi als auch Aktion Arbeitsunrecht würden „falsche Informationen
über Real“ verbreiten, antwortet dagegen ein Sprecher von Real auf eine
Anfrage der taz. Das Unternehmen setze Leiharbeit „im gesetzlichen Rahmen“
ein, etwa „um saisonale Bedarfsspitzen etwa im Weihnachtsgeschäft
aufzufangen“, sagt der Sprecher. Außerdem habe Real seit Anfang Juni
[2][Tarifverträge], die zwischen dem Arbeitgeberverband AHD und der
Gewerkschaft DHV ausgehandelt worden seien.
13 Jul 2018
## LINKS
[1] /Handelskonzern-Metro/!5291216
[2] /Drogeriekette-will-keine-Tarifvertraege/!5509747
## AUTOREN
Volkan Ağar
## TAGS
Verdi
Streik
Einzelhandel
Real
Managergehälter
Mindestlohn
Verdi
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