# taz.de -- Protest gegen Castortransport: Atommüll auf dem Weg nach Bayern | |
> Der Castorbehälter aus Großbritannien ist in Niedersachsen angelandet. | |
> Initiativen kündigen Proteste gegen den Atommülltransport an. | |
Bild: Von Sellafield nach Isar bei Landshut, der Castor rollt ab jetzt wieder | |
Göttingen taz | Ein mit sieben Castorbehältern beladenes Spezialschiff hat | |
am Dienstagmorgen den niedersächsischen Hafen Nordenham erreicht. Die | |
„Pacific Grebe“ habe um 5.30 Uhr angelegt, teilte das Anti-Atom-Bündnis | |
„Castor stoppen“ mit. Der Spediteur, die Gesellschaft für Nuklear-Service | |
(GNS), bestätigte die „planmäßige“ Ankunft des Schiffes. | |
Die Castoren enthalten hochradioaktiven Müll aus deutschen Atomkraftwerken, | |
der in der [1][britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield] recycelt | |
wurde und nun von Deutschland zurückgenommen werden muss. Bis zum Jahr 2005 | |
hatte die Bundesrepublik einen Teil der verbrauchten Brennelemente nach | |
Frankreich und Großbritannien zur Wiederaufarbeitung gebracht. Aus | |
Sellafield müssen insgesamt noch 14 Castorbehälter zurückgenommen werden. | |
Die jetzt in Nordenham angelandeten Castoren werden für den Weitertransport | |
mit einem Kran auf Eisenbahnwaggons gehievt. Dies dauere mindestens einen | |
Tag, vermutet „Castor stoppen“. Mit der Abfahrt des Zuges rechnet die | |
Initiative frühestens für Mittwochabend. Ziel ist das Zwischenlager | |
Niederaichbach am Standort des stillgelegten AKW Isar nahe Landshut. In dem | |
Zwischenlager lagern bereits abgebrannte Brennelemente, die aus den beiden | |
stillgelegten Blöcken stammen. | |
Behörden und Polizei geben zur Route und der genauen Abfahrtszeit des Zuges | |
keine Auskunft. Im Bereich des Hafens und des Nordenhamer Bahnhofs waren am | |
Dienstagmorgen Mannschaftswagen aufgefahren. Einwohner müssten sich „in den | |
nächsten Tagen“ auf Verkehrsbehinderungen und Straßensperrungen einstellen, | |
heißt es in einer Mitteilung der Polizei. Bis Donnerstag hat die Polizei | |
eine Flugverbotszone über dem Hafengebiet und der Bahnstrecke | |
Nordenham-Hude eingerichtet. | |
## Transport nur ins Endlager | |
Im Rahmen des Verladeprozesses würden Sachverständige erneut Messungen an | |
allen sieben beladenen Waggons vornehmen, erklärte die GNS – „um | |
nachzuweisen, dass der gesetzlich vorgegebene Grenzwert für die Strahlung | |
während des Bahntransports zuverlässig eingehalten wird“. Bereits in | |
Sellafield hätten Messungen an den beladenen Behältern ergeben, dass der | |
gesetzliche Grenzwert von 100 Mikrosievert pro Stunde für die sogenannte | |
Ortsdosisleistung in zwei Meter Abstand weit unterschritten werde. | |
Atomkraftgegner kritisieren die neuerliche Fuhre scharf. „So lange nicht | |
für ein einziges Gramm des bisher entstandenen Atommülls ein Konzept für | |
eine sichere Endlagerung entsteht, müssen Atomtransporte unterbleiben“, | |
sagt Bündnis-Sprecherin Kerstin Rudek. „Jeder Castortransport ist einer zu | |
viel, weil er das Problem nur verschiebt und nicht löst.“ | |
Ähnlich äußert sich Helge Bauer von der [2][Anti-Atom-Organisation | |
„.ausgestrahlt“]: „Das Hin-und-her-Verschieben von Castoren bringt uns | |
einer sicheren Lagerung nicht näher“, sagt er. Jeder Castortransport berge | |
enorme Risiken. Atommüll sollte nur ein einziges Mal transportiert werden, | |
und zwar in ein Endlager. Das gelte auch für den deutschen Atommüll aus der | |
Wiederaufarbeitung im Ausland, zu dessen Rücknahme die Bundesrepublik | |
selbstverständlich verpflichtet sei. [3][Die deutschen Zwischenlager bieten | |
nach Ansicht von „.ausgestrahlt“ keinen ausreichenden Schutz für | |
hochradioaktive Abfälle]. Sie seien bei ihrer Errichtung den | |
sicherheitstechnischen Herausforderungen nicht gewachsen gewesen und seien | |
es heute, in einer sich verschärfenden Sicherheitslage, erst recht nicht. | |
Weder ein Castortransport noch ein Atommülllager könne etwa einem | |
Drohnenangriff standhalten. | |
Für diesen Mittwoch kündigten Initiativen Mahnwachen und Kundgebungen | |
entlang der voraussichtlichen Bahnstrecke an. Aktionen waren in Nordenham, | |
Bremen und Göttingen geplant. Bereits am Samstag hatten | |
Atomkraftgegner:innen mit Transparenten vor dem Bremer Bahnhof gegen | |
den Transport protestiert. Auch auf dem Bahnhofsvorplatz in Nordenham gab | |
es zeitgleich eine kleine Demo. | |
1 Apr 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Sellafield/!t5017839 | |
[2] /Russische-Atomkraft-in-Niedersachsen/!6020171 | |
[3] /Schutz-reicht-nicht-aus/!6064867 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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