# taz.de -- Präsidentschaftswahlen in den USA: Wo der Triumph Schwächen zeigt | |
> Donald Trump marschiert zur Präsidentschaftskandidatur der Republikaner | |
> durch, doch es gibt Schwachpunkte. Konkurrentin Haley will nun | |
> aussteigen. | |
Bild: Fort Worth, Texas, 4. März: Nikki Haley spricht bei einer Wahlkampfveran… | |
WASHINGTON taz | Der frühere US-Präsident Donald Trump steht nach seiner | |
fortgesetzten [1][Siegesserie bei den republikanischen Vorwahlen] kurz vor | |
der Nominierung als erneuter Präsidentschaftskandidat der Republikanischen | |
Partei. Wie am frühen Mittwoch (Ortszeit) bekannt wurde, will sich Nikki | |
Haley aus dem parteiinternen Rennen zurückziehen und somit den Weg für | |
Trump frei machen. Dies berichteten das Wall Street Journal und der | |
US-Sender CNN. Eine Erklärung war für den frühen Nachmittag erwartet. | |
Einige Politikbeobachter sehen in Trumps bisherigen Vorwahlsiegen dennoch | |
eine Schwäche, die besonders in Hinblick auf die eigentlichen Wahlen im | |
November ein Problem für den Ex-Präsidenten darstellen könnte. „Innerhalb | |
der republikanischen Partei existiert aktuell eine 70-30-Spaltung. Donald | |
Trump dominiert knapp 70 Prozent der Republikaner. Sie mögen ihn und sie | |
glauben, dass er der Wirtschaft helfen und die Grenzproblematik löst | |
werde“, sagt John Conway, Direktor für politische Strategie bei der | |
Kommunikationsagentur Longewell Partners, im Gespräch mit der taz. | |
Aber es gibt eben auch die anderen 30 Prozent unter den Republikanern. | |
Diese glauben, dass Trump nicht dazu geeignet sei, dass Land zu regieren. | |
Die meisten dieser Wähler haben in den bisherigen Vorwahlen für die frühere | |
UN-Botschafterin und Gouverneurin des Bundesstaates South Carolina, | |
[2][Nikki Haley], gestimmt. | |
Dass Haley in vielen US-Bundesstaaten im Schnitt ein Drittel der | |
republikanischen Stimmen erhalten hat, müsse für Trump ein Warnzeichen | |
sein. Denn wer wie ein Amtsinhaber in den Wahlkampf geht, gewinnt | |
normalerweise entscheidender, erklärten mehrere republikanische Strategen | |
in den vergangenen Wochen. „Wenn er 30, 20 oder auch 15 Prozent dieser | |
republikanischen Wähler verliert, dann hat er im November echte | |
Schwierigkeiten gegen Joe Biden“, sagt Conway. | |
## Biden muss Anti-Trump-Republikaner:innen gewinnen | |
Ein noch größeres Problem als die prozentualen Werte sind allerdings die | |
Gründe, die Nicht-Trump-Republikaner anführen, warum sie nicht für den | |
Ex-Präsidenten stimmen. | |
„Eine Analyse aus den bisherigen Vorwahlen hat gezeigt, dass Nikki Haley | |
etwa 30 Prozent der Wähler gewinnt, die sich selbst als traditionelle | |
Republikaner bezeichnen. Sie gewinnt auch knapp 30 Prozent der | |
Republikaner, die nicht glauben, dass die Wahl 2020 gestohlen wurde und 30 | |
Prozent der Republikaner, die nicht für Donald Trump stimmen würden, wenn | |
er wegen eines Verbrechens verurteilt würde“, so Conway. | |
Laut dem Politikstrategen sollte das Wahlkampfteam von Präsident Joe Biden | |
versuchen, diese oft als moderat beschriebenen republikanischen Wähler für | |
sich zu gewinnen. Und Haleys Strategie könnte dabei zumindest in Teilen als | |
Vorbild dienen. | |
„Einer der Gründe, warum Nikki Haley so lange durchgehalten hat, ist, dass | |
sie beschlossen hat, die Wahrheit über Donald Trump zu sagen, darüber zu | |
sprechen, wie ungeeignet er für das Amt des Präsidenten ist, wie er eine | |
Gefahr für unser Land darstellt und warum die Republikanische Partei und | |
das Land jemanden wie sie brauche. Ich denke, dass die Wähler, die Nikki | |
Haley in den letzten Monaten zur Wahl gebracht hat, sie mit großer | |
Begeisterung unterstützen, um Donald Trump zu stoppen. Und ich denke, dass | |
diese Wähler im November eine entscheidende Rolle spielen werden“, sagt | |
Conway. | |
## Die Umfragen sprechen für Trump | |
Dem gegenüber stehen jedoch aktuelle Umfragen, die zeigen, dass Trump im | |
direkten Zweikampf mit Biden im Moment die Nase vorne hat. Bidens größtes | |
Manko ist und bleibt sein Alter. Er wäre bei seiner zweiten Amtsvereidigung | |
bereits 82 Jahre alt. Hinzu kommt, dass die Unterstützung Israels für Unmut | |
unter progressiven und jungen Wählern sorgt, die für eine permanente | |
Waffenruhe in Gaza protestieren. | |
Laut einer gemeinsamen [3][Umfrage der New York Times und des Sienna | |
College] sagen 65 Prozent der Amerikaner:innen, dass das Land sich in eine | |
falsche Richtung bewegt. Weitere 43 Prozent erklärten sogar, dass Bidens | |
Politikentscheidungen sie persönlich benachteiligt hätten. Glaubt man | |
diesen Umfragewerten, dann ist es entscheidend für die Demokraten, dass sie | |
im November Anti-Trump-Wähler gewinnen. | |
„Am Ende werden wenige Hunderttausend, vielleicht sogar nur Zehntausende | |
Stimmen über die Wahl 2024 entscheiden. Und ich denke, dass es für Biden im | |
November wichtig sein wird, diese Wähler daran zu erinnern, warum sie | |
Donald Trump bei den republikanischen Vorwahlen 2024 für ungeeignet | |
hielten“, sagt Conway. | |
6 Mar 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Vorwahlen-in-den-USA/!5996765 | |
[2] /Nikki-Haley-gegen-Donald-Trump/!5993228 | |
[3] https://www.nytimes.com/2024/03/02/us/politics/biden-trump-times-siena-poll… | |
## AUTOREN | |
Hansjürgen Mai | |
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