# taz.de -- Präsidentschaftswahlen in den USA: Erster Sieg für Haley bei Vorw… | |
> Erstmals kann sich die Republikanerin gegen Konkurrent Trump durchsetzen. | |
> Ihr Sieg in Washington D.C. ist aber nur ein kleiner. | |
Bild: Ich bin’s – die Gewinnerin, Nikki Haley | |
WASHINGTON dpa | In den US-Präsidentschaftsvorwahlen der Republikaner hat | |
die frühere UN-Botschafterin [1][Nikki Haley] ihren ersten Sieg im Duell | |
gegen Ex-Präsident Donald Trump eingefahren. Haley entschied die | |
parteiinterne Abstimmung im Hauptstadtdistrikt Washington für sich, wie die | |
Republikanische Partei in Washington am Sonntagabend nach der Abstimmung | |
mitteilte. | |
Das Ergebnis ändert nichts an der eindeutigen Dominanz Trumps in dem | |
Rennen, bricht allerdings dessen bisherige Siegesserie und beschert Haley | |
zumindest einen symbolischen Erfolg – wenn auch nur einen kleinen. Trump | |
hatte zuvor alle parteiinternen Vorwahlen mit Leichtigkeit gewonnen und ist | |
auch bei den weiteren Abstimmungen der klare Favorit. | |
Die US-Hauptstadt ist extrem [2][demokratisch geprägt], urban, mit hohem | |
Bildungsgrad. Washington gilt als Hochburg des Anti-Trump-Lagers, Anhänger | |
des Ex-Präsidenten sind hier deutlich unterrepräsentiert – daher Haleys | |
Erfolg, der aber eben eher symbolischer Natur ist. | |
In der US-Hauptstadt an der Ostküste des Landes selbst leben rund 700.000 | |
Menschen. Im Großraum Washington, also inklusive des Ballungsraumes | |
drumherum, sind es mehrere Millionen. Nach Angaben der Republikanischen | |
Partei wurden bei dem internen Votum in Washington nur gut 2.000 Stimmen | |
abgegeben, es gab nur ein einziges Wahllokal. Das Ergebnis hat daher | |
begrenzte Aussagekraft. Teilnehmen können bei den meisten der Vorwahlen in | |
den USA nur jene, die sich für die jeweilige Partei vorab registrieren | |
lassen. Die Wahlbeteiligung ist daher oft vergleichsweise gering. Haley | |
holte laut Partei in der US-Hauptstadt rund 63 Prozent der Stimmen, Trump | |
rund 33 Prozent. | |
## Trump reagiert pampig auf Haleys Erfolg | |
Wer in den USA Präsidentschaftskandidat werden will, muss sich zunächst in | |
parteiinternen Vorwahlen durchsetzen. Das Abstimmungsverfahren der | |
Vorwahlen ist komplex und von Staat zu Staat unterschiedlich. Die beiden | |
großen Parteien stimmen dabei jeweils über die Delegierten ab, die auf den | |
Nominierungsparteitagen im Sommer dann ihren Kandidaten für die Wahl ins | |
Weiße Haus Anfang November küren. Der Nominierungsparteitag der | |
Republikaner findet Mitte Juli in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin statt. | |
Dort treffen sich 2.429 Delegierte. Um zu gewinnen, muss ein Kandidat | |
mindestens 1.215 Delegierte hinter sich versammeln. | |
Trump hatte bei den Vorwahlen in den vergangenen Wochen und Tagen bereits | |
244 Delegierte für sich gewonnen, Haley dagegen nur 24. Die Stimmen werden | |
mitunter proportional zum Abstimmungsergebnis vergeben, daher konnte Haley | |
bereits einige Stimmen sammeln, ohne eine einzelne Vorwahl zu gewinnen. Im | |
Hauptstadtdistrikt Washington waren lediglich 19 Delegiertenstimmen zu | |
vergeben – Haley kommt damit nun auf 43. Das Kräfteverhältnis in dem Duell | |
verändert sich durch den Sieg also nicht wesentlich. | |
Für Trump ist es aber zumindest ein Ärgernis, dass er in der | |
[3][Vorwahlserie nicht mehr ungeschlagen ist]. Entsprechend pampig | |
reagierte er auf Haleys Sieg. Auf der von ihm mitbegründeten Plattform | |
Truth Social schrieb der Ex-Präsident, er habe sich „absichtlich von der | |
Wahl in Washington ferngehalten, weil es der ‚Sumpf‘ ist, mit sehr wenigen | |
Delegierten und keinen Vorteilen“. Haley, die er als „Spatzenhirn“ | |
beschimpfte, habe dagegen ihre ganze Zeit, ihr Geld und ihre Bemühungen auf | |
die Abstimmung dort verwendet. | |
Er selbst habe stattdessen erst am Wochenende mehrere andere Vorwahlen | |
gewonnen, schrieb Trump weiter und sprach von einer „kompletten Zerstörung | |
eines sehr schwachen Gegners“. Trumps Wahlkampfteam tat Haleys Erfolg als | |
Zeichen dafür ab, dass sie lediglich beim Establishment in der Hauptstadt | |
punkten könne, nicht aber bei den Normalbürgern. | |
## „Trump und sein ganzes Chaos ablehnen“ | |
Haleys Team dagegen sprach von einem historischen Ergebnis: Noch nie zuvor | |
habe bei den US-Republikanern eine Frau eine Präsidentschaftsvorwahl | |
gewonnen. Es sei außerdem „nicht überraschend, dass die Republikaner, die | |
der Dysfunktion in Washington am nächsten stehen, Donald Trump und sein | |
ganzes Chaos ablehnen“. | |
Der 77-Jährige hat trotz diverser Skandale, Eskapaden und einer chaotischen | |
Amtszeit als Präsident großen Rückhalt in der Parteibasis. Auch große | |
juristische Probleme im Wahljahr – vier Anklagen in Strafverfahren und | |
empfindliche Schadenersatzzahlungen in zwei Zivilverfahren – haben Trump | |
bislang politisch nicht geschadet. | |
Offen ist, wie lange Haley noch im Rennen bleiben wird, da ihr faktisch | |
keine Chancen mehr eingeräumt werden, Trump zu schlagen. Selbst in ihrem | |
Heimatstaat South Carolina, wo Haley einst Gouverneurin war, hatte Trump | |
Ende Februar mit großem Abstand gesiegt. | |
Unterstützer des Ex-Präsidenten appellieren schon seit Wochen an die | |
52-Jährige, aufzugeben und ihre Wahlkampagne zu beenden. Haley hat bislang | |
jedoch betont, sie werde mindestens bis zum „Super Tuesday“ dabei bleiben: | |
Dies ist der nächste große Meilenstein im Wahljahr an diesem Dienstag, wenn | |
parallel in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten abgestimmt wird. Auf einen | |
Schlag werden dabei insgesamt mehr als ein Drittel aller Delegiertenstimmen | |
für den Nominierungsparteitag der Republikaner vergeben. Umfragen sagen in | |
den „Super Tuesday“-Staaten einen Sieg nach dem anderen für Trump voraus. | |
4 Mar 2024 | |
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