# taz.de -- Präsidentschaftswahlen in Guinea: Wahlen bringen keine Sicherheit | |
> Angst vor Gewalt: Staatschef Alpha Condé hat die Präsidentschaftswahl | |
> gewonnen, seine Gegner lehnen das Wahlergebnis ab. | |
Bild: Präsidentschaftskandidat Cellou Dallein Diallo bei seiner Stimmabgabe am… | |
BERLIN taz | Nach Auszählung von über drei Viertel der Stimmen der Wahl vom | |
11. Oktober lag Amtsinhaber Alpha Condé am frühen Freitag mit knapp 62% | |
praktisch uneinholbar vorn. Sein wichtigster Konkurrent Cellou Dallein | |
Diallo kam auf weniger als 30 Prozent und müsste von den verbleibenden | |
Stimmen fast alle holen, um Condé wenigstens in eine Stichwahl zu zwingen. | |
Dallein Diallo rechnet damit offensichtlich selbst nicht mehr, denn seit | |
Mittwoch erklärt seine Partei UFDG (Union der Demokratischen Kräfte | |
Guineas) zusammen mit sechs Kleinparteien, sie lehne die Zahlen der | |
Wahlkommission ab und ziehe sich aus den Wahlen zurück. Das vorläufige | |
amtliche Endergebnis wird für Freitag abend erwartet. Guineische Medien | |
rechnen auf Grundlage der bekannten Teilergebnisse aus den noch | |
ausstehenden Regionen mit 55% für Condé und 35 bis 40% für Cellou Dalein | |
Diallo. | |
Die Sorge ist groß, dass dieses Endergebnis dann Gewalt seitens | |
enttäuschter Oppositionsanhänger hervorruft, so wie bereits bei Condés | |
erster Wahl Ende 2010. Damals hatte Alpha Condé – als der jahrzehntelang | |
politisch verfolgte, historische Oppositionsführer des westafrikanischen | |
Landes – völlig überraschend Cellou Dallein Diallo, der zur größten | |
Volksgruppe Guineas gehört, der Peul, in der Stichwahl besiegt. Viele | |
Peul-Politiker haben sich bis heute damit nicht abgefunden, und die ohnehin | |
tiefen politischen Gräben zwischen Guineas ethnischen Gruppen haben sich | |
vertieft. | |
Condé gewann jetzt massiv in seinen Hochburgen, wie seine Heimatstadt | |
Kankan, wo er laut Wahlkommission bei 90 Prozent Wahlbeteiligung 96 Prozent | |
der Stimmen bekam – ein Ergebnis, das die Opposition nicht anerkennt. Er | |
holte auch massive Mehrheiten im äußersten Südosten des Landes an der | |
Grenze zu Liberia sowie, anders als noch 2010, in den Armenvierteln der | |
Hauptstadt Conakry. Offenbar werden hier seine politischen Reformen und vor | |
allem die Verbesserung der Sicherheitslage und der Stromversorgung | |
honoriert. | |
## Oppositionspartei spricht von Gewalt vor den Wahlen | |
Cellou Dallein Diallos Partei UFDG überlegt nun, ob sie zu Protesten | |
aufrufen soll. Der Oppositionschef wollte am Freitag auf dem Friedhof | |
Bambéto in der Hauptstadt einen angeblich bei Gewalt vor der Wahl getöteten | |
jungen Parteiaktivisten zu Grabe tragen helfen. Der 22jährige Mamadou | |
Yacouba Diallo sei am 7. Oktober von der Polizei erschossen worden, so die | |
UFDG, die von insgesamt 7 Toten durch Gewalt vor der Wahl spricht. Dass die | |
Beerdigung erst am 16. Oktober stattfindet – unüblich spät in einem fast | |
ausschließlich muslimischen Land – wird von Regierungsanhängern als | |
Provokation gewertet. Das Misstrauen zwischen beiden Lagern ist sehr hoch. | |
Verschiedentlich hatten Oppositionelle auch in den Tagen nach der Wahl in | |
ihren Hochburgen Straßenbarrikaden aus brennenden Autoreifen errichtet, | |
woraufhin die Polizei auf sie geschossen hatte. Es gab mehrere Verletzte. | |
Verschiedene westafrikanische Medien rechnen nun mit einer krisenhaften | |
Entwicklung in Guinea nach der Wahl, weil Condés Sieg zu deutlich sei, um | |
von der Opposition hingenommen werden zu können. Internationale | |
Wahlbeobachter haben die Wahl als korrekt bezeichnet und bemängelten | |
lediglich logistische Probleme. Die Menschenrechtsorganisation [1][Human | |
Rights Watch hat alle Parteien aufgefordert, ihre Anhänger zu Zurückhaltung | |
aufzurufen und keine Gewalt zu schüren.] | |
16 Oct 2015 | |
## LINKS | |
[1] https://www.hrw.org/news/2015/10/15/guinea-parties-should-show-restraint | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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