# taz.de -- Proteste in Guinea: Ernüchterung bei Demokraten | |
> Vor dem Jahrestag eines Massakers an Demonstranten durch das Militär 2009 | |
> sterben erneut Protestler. Die Kritik an Präsident Condés wächst. | |
Bild: Festnahme eines Bodyguards von Oppositionsführer Cellou Dalein Diallo au… | |
BERLIN taz | Die erste demokratische Regierung des westafrikanischen Guinea | |
gerät in Konflikt mit den demokratischen Kräften des Landes. Mindestens | |
drei Menschen starben und Dutzende wurden verletzt, als Polizei und | |
Gendarmerie am Dienstagabend gegen Demonstrationen in der Hauptstadt | |
Conakry vorgingen. Die Behörden hatten die Protestmärsche verboten, die | |
sich gegen Regierungspläne richteten, am 29. Dezember Parlamentswahlen | |
abzuhalten. | |
Das Verbot wog besonders schwer, weil die Opposition ihren geplanten Marsch | |
für den Vortag des 28. September angesetzt hatten, Jahrestag eines | |
Massakers an Demonstranten im Jahr 2009. 158 Menschen wurden am 28. | |
September 2009 von Soldaten massakriert und über 1.000 verletzt, als sie | |
gegen Pläne des damaligen Militärherrschers Dadis Camara protestierten, an | |
der Macht zu bleiben. | |
Das Massaker führte zum Sturz Dadis Camaras durch General Sekouba Konaté, | |
der 2010 Guineas erste freie Wahlen organisierte, die der historische | |
Oppositionsführer Alpha Condé gewann. | |
Regierungsangehörige werfen den Demonstranten vor, als Erste zu Gewalt | |
gegriffen zu haben. Augenzeugen berichteten, jugendliche Demonstranten | |
hätten Sicherheitskräfte mit Steinen beworfen und diese hätten mit | |
Tränengas zurückgeschossen, was zu einer Massenpanik geführt habe. | |
Zwei der Toten seien nicht Kugeln der Sicherheitskräfte, sondern | |
Messerstichen zum Opfer gefallen, erklärten Ärzte, die die Leichen | |
untersuchten. 23 Polizisten und Gendarmen seien verletzt worden, heißt es | |
von offizieller Seite. | |
Dennoch wirft die Opposition Condés Regierung einen zunehmend | |
diktatorischen Umgang mit ihren Gegnern vor. Menschenrechtsorganisationen | |
kritisieren schon lange, dass die Urheber des Massakers vom 28. September | |
2009 bis heute straffrei geblieben sind. Es heißt, Condé verlasse sich | |
auffällig auf Militärs aus seiner Ethnie der Malinke sowie aus dem Umfeld | |
des ehemaligen Diktators Dadis Camara, darunter auch Verantwortliche des | |
Massakers von 2009. | |
Der Übergang zur Demokratie ist in Guinea, das von seiner Unabhängigkeit | |
1958 bis Ende 2010 vom Militär regiert wurde, noch nicht vollendet. Freie | |
Parlamentswahlen stehen noch aus, und Oppositionsparteien verlangen, in | |
deren Vorbereitung einbezogen zu werden. Deswegen lehnen sie den einseitig | |
von der Regierung festgesetzten Wahltermin 29. Dezember ab. | |
Am Mittwoch kam es erneut zu Demonstrationen. In Teilen Conakrys | |
errichteten Jugendliche Straßensperren, die Gendarmerie setzte Tränengas | |
und Schlagstöcke ein. Condé und andere Regierungsmitglieder nahmen derweil | |
an offiziellen Gedenkfeiern für die Opfer von 2009 teil. | |
28 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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