# taz.de -- Friedlicher Machtwechsel in Guinea: Stunde der Hoffnung | |
> Nach dem Ende der Militärdiktatur hoffen viele auf den friedlichen | |
> Wandel. Doch bei einem neuen ethnischen Konflikt wäre die Armee machtlos, | |
> Guinea braucht die Unterstützung der Nachbarländer. | |
Die Wahl des legendären Oppositionsführers Alpha Condé zum Präsidenten von | |
Guinea sollte all jenen Auftrieb geben, die ihren Glauben an die | |
Möglichkeit von Demokratie in Afrika noch immer nicht verloren haben. | |
Jahrzehntelang Opfer politischer Verfolgung durch Guineas | |
Militärdiktatoren, verkörpert Condé die Hoffnung auf friedliche | |
Veränderung. Während die Nachbarländer Sierra Leone, Liberia und | |
Elfenbeinküste in den letzten Jahrzehnten blutige Bürgerkriege erlebten, | |
hat Guinea wider Erwarten den Wandel durch die Wahlurne herbeigeführt. | |
Doch Guineas Gesellschaft ist ethnizistisch aufgeheizt wie nie zuvor. Bei | |
der Stichwahl um die Präsidentschaft standen sich nicht nur zwei politische | |
Führer gegenüber, sondern auch die zwei größten Ethnien des Landes, die | |
Peul und die Malinke. Jetzt, wo der Malinke Condé gewonnen hat und sich der | |
Peul Cellou um den Sieg betrogen sieht, stehen auf beiden Seiten | |
Scharfmacher praktisch Machete bei Fuß. Für Guinea ist das eine | |
Zerreißprobe: Peul dominieren traditionell die Wirtschaft, Malinke das | |
Militär. Aber nur beide zusammen können das Land wieder aufbauen. | |
Guineas Stunde der Hoffnung ist daher zugleich eine Stunde der Wahrheit für | |
die gesamte Region. Denn sollte doch noch ein ethnischer Bürgerkrieg | |
ausbrechen, wäre Guineas Armee machtlos. Nach fünf Jahrzehnten | |
Gewaltherrschaft sind Guineas Generäle kompromittiert, das Offizierskorps | |
ist aufgebläht und die einfache Truppe schlecht bezahlt. Sie alle wären im | |
Falle von Gewalt eher Partei als Friedensstifter. | |
Die westafrikanischen Nachbarn, vor allem Senegal und die Mediatoren Mali | |
und Burkina Faso, stehen jetzt in der Pflicht, den Neuanfang in Guinea | |
politisch zu begleiten und notfalls militärisch abzusichern. Und die | |
ausländischen Investoren, die Milliardenprojekte zur Erschließung des | |
Rohstoffreichtums von Guinea versprochen haben, müssen ihre Pläne zügig | |
umsetzen. | |
17 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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