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# taz.de -- Polizeiwache statt Zuhause: Abgeführt in der Fußgängerzone
> Unsere Kolumnistin liebt ihr Bett und sucht immer den schnellsten Weg zu
> ihm. Das kann dann manchmal bis zur Ankunft sehr lange dauern.
Bild: Verkehrskontrolle
Wie viele Streitereien, Trennungen, Wutanfälle, Kündigungen, verzweifelte
Stunden ließen sich im Nachhinein [1][mit PM(D)S] erklären?
Teil dieser Überlegungen ist auch, was davon hätte verhindert werden und
wie viel Geld ich hätte sparen können. Hätte ich nur früher gewusst,
welchen Einfluss Hormone allmonatlich auf meine Gemütslage ausüben.
PM(D)S kann einer Person sehr teuer zu stehen kommen. Zum Beispiel wenn es
eine Strafanzeige mit Geldstrafe nach sich zieht. Vor Kurzem wurde mir
klar, der [2][bayerische Staat] hat über 2.000 Euro an meinem PM(D)S
verdient.
Ich verabscheue Ungerechtigkeiten, ich bin sehr impulsiv, ich liebe mein
Bett und suche immer den schnellsten Weg zu jenem, doch ich bin sicher,
ohne PM(D)S wäre es nicht zu folgender Eskalation gekommen:
## Es ging mir nicht gut
Vor einigen Jahren bin ich mit dem Fahrrad durch die Fußgängerzone einer
mittelfränkischen Großstadt gefahren. Wer darüber jetzt den Kopf schüttelt
und dessen Blutdruck in die Höhe geht: zurecht.
Zu meiner Verteidigung kann ich vorbringen: Es ging mir nicht gut. Gar
nicht gut. Ich hatte gerade stundenlangen Kund*innenkontakt als
Buchhändlerin hinter mir. Zudem war es eine Zeit in meinem Leben, in der
ich mit sehr vielen Ängsten zu kämpfen hatte. Und, jetzt kommt’s: Ich hatte
schmerzende Brüste, uns allen [3][bekannt als Busenweh].
In Ruhe und Frieden in meinem Bett liegen und vergessen, dass außerhalb des
Schlafzimmers eine Welt voller Anforderungen auf mich wartet, war mein
einziges Begehr.
Weiter konnte ich nicht denken. Hätte ich aber mal lieber, denn statt im
Bett endete dieser Tag auf dem ungemütlichen Stuhl einer Polizeiwache.
## Versuch, Mitleid zu erhaschen
Fahrradfahren in der Fußgängerzone sei verboten und der Spaß koste mich nun
ein Bußgeld in Höhe von 25 Euro, teilte mir der Polizist mit, der die
Ankunft an meinem Bett herauszögerte.
Für mich, die ich damals ALG1 bekam und mir lediglich mit einem Minijob
etwas dazuverdiente, war das viel Geld.
Also versuchte ich, Mitleid zu erhaschen. Ich räumte ein, mich unbedacht
verhalten zu haben, allerdings gehe es mir gerade sehr schlecht.
Den restlichen Weg würde ich das Rad selbstverständlich schieben. Statt
Mitgefühl schenkte er mir Paragrafen. Was nun? Ich versuchte der Geldstrafe
anderweitig zu entgehen, indem ich mich, das Fahrrad schiebend, an ihm
vorbeischleichen wollte. Nicht meine beste Idee.
Bei diesem Fluchtversuch hatte der Fahrradreifen nämlich das Bein des
Polizisten gestreift (Körperverletzung). Was bitte sei ihm anderes
übriggeblieben, als daraufhin Verstärkung zu rufen?
Dieser Schuft. Ich drohte zu platzen und belegte ihn mit Schimpfwörtern,
aus meinem nicht gerade kleinen Repertoire.
So wurde ich unter anderem zur Kardiologin und attestierte ihm einen Stein,
dort wo andere ein Herz hätten.
Als die Verstärkung kam, packten sie die Handschellen aus, und bugsierten
mich, unter Beschimpfungen, Schreien und Tritten meinerseits, in das
Polizeiauto. Widerstand gegen die Staatsgewalt, Beamtenbeleidigung,
Körperverletzung. So lauteten meine Straftatbestände.
An der Geldstrafe habe ich jahrelang abbezahlt und erst durch die
PMS-Ultras-Kolumne und die damit einhergehende intensive Beschäftigung mit
PM(D)S wurde mir klar:
Die schmerzenden Brüste, das Völlegefühl im Unterleib, ich hatte an diesem
Tag PM(D)S.
30 Nov 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Sarah Lorenz
## TAGS
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