# taz.de -- Oscar-Preisverleihung: Viele Stars, wenig Licht | |
> Die Academy beweist mit ihrer Oscar-Vergabe wieder mal, dass sie keinen | |
> Mumm hat. Den Preisträgern mangelt es daran nicht. Aber stehen sie auf | |
> der richtigen Seite? | |
Bild: Klare Botschaften bei der Oskarverleihung am Sonntag in Los Angeles | |
Bleibt man im Schisma von „Oppenheimer“ vs. „Barbie“, von Dunkelheit vs. | |
Licht, von Schwarz vs. Pink, dann ist der [1][siebenfache Sieg von | |
„Oppenheimer“] mehr als nur ein fehlgeleitetes Geschmacksurteil der | |
Academy. | |
Auf dem roten Teppich versteckt sich die Regression hinter unschuldig | |
wirkenden Ceasefire-Ansteckern. In ihrer Symbolik zielen die mal wieder | |
gekonnt daneben: die blutroten Hände? Von vielen Jüdinnen und Juden schon | |
mehrfach als Symbol des antisemitischen Lynchmords von Ramallah gedeutet. | |
Aber Symbole sind nun mal mehrdeutig. Nur Jonathan Glazer will seinen Film | |
„[2][The Zone of Interest]“ in die Eindeutigkeit politischer Gegenwart | |
retten: Auf die Dehumanisierung in [3][Auschwitz] folgt die Dehumanisierung | |
von Palästinensern – Israelis sind die neuen Nazis. | |
Denn: Nicht nur für die tatsächlich unmenschlichen Zustände in Gaza ist die | |
israelische „Occupation“ verantwortlich. Auch für das Massaker der Hamas am | |
7. Oktober. Getreu dem Motto: Die Juden sind selbst schuld, wenn sie | |
gehasst werden. Oder: Palästinensische Terroristen besitzen keine Agency, | |
sie sind nur Opfer ihrer jüdischen Verhältnisse. Bestätigung für Glazers | |
hinkenden Geschichtsvergleich: die Tränen der deutschen Schauspielerin | |
Sandra Hüller. | |
Eine Welt der grell leuchtenden Pink Emancipation wie der von Greta Gerwigs | |
„Barbie“ scheint schon wieder passé. Anstatt der befreienden Symbiose von | |
Pop, Plastik und Politik beklatscht man humanistisch aufgepäppelten | |
Geschichtsrevisionismus und, mit Blick auf Emma Stone in „[4][Poor | |
Things]“, den patriarchalen Fetisch für das Kind in der Frau. | |
In sind: verzweifelte Männer und schamerfüllte Juden. Out sind: souveräne | |
Frauen, indigene Stars wie Lily Gladstone und Juden, die sich selbst | |
verteidigen – oder zumindest vor falschen Auschwitzvergleichen | |
zurückschrecken. Verwundern braucht das nicht: Bei den diesjährigen Oscars | |
wird das Licht der Emanzipation mal wieder begraben. | |
11 Mar 2024 | |
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## AUTOREN | |
Jonathan Guggenberger | |
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