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# taz.de -- Neuer Statusbericht: Klimawandel bedroht Wattenmeer
> Extremes Wetter, steigende Meeresspiegel und höhere Temperaturen setzen
> auch das Wattenmeer unter Druck. Forscher sorgen sich um mehrere
> Auswirkungen.
Bild: Auch sie bekommen den Klimawandel zu spüren: rastende Vögel im Watt
Wilhelmshaven dpa | Folgen des [1][Klimawandels] an Land und auf See
verändern zunehmend auf verschiedenen Ebenen das Ökosystem im
Unesco-Weltnaturerbe [2][Wattenmeer]. Das geht aus einem neuen
Qualitätsstatusbericht zum Klimawandel hervor, den das Trilaterale
Wattenmeersekretariat in Wilhelmshaven veröffentlicht hat.
Änderungen seien etwa beim Meeresspiegel, Temperaturen und dem Vorkommen
extremer Wetterereignisse zu beobachten, sagte Julia Busch,
Programmleiterin Klimawandel beim Wattenmeersekretariat, der Deutschen
Presse-Agentur. „Wenn wichtige Elemente in diesem gut eingespielten System
fehlen oder sich verschieben, hat das Auswirkungen auf das ganze System.“
Hinzu komme die menschliche Nutzung des Wattenmeers etwa für Fischerei und
Tourismus.
Seit der Veröffentlichung des vergangenen Statusberichts zum Klimawandel im
Wattenmeer 2017 seien „beispiellose Veränderungen“ im Wattenmeer zu
beobachten gewesen, wird die Hauptautorin des Berichts, Katja Philippart,
Wissenschaftlerin am Königlichen Niederländischen Institut für
Meeresforschung (NIOZ), in einer Mitteilung des Wattenmeersekretariats
zitiert. Dazu zählten ein Massensterben von Herzmuscheln infolge einer
Hitzewelle 2018, ein Rückgang des Süßwassereinflusses aus Flüssen in die
Nordsee sowie ein Anstieg des Meeresspiegels.
Es sei dringend notwendig, koordiniert Maßnahmen gegen Klimawandelfolgen
für das Wattenmeer zu treffen. „Wege zu finden, die dem Ökosystem mehr Zeit
geben, um sich an diese Aspekte des Klimawandels anzupassen, wird eine
große Herausforderung für alle sein, die an Monitoring, Forschung und
Management des Wattenmeers beteiligt sind“, sagte Philippart.
## Temperaturrekord im westlichen Wattenmeer
Infolge der globalen Klimaveränderungen registrieren Wissenschaftler auch
zeitweise Anstiege bei Luft- und Wassertemperaturen im Nordsee-Gebiet. Die
Studienautoren verweisen etwa darauf, dass im westlichen Wattenmeer im Juni
vergangenen Jahres mit 18,5 Grad die höchste Meereswassertemperatur seit
160 Jahren gemessen wurde.
Einige Arten könnten sich gut auf höhere Temperaturen einstellen, andere
weniger, sagte Busch. „Eine Änderung der Artenzusammensetzung sehen wir
jetzt schon.“ Wissenschaftler sehen etwa seit Längerem mit Sorge, dass sich
Flug- und Rastzeiten von Zugvögeln verschieben. Der Bericht nennt als
Beispiel Uferschnepfen, die ihre Rast im Wattenmeer verkürzen müssen, um
mit dem durch die Erderwärmung ausgelösten früheren Schlupf von Insekten,
die als Nahrungsquelle dienen, in ihrem Brutgebiet Sibirien gleichzuziehen.
Der Bericht verweist zudem auf eine Studie, wonach sich etwa auch der
Wattwurm infolge des Klimawandels nach Norden bewegen und so das Vorkommen
zurückgehen könnte.
Auch Auswirkungen des Klimawandels an Land bekomme das Wattenmeer zu
spüren, etwa durch einen erhöhten Ressourcenverbrauch von Süßwasser an
Land, sagte Busch. „Das ist ein Punkt, der bisher vielleicht wenig
Beachtung gefunden hat.“ Ein Beispiel seien Änderungen beim Salzgehalt. Je
weniger Süßwasser in das salzhaltige Wattenmeer kommt, desto höher bleibe
der Salzgehalt, sagte Busch. Das Wasser werde also weniger verdünnt.
Da Frühjahr und Sommer zuletzt im Durchschnitt trockener und wärmer waren,
leiteten Flüsse wie Ems, Elbe und Weser weniger Süßwasser in das
Wattenmeer. „Dies beeinträchtigt das Leben von Algen und damit auch von
Fischen und Vögeln im Watt“, erklärte Philippart. Denn Süßwasser enthält
etwa Phosphat und Stickstoff, die als Grundlage für das Algenwachstum und
so für die Nahrungskette dienen.
## Hitzewelle trifft Herzmuscheln
Auch [3][extreme Wettereignisse wie etwa Hitzewellen] werden absehbar zu
einem Problem für das Leben im Wattenmeer, schreiben die Studienautoren.
Philippart verweist auf das große Sterben von Herzmuscheln im Sommer 2018
im niederländischen Wattenmeer. „Neben der Hitze hatte das vermutlich auch
mit dem Rückgang des Angebots an Süßwasseralgen als Nahrungsquelle für
diese Muscheln zu tun.“
Der neue Bericht ist Teil einer Berichtssammlung, die die Bewertung des
ökologischen Zustands des Wattenmeers widerspiegeln. Andere Statusberichte,
die auch regelmäßig aktualisiert werden, beschäftigen sich etwa mit Arten
und Umweltverschmutzung. An dem neuen Bericht zum Klimawandel arbeiteten
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen drei
Wattenmeer-Anrainerstaaten Deutschland, Dänemark und den Niederlanden.
23 Feb 2024
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