# taz.de -- Neue Schwimmbadregel in Berlin: Im Energiesparmodus | |
> Neue Bademoden sind möglich. Weil die Bäder weniger oder auch gar nicht | |
> mehr beheizt werden, darf man jetzt in Berlin mit Neoprenanzug ins | |
> Becken. | |
Bild: Wenn das Wasser doch zu kalt ist… | |
BERLIN taz | Es könnte der Beginn einer Bademoden-Revolution sein: In | |
Berlin ist seit Anfang der Woche [1][das Tragen von Neoprenanzügen in | |
Schwimmbädern erlaubt] – damit die Badegäste nicht frösteln. Denn um | |
Energie zu sparen, haben die kommunalen Bäder-Betriebe bereits im Mai die | |
[2][Wassertemperatur in den Hallenbädern um ein Grad und in den Freibädern | |
um zwei Grad gesenkt]. | |
Letztere werden seit einigen Tagen nun gar nicht mehr beheizt. „Das Wasser | |
wird ausschließlich mit der Kraft der Sonnenstrahlung erwärmt“, teilte das | |
Unternehmen mit. In einigen Bädern unterstütze zusätzlich eine | |
Solarbeheizungsanlage. | |
Badegäste dürfen ihre Bahnen künftig also auch in Neoprenanzügen ziehen. | |
Diese schützen vor großem Wärmeverlust. In standardmäßig unbeheizten | |
Freibädern wie etwa in Hamburg gehören „Neos“ bereits zum normalen Bild, | |
wenn die Sonne das Wasser nicht richtig aufwärmen kann. | |
Gut möglich, dass man sich auch in Berliner Schwimmbädern künftig fühlt wie | |
im Tauchkurs oder in der Surfschule: Neoprenbedeckte Körper, so weit das | |
Auge reicht, neben jedem Handtuch eine abgelegte Umhüllung, tropfende | |
Schwimmanzüge auf allen Liegen. Eine skurril Vorstellung, Heerscharen | |
dieser glitschig-glänzenden Kautschukanzüge auch durch die Hallenbäder der | |
Hauptstadt watscheln zu sehen. | |
Andererseits: Greift künftig jede:r zum Neo, nur weil das Wasser im | |
Hallenbad ein Grad kälter ist? Wie viele Leute haben überhaupt einen | |
Schwimmanzug im Kleiderschrank? Wer weiß, vielleicht brüten die | |
Herstellerfirmen schon über neue, fetzig frische Designs. Möglicherweise | |
sieht man bald Ausgefalleneres als die aktuell vorherrschenden schwarzen, | |
grauen oder dunkelblauen Anzüge. | |
Ästhetisch ist also noch Luft nach oben. Allerdings kann man durch die | |
Senkung der Wassertemperatur um ein Grad zehn Prozent Energie einsparen, | |
schätzen die Berliner Bäder-Betriebe. Und sie haben noch einen weiteren | |
Tipp für die Badegäste: „Badekappen aus Latex tragen dazu bei, dass der | |
Kopf nicht auskühlt“, heißt es in einer Mitteilung. Die Hauben waren im | |
Schwimmbad bislang weiter verbreitet als Neoprenanzüge. Zwar seien diese | |
bis dato nicht explizit verboten gewesen, erklärt eine Sprecherin der | |
Bäder-Betriebe auf taz-Anfrage. Das sei unterschiedlich gehandhabt worden. | |
Nun allerdings sind Schwimmanzüge explizit erlaubt. | |
Gut, dass das endlich eindeutig geklärt ist. | |
Für solche Dinge gibt es die [3][Hausordnung der Berliner Bäder]. Doch Hand | |
aufs Herz – wer schaut da schon rein? Zeit also, einen Blick in das | |
Dokument zu werfen. Das fördert interessante Erkenntnisse zutage. So heißt | |
es unter Punkt 22 der allgemeinen Hinweise, die Benutzung von mitgebrachten | |
Musikinstrumenten sei nicht erlaubt. Das gilt auch für mitgebrachte | |
Fernsehgeräte. Ob der Punkt aufgrund vergangener Vorfälle oder aber | |
präventiv in der Hausordnung verankert ist, geht aus dem Dokument nicht | |
hervor. | |
Sollte man das Verbot nicht auch überdenken? Musik und Fernsehgeflimmer am | |
Beckenrand: das [4][Soziotop Schwimmbad] könnte ungeahnte Fortentwicklungen | |
erfahren. | |
3 Sep 2022 | |
## LINKS | |
[1] /!5874832/ | |
[2] /Berlins-Freibaeder-werden-weniger-geheizt/!5847007 | |
[3] https://www.berlinerbaeder.de/service/hausordnung/ | |
[4] /Plaedoyer-fuer-eine-Institution/!5518523 | |
## AUTOREN | |
Jonas Wagner | |
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