# taz.de -- Berlins Freibäder werden weniger geheizt: Schneller schwimmen, bit… | |
> Am 1.-Mai-Wochenende startet die Freibadsaison – ganz ohne | |
> Corona-Auflagen. Um russisches Gas zu sparen, ist das Wasser künftig | |
> etwas kälter. | |
Bild: Blaugefroren im Wannsee: Im dortigen Strandbad war bereits am Karfreitag … | |
BERLIN taz | Etwas verfroren stand die versammelte Hauptstadtpresse am | |
Montagmorgen im Sommerbad Wilmersdorf herum, und [1][Innensenatorin Iris | |
Spranger (SPD)], die auch das Sportressort verantwortet, war sogar noch im | |
Wintermantel gekommen. Doch auch wenn das Wetter sich noch nicht nach | |
Sommer anfühlte: Ab Samstag kann – wer sich denn traut – wieder draußen | |
schwimmen. Den Auftakt machen das Sommerbad im Olympiastadion und das | |
Kombibad Spandau-Süd. Das Prinzenbad folgt am 1.-Mai-Sonntag. Im Strandbad | |
Wannsee kann man sich sogar schon seit Karfreitag verkühlen. | |
Diese Freibadsaison ist vielleicht auch in erster Linie dazu geeinigt, sich | |
ein bisschen freizuschwimmen von dem Pandemiegefühl der vergangenen beiden | |
Sommer. „Es wird eine normale Freibadesaison“, versprach der Vorstandschef | |
der Berliner Bäder-Betriebe, Johannes Kleinsorg. | |
[2][Zeitfenstertickets und Zugangsbeschränkungen] wird es also in diesem | |
Sommer nicht mehr geben – was auch heißt: Es wird wieder voll(er) im | |
Becken. Wer sich in den letzten beiden Jahren daran gewöhnt hatte, dass mit | |
ein bisschen Vorausplanung beim Ticketkauf auch zu Stoßzeiten so etwas wie | |
Schwimmen tatsächlich möglich war, muss sich jetzt wieder umgewöhnen und | |
seufzt innerlich leise (so wie die Autorin). | |
Immerhin, verspricht Bäder-Chef Kleinsorg: Den Onlineshop werde es | |
weiterhin geben, inklusive eines Ampelsystems. Die Hoffnung ist natürlich, | |
dass potenzielle Kund*innen zögern, sich vor der Analog-Kasse noch in die | |
Schlange einzureihen, wenn die Ampel etwa beim Prinzenbad auf Rot | |
(„ausverkauft“) steht. Ob sie dann allerdings auf die Idee kommen, sich für | |
das Sommerbad Staaken-West eine Familienkarte zu kaufen? Man wird sehen. | |
„Wir erhoffen uns eine Reduzierung der Schlangen vor den Kassen und eine | |
besser verteilte Auslastung der Bäder“, sagt jedenfalls Kleinsorg. | |
## Zwei Grad kälter | |
Lohnen könnte vor dem Ticketkauf in diesem Jahr durchaus auch ein Blick auf | |
die Wassertemperaturangaben in den Bädern. Weil nämlich auch in den | |
Berliner Schwimmbädern russisches Erdgas das Wasser erwärmt, will man die | |
Temperatur in den Sommerbädern um zwei Grad Celsius absenken, in den | |
Hallenbädern um ein Grad Celsius. „Das ist unser Beitrag, den wir leisten | |
wollen“, sagte Kleinsorg. Das Einsparpotenzial schätzt er auf mindestens 10 | |
Prozent. Nicht frieren müssen sollen Kinder und Menschen, die die | |
Therapiebecken benutzen – dort wird weiter so geheizt wie zuvor. | |
Höhere Ticketpreise seien aber, trotz steigender Energiepreise, kein Thema, | |
versichert Kleinsorg – zumindest nicht in diesem Jahr, weil man da noch zu | |
Konditionen beliefert werde, die bereits vor dem russischen Angriffskrieg | |
in der Ukraine beschlossen wurden. Die Sommermehrfachkarte (20 Eintritte) | |
gibt's also 2022 nochmal für 70 Euro. | |
Corona und Krieg ließen dann beinahe den „Paradigmenwechsel“ ein bisschen | |
in den Hintergrund geraten, den Senatorin Spranger am Montag nicht müde | |
wurde zu betonen. Die Bäder-Betriebe und das Land Berlin haben nämlich | |
einen Vertrag miteinander geschlossen – beinahe wundert man sich, dass das | |
bisher nicht so war –, der die Bäder-Betriebe dazu verpflichtet, eine | |
bestimmte Anzahl von „Wasserstunden“ pro Jahr zu garantieren. Anders | |
gesagt: Das Land bestellt erstmals eine konkrete Leistung, sprich | |
garantierte Öffnungszeiten, für die es sich im Gegenzug verpflichtet zu | |
bezahlen. Toll findet das auch Kleinsorg, der mehr Planungssicherheit | |
sieht. | |
2022 sind es genau 146.000 Wasserstunden, die für Kitas, Schulen, Vereine | |
und die Öffentlichkeit reichen müssen. 63,7 Millionen Euro in 2022 und 66 | |
Millionen Euro in 2023 sind dafür im Haushalt vorgesehen. Allerdings kann | |
Spranger Öffnungszeiten bestellen, so viel sie will – „der Vertrag gilt und | |
da lasse ich Sie auch nicht raus!“, sagte sie am Montag mit unnötigem | |
Nachdruck in Richtung Kleinsorg – wenn der Sanierungsstau nicht | |
abgearbeitet wird. Den beziffern die Bäder-Betriebe bis 2030 auf 400 | |
Millionen Euro. Ein großer Posten ist zum Beispiel die Grunderneuerung des | |
Wellenbads am Spreewaldplatz (zuletzt ein Wasserrohrbruch zu Ostern). | |
Auch im Sommerbad Wilmersdorf standen am Montag noch die Bagger auf einer | |
Baustelle, die ab Juli 2022 das neu mit Edelstahl ausgekleidete | |
Schwimmerbecken des Sommerbads werden soll. Die Fliesen seien alt gewesen, | |
es habe „unerklärliche Wasserverluste“ gegeben. Senatorin Spranger schaute | |
sich alles an und nickte zum 10-Meter-Turm hinüber. Ob der bleiben werde? | |
Ein Sprecher der Bäder-Betriebe bejahte, und dass man einen Salto zur | |
Eröffnung von der Sportsenatorin erwarte. Ganz kurz schaute Spranger | |
verunsichert, dann lachte sie: Sie mache „nur Kerze“. | |
25 Apr 2022 | |
## LINKS | |
[1] /100-Tage-ohne-Innensenatorin/!5844950 | |
[2] /Freibadsaison-in-Berlin/!5776429 | |
## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
## TAGS | |
Berliner Bäder-Betriebe | |
Innensenatorin Iris Spranger | |
Prinzenbad | |
Stadtland | |
Schwimmbad | |
Schwimmen | |
Florian Schmidt | |
Berliner Bäder-Betriebe | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Neue Schwimmbadregel in Berlin: Im Energiesparmodus | |
Neue Bademoden sind möglich. Weil die Bäder weniger oder auch gar nicht | |
mehr beheizt werden, darf man jetzt in Berlin mit Neoprenanzug ins Becken. | |
Andrang in Berliner Bädern: Das Onlineticket fällt ins Wasser | |
Auch an Tag 2 der Hitzewelle klappt der Onlineverkauf bei den | |
Bäderbetrieben nicht. Selbst wer ein Ticket ergattert, kommt nicht | |
unbedingt ins Bad. | |
Lukas Märtens bei der Schwimm-WM: Im Dauerkraulmodus | |
Bei der Schwimm-WM in Budapest holt Lukas Märtens die erste deutsche | |
WM-Medaille über 400 Meter Freistil seit 2011. Auch die mentale Stärke | |
stimmt. | |
Vorschlag für Berliner Sommerbäder: Mehr als nur Baden gehen | |
Die Initiative „Pool Potentials“ will Berlins die Sommerbäder auch im Rest | |
des Jahres öffnen. Nutznießer könnten Kulturprojekte und Obdachlose sein. | |
Freibadsaison in Berlin: „Die Testpflicht ist aufgehoben“ | |
Badbesucher brauchen ab sofort keinen Coronatest mehr, sagt der | |
Bädersprecher. Kinder bis zu zwölf Jahren haben in den Sommerferien freien | |
Eintritt. |