# taz.de -- Prinzenbad Kreuzberg: Cool weiter schwimmen im Prinzenbad | |
> Eigentlich sollte das beliebte Kreuzberger Sommerbad längst zu sein. Nach | |
> einer Verlängerung gibt es nun eine weitere Verlängerung. | |
Bild: Der erste Blick beim Betreten des Prinzenbads gilt immer dieser Tafel | |
BERLIN taz | Schnellen Schrittes geht es zum Becken. Die Sonne glitzert im | |
Wasser, das Herbstlaub leuchtet golden. Aber das Einzige, was jetzt zählt, | |
ist, den Sprung hinter sich zu bringen. Den eiskalten Schockmoment, wenn | |
der Atem stockt, man das Gefühl hat, das Herz bleibt stehen. Vier, fünf | |
Kraulstöße, dann ist alles gut. Eine warme Woge durchflutet Körper – | |
Adrenalin und Endorphin pur. | |
Anders als alle anderen Freibäder ist das [1][Prinzenbad in Kreuzberg] | |
immer noch auf. Das Becken ist ausschließlich solarbeheitzt. Die | |
Wassertemperatur lag am Donnerstag bei 15,5 Grad. Es gibt zwei Fraktionen, | |
die jetzt noch schwimmen gehen: die mit Neoprenanzug und die ohne. Was alle | |
eint, ist die Begeisterung über den einzigartigen Service der Berliner | |
Bäder Betriebe (BBB): „So cool schwimmt nur Berlin“, lautete das Motto, mit | |
dem die BBB vor ein paar Wochen die Sonderöffnungszeiten für das Prinzenbad | |
angekündigt hatten. | |
Angesichts der Tatsache, dass ohnehin noch Personal vor Ort ist, um das Bad | |
winterfest zu machen, entschloss man sich montags bis freitags von 7.30 bis | |
14 Uhr das Terrassenbecken offen zu halten. Bis zum 28. Oktober, dann | |
sollte Schluss sein. | |
Der Zuspruch indes war so groß, dass sich die BBB kurzfristig zu einer | |
einwöchigen Verlängerung entschlossen. Man sei von begeisterten E-Mails | |
überschüttet worden, sagte eine Sprecherin am Donnerstag zur taz. „Aber am | |
4. November ist wirklich Schluss“. | |
## Nie gekanntes Gemeinschaftsgefühl | |
Rund 250 Berlinerinnen und Berliner kommen täglich. Fragt man, warum, | |
glänzen die Augen. Fitness und Abhärtung sind nur vorgeschobene Gründe, | |
hier kann man es sich selbst zeigen, ausloten, wo die Grenzen sind. Wer nur | |
in Badehose oder Bikini ins Becken steigt, fühlt sich natürlich cooler als | |
die in ihrem Neopren. [2][Aber geringgeschätzt wird in diesen Tagen im | |
Prinzenbad niemand.] Im Gegenteil. Ein nie gekanntes Gemeinschaftsgefühl | |
eint die Schwimmer. Leute, die sich noch nie in ihrem Leben gesehen haben | |
und in den Sommermonaten kein Wort miteinander wechseln würden, plaudern | |
entspannt miteinander. | |
Hochachtung beschleicht einen vor der alten Dame, die im dünnen | |
Neopren-Hemdchen vor der Umkleide steht, sich selbst Mut zuspricht. Respekt | |
vor dem 64-jährigen Taxifahrer, der nach 20 Bahnen in Seelenruhe sein | |
Handtuch zusammenfaltet und sagt, dass er jeden Tag komme. Wenn das | |
Prinzenbad schließe, werde er zur Krummen Lanke fahren müssen. Oder vor der | |
jungen Mutter, die am Rand ihre Runden dreht, um in der Nähe ihres auf | |
einem Dreirad sitzenden Zöglings zu bleiben. | |
Und wenn eine gebürtige Irin erzählt, sie sage sich im Wasser immer, sie | |
schwimme im Meer, da sei es auch nicht wärmer, dann bringt sie die Stimmung | |
genau auf den Punkt. | |
27 Oct 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://blogs.taz.de/prinzenbad/2022/10/27/saisonverlaengerung-5/ | |
[2] /Berliner-Prinzenbad-Chefin-im-Gespraech/!5621466 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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