# taz.de -- Berliner Freibäder öffnen länger: Wow, geht doch! | |
> Es ist ein absolutes Novum: Erstmals haben Freibäder auch bis weit in den | |
> Oktober auf. Wenn das Angebot gut ankommt, wird es 2022 wiederholt. | |
Bild: Notfalls im Neoprenanzug, Hauptsache draußen | |
BERLIN taz | Allen Abgesängen zum Trotz: Der Sommer ist mitnichten vorbei, | |
auch wenn die Vorhersage für die kommende Woche durchwachsene 15 bis 18 | |
Grad verspricht. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass der | |
Sommer sich bis weit in den Oktober hinein immer wieder Bahn brechen kann. | |
Das gab es auch früher schon, aber in den Zeiten des Klimawandels sind die | |
Verhältnisse endgültig auf den Kopf gestellt. | |
Und trotzdem. Man traute seinen Augen nicht, als am Donnerstag die | |
Pressemitteilung der Berliner Bäder Betriebe (BBB) auf dem Bildschirm | |
aufploppte. Das [1][Kreuzberger Prinzenbad] und das Bad im Olympiastadion | |
in Charlottenburg bleiben dieses Jahr bis zum 22. beziehungsweise 24. | |
Oktober geöffnet. Der erste Gedanke war, die haben sich beim Datum | |
verschrieben. | |
Seit Jahrzehnten ist das so: Egal wie warm es ist, selbst wenn die | |
Temperaturanzeige 30 Grad überschreitet, am Schließtermin ist nicht zu | |
rütteln. Allenfalls eine Woche Verlängerung spendierten die BBB ihrem | |
schwimmfreudigen Publikum in den Outdoor-Anlagen. Allerspätestens in der | |
zweiten Septemberhälfte immer zum Zeitpunkt des Berlin-Marathons war | |
Schluss. | |
Petitionen, Unterschriftenlisten und Eingaben bis hin zum Sportsenator | |
nutzten nichts. Die sklavische Schließungspraxis war ein Lehrstück für die | |
Unflexibilität der Berliner Behörden. Was musste dafür nicht alles zur | |
Begründung herhalten: kein Personal, kein Licht, zu dunkel und gefährlich. | |
Erst eine [2][Pandemie] musste kommen, damit auch der Amtsschimmel aus der | |
Hüfte kommt. Wenn es nicht so unpassend wäre – fast möchte man Corona | |
dankbar sein. Auch bei den Obdachlosen war es so, dass die im Winter | |
plötzlich in Hostels schlafen durften. Oder bei den Kneipen, die ihre Gäste | |
auf dem Bürgersteigen bewirten können, oder bei den Radfahrern, die auf der | |
Straße eigene Pop-up-Spuren bekamen. | |
Nun also endlich auch die Freibäder. Das Prinzenbad hat ab Montag täglich | |
von 8 bis 18 Uhr auf, das Olympiabad von 7 bis 21 Uhr. Es gilt wie im | |
Sommer ein Einheitspreis von 3,80 Euro pro Badbesuch. Tickets können online | |
oder an der Kasse des jeweiligen Bades erworben werden. | |
Ein bisschen klingt es so, als ob sich die Verantwortlichen selbst die | |
Augen reiben. „Es ist ein absolutes Novum in der Geschichte der Berliner | |
Bäder-Betriebe“, heißt es in der Presseerklärung. Mit der Öffnung auch im | |
Herbst „kommen wir den Wünschen vieler Badegäste entgegen“, wird der | |
Vorstandsvorsitzende der BBB Johannes Kleinsorg zitiert. | |
Aber das ist noch nicht alles. Die längere Öffnung sei ein Experiment, | |
heißt es weiter: Wenn das Angebot gut angenommen werde und auch der | |
technische Betrieb problemlos möglich ist, könne es so etwas auch im | |
kommenden Jahr geben. | |
Wow, geht doch! | |
Ab sofort liegt der Ball im eigenen Feld. Schwimmen im Freien ist viel | |
gesünder als in den stickigen Hallen und ein Coronatest ist auch nicht | |
erforderlich. Weicheiern sei gesagt: Fast alle Bassins sind beheizt, die | |
Wassertemperatur beträgt 25 Grad – und in den Duschen gibt es auch überall | |
warmes Wasser. | |
17 Sep 2021 | |
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## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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