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# taz.de -- Berliner Bäder dürfen wieder heizen: Leider nichts gelernt
> Der Senat hebt die Temperaturbeschränkungen für Bäder und Hallen auf. Es
> ist traurig zu sehen, wie wenig Energiesparen von Sorge ums Klima
> motiviert war.
Bild: Wieso denn Energiesparen? Jetzt kommt doch wieder Strom aus der Steckdose
„Gute Nachricht für Warmbader“ hat die taz in dieser Woche zur
[1][Entscheidung des noch rot-grün-roten Senats] geschrieben, Heizvorgaben
für Bäder und Turnhallen aufzuheben. Für alle anderen ist es eine traurige
Nachricht. Denn sie zeigt, wie sehr das Energiesparen der vergangenen
Monate allein von Energieknappheit und – im privaten Bereich – von hohen
Kosten für Gas und Strom geleitet war und wie wenig vom Klimaschutz.
Wenn es möglich war, im Winter mit abgesenkten Raum- und Wassertemperaturen
zu leben – warum soll das ausgerechnet dann nicht mehr möglich sein, wenn
es draußen wärmer wird? Wieso wieder mehr Energie investieren, wenn
zeitgleich [2][die neuesten Zahlen zum Klimawandel] zeigen: Es muss in die
andere Richtung gehen – zumindest solange sich diese Energie nicht allein
oder zumindest zum größten Teil aus nachhaltigen Quellen erzeugen lässt.
Aber im Grunde kann die Entscheidung des Senats gar nicht überraschen. Sie
reiht sich ein in ähnliches Verhalten der vergangenen Jahre. Als zu
Lockdown-Zeiten plötzlich die Luft in Millionenstädten klar und [3][in
Kanälen in Venedig wieder Fische] zu sichten waren, da schien es die
Erkenntnis zu geben: Mit etwas weniger ist Klimarettung vielleicht doch
noch möglich. Weniger fliegen vor allem, weniger Autofahren.
Doch längst [4][füllen sich die Flughäfen] länger wieder. Viele jubeln,
„endlich mal wieder“ raus und „kurz mal“ nach Mallorca oder je nach
Geldbeutel auch nach Übersee jetten zu können. Man kann den Eindruck
gewinnen, sie wären in Haft gesessen oder der Landweg an den nächsten See
oder das Meer wäre drei Jahren lang blockiert gewesen.
Auch andere vermeintliche Erkenntnisse der Corona-Zeit sind vergessen. Die
Väter und Mütter, die mit ihren Kindern in Lockdown-Zeiten erkennbar zum
ersten Mal eine Runde im Park joggten und, glaubte man den Feuilletons, das
Familienleben für sich entdecken – wo sind sie heute?
Um wieder zum Kernpunkt zu kommen: Obwohl der Winter den Nachweis erbracht
hat, dass es möglich ist, bei niedrigeren Temperaturen zu baden oder zu
arbeiten, hat das keine dauerhafte Einsicht. Sobald Energie nicht mehr
knapp oder schwer bezahlbar ist, ist es mit dem Sparwillen vorbei. Man
wolle doch leben und sich nicht kasteien, heißt es dann schon mal, sonst
könne man sich ja gleich in Felle kleiden und in die Höhle ziehen.
Wer aber so wenig nachhaltig handelt, der braucht sich letztlich nicht zu
wundern, wenn einige wiederum vergessen, was Rechtsstaat und Demokratie
bedeuten und aus lauter Verzweiflung Straßen blockieren. Oder per
Klimavolksentscheid [5][ein Gesetz auf den Weg bringen], das schlicht nicht
umzusetzen ist und damit im Erfolgsfall jeglichen Senat, egal welcher
Koalition, automatisch zum Gesetzesbrecher macht.
25 Mar 2023
## LINKS
[1] /Berlin-spart-Energie/!5920209
[2] /Neuer-Klimabericht-des-IPCC/!5920074
[3] https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/coronavirus-in-venedig-wasser-in-…
[4] https://www.fraport.com/de/newsroom/pressemitteilungen/2023/verkehrszahlen/…
[5] https://www.berlin2030.org/
## AUTOREN
Stefan Alberti
## TAGS
Wochenkommentar
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Lockdown
Berliner Senat
Wirtschaftspolitik
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