Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nazis und Coronademos: Das „linke“ Aushalten
> Wieso fällt einigen Linken nichts Besseres ein, als jene in Schutz zu
> nehmen, die Minderheiten unverhohlen auslöschen wollen?
Bild: Antifaschismus kennt keine okayen Nazis
Vergangenes Wochenende marschierten Zehntausende Rechtsextreme durch
Berlin. Bitte? Zu undifferenziert? Um gleich zu Beginn Missverständnisse zu
vermeiden: Jene, die tolerant bis jubelnd neben ausgewiesenen Nazis
flanieren, können meinetwegen getrost ebenfalls als Nazis bezeichnet
werden. Interessant war in diesem Zusammenhang eine spezifische Reaktion
vom vermeintlich anderen Ende des politischen Spektrums.
Da tauchten tatsächlich Stimmen auf, die sich selbst als „links“ bezeichnen
und die mit vollem Einsatz und großen Emotionen das Demonstrationsrecht für
alle verteidigten. So im Sinne von: Ist nicht schön, [1][muss man aber
aushalten].
Auf sozialen Medien und in Kommentarforen ging es dabei wild durcheinander,
schnallen Sie sich also an: Einige „Linke“ argumentierten beispielsweise,
dass man sich nicht über [2][Proteste in Beirut, Minsk] oder Hongkong
freuen und gleichzeitig den Nazis in Berlin das Recht auf freie
Meinungsäußerung verweigern könne. Meinungsfreiheit, so die „linke“ Logi…
könne nicht nach Meinungen sortiert werden. Berlin-Mitte sei schließlich
für alle da.
## Ein Herz für Rechtsextreme
Als sei Antisemitismus mit Ansage – inklusive Reichsflaggen, Hitlergrüßen
und entsprechenden Verschwörungstheorien – eine legitime Meinung. Selbst
das deutsche Gesetzbuch ist schlauer als so manche „linke“ Person in diesem
Land und das sagt viel über den Zustand der deutschen Linken aus. Wenn die
Mitläufer von Nazis auch Nazis sind, wie soll man eigentlich jene
bezeichnen, die sich als Anwält*innen mit Herz für Rechtsextreme einsetzen?
Jaja, hier schwingt sie wieder, die sogenannte Nazi-Keule. Klar ist aber
auch: Diese „Linken“ werden jene sein, die auf die Demokratie verweisen,
sollte Beatrix von Storch irgendwann als Justizministerin vereidigt werden.
Das „linke“ Skript dafür steht schon bereit: „Es ist nicht schön, dass …
nun an der Macht sind, das Volk hat allerdings gesprochen und das Ergebnis
müssen wir nun aushalten.“
Überhaupt: Anstatt sich mit Juden*Jüdinnen, Schwarzen Menschen, People of
Color und Antifaschist*innen zu solidarisieren, fällt der Nazi-Positivity
von „links“ nichts Besseres ein, als jene in Schutz zu nehmen, die
Minderheiten unverhohlen auslöschen wollen. Mag sein, dass die
[3][verwirrte Coronaleugner*in] aus Reutlingen ein wenig „linkes“ Mitleid
hervorruft, Antifaschismus kennt aber keine okayen Nazis, die ruhig
demonstrieren dürfen. Grundgesetz und Liebe reichen nun mal nicht aus,
marginalisierte, rassifizierte und verletzbare Gruppen in diesem Land zu
schützen.
Manche „Linke“ denken, sie seien Jesus und könnten mit einem Tweet Frieden
herstellen und das Gute in den Menschen hervorbringen. Guess what? Wenn
eines Tages die braune Justizministerin im und der Nazi-Mob vor dem
Reichstag anfangen, ihre Agenda durchzuziehen, werden „Linke“ das
aushalten. Im Namen von Meinungsfreiheit, Demokratie und dem Reichstag,
auch bekannt als unser Haus.
2 Sep 2020
## LINKS
[1] /Demo-gegen-Coronamassnahmen/!5706560
[2] /Opposition-in-Belarus/!5706713
[3] /Berichterstattung-Anti-Corona-Demo/!5706576
## AUTOREN
Mohamed Amjahid
## TAGS
Kolumne Die Nafrichten
Verschwörungsmythen und Corona
Rechte
Meinungsfreiheit
Kolumne Die Nafrichten
Coronaleugner
Reichstag
Kolumne Habibitus
Kolumne Krank und Schein
Kolumne Poetical Correctness
Verschwörungsmythen und Corona
Verschwörungsmythen und Corona
## ARTIKEL ZUM THEMA
Coronamaßnahmen in Deutschland: Hört auf den Koran
Gesicht verdecken, Alkoholverbot, Senior*innen schützen oder Händewaschen.
Die lebensrettenden Maßnahmen in der Pandemie stehen so auch schon im
Koran.
Linke Coronaleugner: Macht’s wieder gut, Genoss*innen!
Warum nimmt Corona bei manchen Linken einen so schweren Verlauf? Selbst die
gute alte internationale Solidarität hat keine Chance.
Bobsens Späti: Was ist los in (der) Mitte?
Warum fließt der Mainstream in Teilen plötzlich so weit am rechten Rand?
Bitte, was? Plötzlich?
Haltung zu Rechten: Ein Land probt „den Schock“
Faschismus ist keine Skala, auf der man sich zwischen 0 und 10 verorten
kann. Wer nicht vehement Faschismus bekämpft, begünstigt ihn.
Ideologien und kognitive Fähigkeiten: Den Tunnel überwinden
Je überzeugter wir sind, dass unsere Haltung die einzig richtige ist, umso
schlechter steht es wohl um unsere kognitiven Fähigkeiten, sagt eine
Studie.
Nach der Demo gegen Coronamaßnahmen: Welten lassen sich nicht wegseufzen
Alles ist kompliziert und durcheinander – und ich bin müde. Doch in der
Kompliziertheit dürfen wir nicht vergessen, was man jetzt tun muss.
Antisemitismus und Verschwörungstheorien: Schuster warnt vor Coronademos
Vor drei Tagen protestierten Verschwörungsideolog*innen und Nazis in
Berlin. Jetzt äußert sich der Zentralrat der Juden. Auch
Polizeigewerkschaftler sind besorgt.
Berichterstattung Anti-Corona-Demo: Die Sache beim Namen nennen
Viele Medien haben in ihren Berichten über die Proteste der
Coronaleugner:innen rechtes Framing übernommen. Und die
Demoteilnehmer:innen verharmlost.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.