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# taz.de -- Nach dem Amoklauf in Heidelberg: Das Motiv liegt im Dunkeln
> Ermittler suchen nach Erklärungen für den Amoklauf in Heidelberg. An der
> Uni hatte ein 18-Jähriger einen Menschen getötet und drei weitere
> verletzt.
Bild: Frage nach dem Warum: Polizisten vor dem Gebäude der Uni Heidelberg am M…
Stuttgart taz | Die Nachricht von den Schüssen im Hörsaal der Heidelberger
Universität sorgt im ganzen Land für Entsetzen. Der 18-jährige Täter, der
am Montag drei Menschen angeschossen und eine Studentin getötet hat, ist
wohl ein Einzeltäter und er hatte wohl keine politische Agenda.
Doch auch am Montagabend, als Politik und Ermittler im Mannheimer
Polizeipräsidium zur Pressekonferenz rufen, bleibt noch vieles unklar. Das
Motiv liegt im Dunkeln. Zwar hat der Biologiestudent kurz vor der Tat noch
eine WhatsApp-Nachricht an seinen Vater geschrieben, berichtet der
Mannheimer Polizeipräsident Siegfried Kollmar. „Einige Leute müssten
bestraft werden“, habe der Täter darin geschrieben. Und dass er nicht auf
einem Friedhof bestattet werden will, sondern auf See.
Doch warum sich der Mann rächen wollte und an wem genau, ist unklar. Die
Ermittler schließen religiöse und politische Motive sowie weitere Mittäter
derzeit aus. Ob es psychische Gründe gibt, ist bisher unklar. eine
entsprechende Erkrankung, die allerdings lange zurückliegt, könnte ein
Hinweis sein.
Ungewöhnlich sei, dass man von dem Täter keinerlei behördliche Vorgänge
finden könne, sagt der leitende Staatsanwalt Andreas Herrgen. Keine
Vorstrafen, keine Ermittlungsverfahren. Nicht einmal einen Führerschein
habe der junge Mann gehabt.
Es war 12.24 Uhr, als bei der Polizei Mannheim am Montag innerhalb von 42
Sekunden sieben Notrufe eingingen. „Da wussten wir, dass es kein falscher
Alarm sein kann“, sagt Kollmar auf der Pressekonferenz. Sechs Minuten
später war die Polizei vor Ort. Sie fanden den 18-Jährigen wenig später tot
vor dem Gebäude. Er hatte sich selbst getötet.
Er hatte zwei Gewehre bei sich und in einem Rucksack rund 100 Schuss
Munition. Im Hörsaal mit 29 Studenten hatte er mit einer Schrotflinte aber
nur drei Schuss abgegeben und den Raum dann verlassen. Warum er seine Tat
unterbrochen hat, ist unklar. „Hätte er weiter geschossen, hätte ihn in dem
Hörsaal keiner aufhalten können“, sagt der Polizeipräsident.
## Waffen im Ausland gekauft
Neben der Suche nach dem Motiv liegt der Schwerpunkt der Ermittlungen auf
der Herkunft der Waffen. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Täters seien
Kaufbelege für die beiden Gewehre und die Munition gefunden worden. „Wir
wissen, dass er die Waffen kurz vor der Tat persönlich im Ausland gekauft
hat“, sagt Kollmar. Nun werde man ermitteln, wer ihm die Gewehre ohne jede
Berechtigung verkauft hat. Das seien die Leute, die diese Tat
mitverantworten müssten. Sicher ist, dass anders als bei früheren
Amokläufen weder der Täter noch jemand aus seinem direkten Umfeld einen
Waffenschein oder Waffen hatte.
In der Wissenschaft haben die Schüsse im Hörsaal [1][der Traditionsuni]
europaweit Bestürzung ausgelöst. Rektor Bernhard Eitel zeigte sich
beeindruckt von der Anteilnahme, die bei ihm einging. Jetzt müsse geklärt
werden, wie die Tat an der Hochschule aufgearbeitet werden könne. Den
Studierenden, die die Tat unmittelbar miterlebt haben, werde ab sofort
psychologische Hilfe angeboten. Aber dieser Montag habe in der gesamten
Studentenschaft Verunsicherung und Ängste ausgelöst. Eitel sagt, für ihn
sei der Amoklauf auch ein Stück weit ein Anschlag auf die Hochschule und
ihre akademische Offenheit.
25 Jan 2022
## LINKS
[1] https://www.uni-heidelberg.de/de
## AUTOREN
Benno Stieber
## TAGS
Heidelberg
Amoklauf
Waffen
Waffenrecht
Schüsse
Amoklauf
Russland
FDP
Lesestück Recherche und Reportage
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