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# taz.de -- Nach Tod von Idriss Déby: Sogar Macron reist nach Tschad
> Frankreichs Präsident will am Freitag der Trauerfeier für den
> Ex-Präsidenten beiwohnen. Das stärkt dem neuen Herrscher, Débys Sohn, den
> Rücken.
Bild: Mahamat Idriss Déby Itno, der Sohn des getöteten Präsidenten
Berlin taz | Am Freitag findet in Tschads Hauptstadt N’Djamena die
Trauerfeier für Präsident Idriss Déby statt – drei Tage nach Bekanntgabe
seines Todes durch das Militär. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron
höchstpersönlich wird dabei sein, einer von elf erwarteten Staatschefs –
ein ungewöhnliches Zeichen der Anerkennung in Zeiten der Covid-19-Pandemie,
in der sich Franzosen ansonsten höchstens 10 Kilometer von ihrem Wohnort
entfernen dürfen.
Gleich am Tag von [1][Débys Todesankündigung] hatte Macron den Verlust
eines „mutigen Freundes“ beklagt und sich zur „Stabilität und territoria…
Integrität“ Tschads bekannt. Von Demokratie oder der tschadischen
Verfassung war, wie Beobachter schnell kritisch anmerkten, nicht die Rede
in den Beileidsbekundungen [2][der ehemaligen Kolonialmacht], für die
Tschad die wichtigste Basis seiner Antiterroreinsätze in der afrikanischen
Sahelzone darstellt.
Zusammen mit Macron wird der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell in N’Djamena
erwartet, zwischen zwei Besuchen in Mauretanien und Mali. Er sagte vor dem
Abflug nach Mauretanien, die „Prioritäten“ der EU in der Sahelregion seien
„Stabilität, Sicherheit und Entwicklung“. Demokratie und
Rechtsstaatlichkeit – auch hier Fehlanzeige.
Tschads geltende Verfassung aus dem Jahr 2018 sieht vor, dass bei Vakanz
des Präsidentenamtes „aus welchem Grund auch immer“ der Parlamentspräside…
übergangsweise das höchste Staatsamt übernimmt und nach spätestens 90 Tagen
Neuwahlen stattfinden.
Stattdessen übernimmt jetzt Débys Sohn, General Mahamat Idriss Déby, die
Macht an der Spitze eines Militärrats für eine verlängerbare Dauer von 18
Monaten. Die zivilen Institutionen wie Regierung und Parlament sind
aufgelöst.
## Spontanes Sahel-Gipfeltreffen
Tschadische Kritiker sprechen von einem Militärputsch, die Rebellen im Land
haben angekündigt, ihren Kampf fortzusetzen und die Gewerkschaften des
Landes, die vor allem den öffentlichen Dienst vertreten, haben am Mittwoch
zum Generalstreik aufgerufen.
Doch außerhalb Tschads überwiegt die Sorge um die militärische Stabilität.
Nicht einmal die Afrikanische Union (AU), die ansonsten jede militärische
Machtergreifung in Afrika sofort verurteilt und das entsprechende Land
suspendiert, ist bisher aktiv geworden. Die AU-Kommission wird von einem
Tschader geführt, Débys ehemaliger Außenminister Moussa Faki.
Nun wird die Trauerfeier für Déby am Freitag zu einem Sahel-Gipfeltreffen
mit dem jungen neuen Präsidenten, das diesem den Rücken stärkt. Neben
Macron haben sich die Staatschefs von Mali, Burkina Faso, Niger und anderen
Ländern angekündigt. Sie alle sorgen sich, dass Tschad seine
Sahel-Eingreiftruppen ins eigene Land zurückziehen könnte, um sich gegen
Rebellen zu wehren. Das wäre ein Rückschlag für den regionalen
Antiterrorkampf.
22 Apr 2021
## LINKS
[1] /Krieg-in-Tschad/!5768050
[2] /Tod-von-Tschads-Praesidenten/!5768044
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Idriss Déby
Tschad
Schwerpunkt Frankreich
Sudan
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