# taz.de -- NGO-Bericht über getötete Naturschützer: Ermordet wegen Engageme… | |
> Über 200 Naturschützer sind wegen ihres Einsatzes 2017 weltweit ermordet | |
> worden. Die NGO Global Witness untersucht Zusammenhänge mit Korruption. | |
Bild: Exzessive Landwirtschaft bringt zwar kurzfristig Profit, zerstört aber l… | |
MEXIKO-STADT dpa/taz | Mehr als 200 Naturschützer sind nach Angaben der | |
Nichtregierungsorganisation [1][Global Witness] im vergangenen Jahr | |
weltweit wegen ihres Engagements für die Umwelt getötet worden. Allein 60 | |
Prozent der 207 Morde [2][seien in Lateinamerika registriert worden], | |
teilten die Aktivisten von Global Witness am Dienstag in einem Bericht mit. | |
Die meisten Naturschützer (57) wurden demnach in Brasilien getötet. Auf den | |
Philippinen gab es 2017 laut Global Witness 48 Morde, in Kolumbien 24. In | |
Mexiko habe sich die Lage mit 15 Morden im Vergleich zum Vorjahr | |
zugespitzt, 2016 seien dort drei Naturschützer umgebracht worden. | |
Die meisten Opfer seien Aktivisten gewesen, die sich gegen | |
landwirtschaftliche Projekte stellten. Global Witness nennt in diesem | |
Zusammenhang die Produktion von Milchprodukten, Rindfleisch, Baumwolle, | |
Palmöl, Soja und Rohrzucker. In den Jahren zuvor waren vor allem | |
Naturschützer in Verbindung mit Bergbau-Projekten getötet worden. Zudem | |
hätten Mehrfachmorde zugenommen: In Brasilien habe es drei Massaker | |
gegeben, bei welchen insgesamt 25 indigene Aktivisten getötet wurden, so | |
die Organisation. | |
[3][Global Witness] („Weltweite Zeugenschaft“) ist eine internationale | |
Nichtregierungsorganisation. Sie wurde 1993 gegründet und bemüht sich, die | |
Verbindung zwischen der Rohstoff-Ausbeutung, Konflikten, Armut, Korruption | |
und Missachtung von Menschenrechten aufzubrechen. Sie hat Büros in London | |
(Sitz) und Washington, D.C. und bezeichnet sich als politisch unabhängig. | |
Das Ziel ist nach eigenen Angaben die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen | |
und die internationalen Handelssysteme aufzudecken und Kampagnen zu | |
veranstalten, um Straflosigkeit, Ressourcen-Konflikte, | |
Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung zu beenden. Die | |
Organisation untersucht, wie mit Diamanten und anderen Rohstoffen Kriege | |
und Korruption finanziert werden. Sie führt Untersuchungen durch zur | |
Beteiligung von Personen und Unternehmen an illegaler und nicht | |
nachhaltiger Waldnutzung und an der Korruption in der Öl-, Gas- und | |
Bergbauindustrie. | |
## Investigative Recherche und Lobbyarbeit | |
Die Organisation kombiniert investigative Recherche, Veröffentlichung von | |
Berichten und Lobbyarbeit. Die Berichte werden an Regierungen, | |
zwischenstaatliche Organisationen und Medien verteilt. Damit sollen die | |
Weltpolitik und die Einstellung zu Rohstoffgewinnung und -handel | |
beeinflusst werden; man will aufzeigen, wie Korruption die wirtschaftliche | |
Entwicklung beeinflusst und die Menschenrechte gefährdet. | |
Verstärkter Zugriff auf natürliche Ressourcen wie etwa der Export | |
wertvoller Hölzer mag zwar kurzfristig Teilen der Elite Gewinn bringen und | |
die Auslandsschulden verringern; doch das setzt zugleich die langfristige | |
Produktivität der Ressource Wald aufs Spiel. Kahlschlag schmälert die | |
Fähigkeit des Bodens, in Regenzeiten Wasser zurückzuhalten. | |
Überschwemmungen und Sturzfluten beschädigen dann Straßen, Brücken, | |
Bewässerungssysteme und andere Infrastruktur-Einrichtungen. Durch die | |
Erosion der Berghänge verschlammen die Flüsse, was wiederum die Schiffahrt | |
und Wasserkraftwerke beeinträchtigt sowie regionale Wasserkreisläufe | |
verändert und die Bewässerungssysteme verstopft – eine weitere Verminderung | |
der Ernteerträge ist die Folge böden wird ebenso zurückgehen wie die | |
Ausdehnung der Wälder und die Anzahl der darin lebenden Arten. | |
Künftige Generationen werden damit leben müssen, dass Flüsse, Seen und | |
Grundwasserleiter immer schlechteres Wasser liefern oder sich erschöpfen, | |
die Fischbestände zurückgehen, das Ozon in der Stratosphäre weiter | |
schwindet und vielleicht auch das Klima sich merklich verändert. | |
Wissenschaftler warnen zwar schon seit Jahrzehnten, dass derart sich | |
verschärfende Umweltprobleme Bürgerkriege oder internationale | |
Konkurrenzstreitigkeiten auslösen könnten. Schon heute trägt in vielen | |
Entwicklungsländern die Knappheit an erneuerbaren Ressourcen zu aggressiv | |
ausgetragenen Konflikten bei. Sie sind möglicherweise Vorboten einer Welle | |
von Gewalt in kommenden Jahrzehnten – insbesondere dort, wo bereits jetzt | |
eine rapide wachsende Bevölkerung unter Mangel an Wasser, Wäldern und vor | |
allem an fruchtbarem Land leidet. | |
24 Jul 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.globalwitness.org | |
[2] /Morde-an-Umweltschuetzern/!5479583 | |
[3] https://www.theguardian.com/uk/environment | |
## AUTOREN | |
Edith Kresta | |
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