# taz.de -- Mieterschutz in Berlin: Wegner will auf die Bremse treten | |
> Regierungschef kündigt an, die Mietenbremse spürbar durchzusetzen. Grüne | |
> und Linke begrüßen das zwar, fordern aber Geld fürs nötige Personal. | |
Bild: Mit einer besseren Nutzung der Mietpreisbremse will Kai Wegner für mehr … | |
Berlin taz | Regierungschef Kai Wegner (CDU) will dafür sorgen, dass | |
Verstöße gegen die bundesrechtlich vereinbarte Mietpreisbremse spürbarer | |
geahndet werden. Im Gespräch mit Journalisten forderte er am Mittwoch | |
außerdem, den sogenannten Wucherparagrafen des Wirtschaftsstrafrechts | |
stärker zu nutzen. Um das auf Bundesebene durchzusetzen, stellte Wegner | |
eine Bundesratsinitiative in Aussicht. Oppositionspolitiker von Grünen und | |
Linkspartei unterstützten auf taz-Anfrage zwar diese Anliegen, drängten | |
aber darauf, dafür auch mehr Personal zur Verfügung zu stellen. Wenn Wegner | |
es mit seinem Vorstoß ernst meine, dann müsse sich das im gerade beratenen | |
Landeshaushalt abbilden. | |
Wegner wandte sich zugleich gegen Versuche, mit Enteignung oder einem | |
erneuten Mietendeckel – ein erster Anlauf unter dem rot-rot-grünen Senat | |
scheiterte 2021 am Bundesverfassungsgericht – für mehr Mieterschutz zu | |
sorgen. Er drängte stattdessen darauf, bestehende Möglichkeiten wie die | |
Mietpreisbremse stärker zu nutzen. | |
Niklas Schenker, Mieten- und Wohnen-Experte der Linksfraktion im | |
Abgeordnetenhaus, begrüßte zwar, dass Wegner mehr Mieterschutz wolle, | |
forderte aber weitere Schritte: Abriss müsse stark eingeschränkt werden, | |
spekulativem Leerstand sei klarer zu begegnen. | |
Grünen-Mietexpertin Katrin Schmidberger gestand Wegner zwar eine richtige | |
Bestandsaufnahme zu – „ich würde ihm zustimmen, dass wir ein | |
Vollzugsdefizit haben“. Sie hält ihm aber vor, in seiner Zeit im Bundestag | |
noch anders gehandelt zu haben. „Er hat mit dafür gesorgt, dass es | |
Bestandsschutz für überhöhte Mieten gibt.“ | |
Wegner war, bevor er nach der Abgeordnetenhauswahl 2021 vorerst als | |
Oppositionschef in die Berliner Landespolitik zurückkehrte, baupolitischer | |
Sprecher der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion. Im Herbst 2022 hatte er nicht nur | |
in dem von ihm geführten Berliner Landesverband mit einem Papier zu mehr | |
Mieterschutz überrascht. „Ich werde dem einen oder anderen in meiner Partei | |
damit etwas zumuten“, hatte er bei dessen Vorstellung angekündigt. | |
## Wucherparagraphen tauglicher machen | |
Mit Blick auf das Wirtschaftsstrafrecht drängte Wegner am Mittwoch darauf, | |
dessen Paragraf 5 zu Mietpreisüberhöhung tauglicher zu machen: „Wir müssen | |
den Wucherparagrafen scharf stellen“, sagte Wegner. Der sieht zwar ein | |
Bußgeld vor, wenn die Miete 20 Prozent über der ortsüblichen | |
Vergleichsmiete liegt, ist aber aus Sicht von Mieterschützern zu schwer | |
anzuwenden. | |
Schmidberger sieht in Berlin ein weiteres Problem: „Die SPD-geführte | |
Stadtentwicklungsverwaltung behauptet, dafür bräuchte es einen | |
qualifizierten Mietspiegel, und den haben wir derzeit nicht.“ Kontrollieren | |
müssten das zudem die Bezirke, und in ihren aktuellen Gesprächen mit | |
Koalitionspolitikern habe sie von solchen Plänen und dem nötigen Geld dafür | |
noch nichts gehört. Genauso wie der Linkspartei-Abgeordnete Schenker | |
verweist sie darauf, dass es der Stadtverwaltung in Frankfurt am Mai in der | |
jüngsten Vergangenheit vielfach gelungen sei, Verstöße gegen den | |
Wucherparagrafen durchzusetzen. | |
Zum angekündigten zweiten Anlauf der Initiative „Deutschen Wohnen & Co. | |
enteignen“ zur Enteignung großer Immobilienbesitzer hatte der | |
Regierungschef schon am Dienstag gesagt, er freue sich geradezu darüber: | |
Dadurch komme es zu einer Klärung vor Gericht. Schenker kommentierte das am | |
Mittwoch so: „Kai Wegner soll jetzt nicht denken, dass ihn das aus der | |
Pflicht entlässt, den bestehenden Volksentscheid (von 2021, damals nicht | |
als Gesetzentwurf, sondern als Aufforderung an den Senat, d. taz) | |
umzusetzen.“ | |
27 Sep 2023 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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