# taz.de -- Mehrwegkampagne des Senats: Immer nur aufklären hilft nicht | |
> Die Umweltverwaltung trommelt mal wieder gegen müllproduzierendes „To | |
> go“. Gut gemeint, aber ohne weitergehende Maßnahmen leider zwecklos. | |
Bild: Schadet der Umwelt, stört das Auge: To-go-Verpackungsmüll | |
Lustige Bilder sind es ja: eine mit Sushi-Röllchen gefüllte Werkzeugbox, | |
ein Bubble-Tea in der Blumenvase oder eine Salatbowl im Blumentopf. | |
„Hauptsache, Mehrweg!“ heißt es unter den Motiven der [1][neuen | |
Mehrwegkampagne der Senatsverwaltung für Umwelt und Klimaschutz]. Leider | |
darf man bezweifeln, dass außer der Werbeagentur jemand davon profitiert. | |
Denn das Problem liegt nicht nur darin, dass BerlinerInnen und TouristInnen | |
massenhaft Müll durch To-go-Verpackungen erzeugen, wenn sie sich Burger, | |
Pho oder Butter Chicken in Styropor und Plaste nach Hause mitnehmen oder | |
liefern lassen. Das Problem ist, dass Aufklärungskampagnen so gut gemeint | |
wie zwecklos sind. | |
Als Beleg mag eine ernüchternde Zahl dienen: Als 2017 die damals noch | |
[2][grüne Umweltverwaltung ihre Kampagne „Better World Cup“ startete], um | |
das Aufkommen an Ex-und-hopp-Bechern zu reduzieren, sprach die Behörde von | |
170 Millionen Pappgefäßen, die pro Jahr in Berlin in den Mülleimern (oder | |
daneben) landeten. Heute teilt die Verwaltung mit, es würden pro Stunde | |
20.000 Becher geleert. Sprich: Nach sechs Jahren ist das Aufkommen nicht | |
gesunken, sondern auf 175 Millionen gestiegen. | |
Ob das exakte Zahlen sind, sei mal dahingestellt. Klar ist: Appelle | |
verhallen, Punkt. Das gilt auch für den Versuch, mit ein paar Postern die | |
aktuelle Problematik zu lösen – dass nämlich Gastronomen jetzt „Mehrweg to | |
go“ oder zumindest die Befüllung mitgebrachter Behältnisse anbieten müssen, | |
es aber oft nicht tun oder sich den Pflichthinweis darauf sparen. | |
Insofern [3][hat der BUND recht], wenn er auf ein Vielfaches der heutigen | |
Haushaltsmittel zur Mehrwegförderung drängt, mit denen etwa Poolsysteme, | |
die Anschaffung wiederverwendbaren To-go-Geschirrs oder von Spülmaschinen | |
gefördert werden sollen. | |
Und das Beispiel Tübingen, auf das der BUND verweist, ist ebenso richtig, | |
Boris Palmer hin oder her: Dort wird nicht nur viel Geld in solche | |
Fördermaßnahmen gesteckt, die Stadt [4][refinanziert das seit 2022 auch | |
durch eine Steuer auf jede Wegwerfverpackung]. Und wenn Wirte pro | |
Kaffeebecher und Pommesschale 50 Cent abdrücken müssen, steigt die | |
Bereitschaft, in Alternativen zu investieren, ganz schnell. Das dürfte in | |
Berlin nicht anders sein. | |
13 Nov 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.berlin.de/sen/uvk/umwelt/kreislaufwirtschaft/projekte/mehrwegan… | |
[2] /Mehrweg-vs-Einweg-I/!5426634 | |
[3] https://www.bund-berlin.de/service/presse/detail/news/hauptsache-mehrweg-um… | |
[4] /Verpackungssteuer-in-Tuebingen/!5936857 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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