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# taz.de -- Kritik am Kreml: Russischer Diplomat schämt sich
> Aus Protest gegen den Angriffskrieg Russlands ist ein russischer Diplomat
> zurückgetreten. 20 Jahre war Boris Bondarew im Dienst für das
> Putin-Regime.
Bild: Gebäude der UN in Genf
„Besser später als nie“, schreiben Russinnen und Russen in den Kommentaren
unter der Meldung, der russische UN-[1][Diplomat] Boris Bondarew habe
seinen Posten in Genf aufgegeben – aus „Scham“ vor seinem Land. Sie, die …
eben diesem Land leiden, weil sein Präsident beschlossen hat, die
[2][Ukraine zu überfallen], die an diesem Land verzweifeln, weil die
Mehrheit diesen Überfall wenn schon nicht verurteilt, so doch still
erträgt, sie fragen sich seit drei Monaten, wie es sein kann, dass so viele
ihrer Mitbürger*innen schweigen. Dass die Wirtschaftselite den Mund
hält, der Beamtenapparat, die Diplomatie. Dass die Menschen das
Offensichtlichste als „nicht eindeutig“ weit von sich weisen, dass sie mit
den Schultern zucken und sagen: „Naja, ist halt so.“
Bondarew ist der dienstälteste, also ranghöchste russische Diplomat,
[3][der seinen Mund nun aufgemacht hat]. Der mit deutlichen Worten „Heimat
und Familie“, wie er das russische Außenministerium nennt, für die
„Kriegshetze, Lügen und Hass“ kritisiert hat. Sein Land sei isoliert und
degradiert, und er wolle nicht mehr länger Teil der „blutigen, sinnlosen
und völlig unnötigen Schande“ sein. Für einen, der knapp 20 Jahre lang Teil
der sich immer weiter verhärtenden russischen Politik war, sind solche
Aussagen beachtlich. Mögen sie auch ein spätes Erwachen sein.
Solch ein Erwachen erleben derzeit einige Menschen in Russland. Es sind
Top-Manager staatlicher Gesellschaften und Journalist*innen staatlicher
Medien. Sie haben das System, das Menschenrechte seit Jahren mit Füßen
tritt, getragen, sie haben von ihm profitiert. Und sie stehen nun an der
roten Linie, die sie nicht zu überqueren bereit sind. Krieg nennen sie
Krieg und verlieren bewusst alle Privilegien.
Bondarews Name ist im russischen Außenministerium gelöscht, für die
Machtelite ist er ein Verräter, nach Russland kann er wohl kaum
zurückkehren. Für ihn selbst sind seine harschen Worte ein mutiger Schritt.
In der Gesellschaft, die in diesen Kriegstagen den imperialen Traum ihrer
Führung zu leben verdammt ist, kommen sie verhalten daher – zeigen aber den
noch Leisen im Land, dass sie nicht allein sind.
24 May 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Inna Hartwich
## TAGS
Diplomatie
Russland
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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Georgien
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