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# taz.de -- Krieg in Darfur: Völkermord im Live-Modus
> In Sudan eskaliert der Völkermord durch die RSF. Aber die internationale
> Gemeinschaft, gefangen in heilloser Doppelmoral, tut bis auf Reden
> nichts.
Bild: RSF-Kämpfer feiern mit Waffen in den Händen auf den Straßen von El Fas…
Der Krieg in Sudan erweckt nur noch selten internationale Aufmerksamkeit.
Aber die Einnahme der letzten Regierungsbastion in der leidgeplagten
westsudanesischen Region Darfur durch die aufständische Miliz RSF (Rapid
Support Forces) in den vergangenen Tagen müsste das eigentlich ändern.
[1][Die Bilder und Nachrichten aus der einstigen Millionenstadt El Fasher
schockieren nicht nur in ihrer Brutalität], sondern auch in ihrer
Ehrlichkeit. Völlig unbekümmert prahlen die RSF-Milizionäre mit ihrem Sieg
und stellen ihre Gräuelvideos ins Netz. Man kann online die Leichen zählen.
Von 2.000 Toten in zwei Tagen sprechen die flüchtigen lokalen
Widerstandskämpfer – selbst wenn diese Zahl nicht verifizierbar ist und
möglicherweise jetzt noch aufgebauscht sein sollte, könnte sie sich bald
als untertrieben herausstellen.
Niemand sollte sich überrascht geben. Sudanesische Aktivisten,
internationale Hilfswerke und die Vereinten Nationen schlagen schon seit
Monaten Alarm [2][wegen des Horrors von El Fasher] unter Belagerung durch
die RSF. Hungersnot unter Kriegsvertriebenen stellten UN-Experten dort
bereits vor über einem Jahr fest, inzwischen sind rund 5 Millionen Menschen
in ganz Darfur auf der Flucht. Die Verbrechen der RSF werden seit zwei
Jahren immer wieder von internationaler Seite als Völkermord gewertet. In
El Fasher spielt sich nun der finstere Höhepunkt ab.
Die internationalen Reaktionen darauf konzentrieren sich bislang auf
Appelle an die RSF, bitte freundlicher mit der Bevölkerung umzugehen, sie
fliehen zu lassen und humanitäre Hilfe zu ermöglichen. Aber wenn die Miliz
das wollte, würde sie diesen Krieg gar nicht erst führen.
Die RSF-Miliz will in Darfur den Völkermord an nichtarabischen Volksgruppen
vollenden, den ihre Vorgängermiliz Janjaweed vor 20 Jahren bereits zu
weiten Teilen vollzog hat. RSF-General Hametti will im Westen Sudans einen
eigenen Warlord-Staat, der sich Sudans Staatlichkeit entzieht, ähnlich wie
das Warlord-Gebiet von General Haftar im benachbarten Osten Libyens.
Russland wirft bereits sein interessiertes Auge auf diese rechtsfreien
Räume; Waffen- und Rohstoffhändler jeder Couleur finden hier Beschäftigung.
Wäre es zu viel verlangt, dass Länder, von deren Finanzierung die
humanitäre Hilfe abhängt, klar Position beziehen? Dass die EU und ihre
Mitglieder erklären: Die RSF begeht Völkermord, und wir behandeln jeden
ihrer Förderer und Geschäftspartner als mitschuldig? Und: Wir nehmen
Geflüchtete aus Sudan auf, großzügig und unkompliziert, statt sie im
Mittelmeer ertrinken zu lassen? Aber in einer Welt, in der spätestens seit
dem Gazakrieg heillose Doppelmoral herrscht, wäre das wohl unglaubwürdig.
Die RSF-Kämpfer wissen schon, warum sie ihre Verbrechen unbekümmert in die
Welt setzen können.
28 Oct 2025
## LINKS
[1] /Al-Faschir-im-Sudan/!6124956
[2] /Entscheidende-Wendung-in-Sudans-Krieg/!6124277
## AUTOREN
Dominic Johnson
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