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# taz.de -- Milizenkrieg in Sudan: Kämpfe in Darfur weiten sich aus
> El Fasher, die letzte noch nicht ganz von Sudans RSF-Miliz kontrollierte
> Provinzhauptstadt in Darfur, wird Kriegsgebiet. Die Bevölkerung leidet.
Bild: Ein zerstörter panzer nach Kämpfen in der Stadt Omdurman
Berlin taz | Während Diplomaten und Hilfswerke in Paris über Sudan
konferieren, spitzen sich in Sudans Westregion Darfur die Kämpfe zu. Wie
lokale Medien und Beobachter übereinstimmend berichten, sind um die Stadt
El Fasher in Sudans Westregion Darfur heftige Kämpfe im Gange, es gibt
zahlreiche zivile Opfer.
El Fasher, die Hauptstadt der Provinz Nord-Darfur, ist die einzige noch von
Sudans Regierung gehaltene Provinzhauptstadt in der Region. Sie war zu
Beginn des Krieges im April und Mai 2023 ebenfalls umkämpft, aber lokal
ausgehandelte Stillhalteabkommen [1][zwischen der Armee und der
aufständischen paramilitärischen Miliz RSF (Rapid Support Forces)] sorgten
danach für relativen Frieden.
Die RSF blieb in südlichen Stadtvierteln präsent, die Armee behielt den
Flughafen und die Militäreinrichtungen im Norden der Stadt, die daraufhin
zum Zufluchtsort für viele Menschen aus Darfurs Kriegsgebieten wurde.
Dieses Stillhalten ist nun vorbei. Luftangriffe der Regierung trafen am
Sonntagabend ein südliches Stadtviertel von El Fasher, meldeten lokale
zivilgesellschaftliche Gruppen. Videoaufnahmen zeigten blutüberströmte
Verletzte im Krankenhaus der Stadt. Zuvor hatte die RSF andere Teile der
Stadt mit Artillerie beschossen. In mehreren Angriffen ab dem 6. April
hatte die Miliz eine Reihe von Dörfern westlich von El Fasher
niedergebrannt und ihre Einwohner vertrieben.
## Eroberung dürfte neue Fluchtbewegungen auslösen
Die RSF soll auch die strategisch wichtige Stadt Mellit eingenommen haben,
die 60 Kilometer nördlich von El Fasher auf der Straßenverbindung Richtung
Libyen liegt – eine wichtige Nachschubroute zur Versorgung der Miliz. Man
habe einen „entscheidenden Sieg“ errungen, die Armee und verbündete
„Söldner“ vertrieben und die „volle Kontrolle“ über Mellit hergestell…
[2][teilte die RSF in der Nacht zu Montag mit]. Es sei nun aus dem Norden
„neue Militärverstärkung“ angekommen, [3][hieß es weiter].
In Mellit waren ehemalige Darfur-Rebellen stationiert, die schon vor
zwanzig Jahren gegen die regimetreue RSF-Vorläufermiliz Janjaweed kämpften.
Teile der damaligen Rebellengruppen SLM (Sudan Liberation Movement) und JEM
(Justice and Equality Movement) haben sich mit Sudans Armee gegen die RSF
verbündet – der ehemalige SLM-Rebellenführer Minni Minawi ist schon seit
2021 Gouverneur der Region Darfur.
Die Minawi-treue Joint Force of Armed Struggle Movements (JSAMF) verkündete
am vergangenen Donnerstag in El Fasher, die bewaffneten Gruppen gäben ihre
bisherige Neutralität auf und würden nun El Fasher verteidigen. „Wir
fordern das Volk von Darfur dazu auf, El Fasher zu verteidigen, damit es
zum Ausgangspunkt der Befreiung des Landes wird“, sagte Minawi in einer
Fernsehansprache. Die „Provokationen“ der RSF müssten enden.
Andere Rebellengruppen machen dabei aber nicht mit. Analysten zufolge haben
die daraus entstandenen Spannungen die Joint Force gespalten und damit die
RSF zu ihrem Vorstoß ermutigt. Die Eroberung von Mellit ermöglicht der
Miliz die Kontrolle über den Großteil der Provinz Nord-Darfur außerhalb der
Hauptstadt und dürfte neue Fluchtbewegungen Richtung Tschad auslösen.
15 Apr 2024
## LINKS
[1] /Ein-Jahr-Krieg-in-Sudan/!6001608
[2] https://twitter.com/RSFSudan/status/1779607410211959239
[3] https://twitter.com/RSFSudan/status/1779548819044057507
## AUTOREN
Dominic Johnson
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