| # taz.de -- Krieg in Darfur: Hilflose Helfer | |
| > Jeder Tag zählt bei der Hungerhilfe in Sudan. Aber die Ursachen des | |
| > Elends lassen sich nur auf der politischen Ebene angehen. | |
| Bild: Hungernde Menschen warten auf ein kostenloses Frühstück in Omdurman | |
| Drei Wochen ist es her, dass UN-Experten in Sudan erstmals eine Hungersnot | |
| feststellten – die nur sehr selten ausgerufene allerhöchste Kategorie des | |
| Hungerns im UN-Klassifizierungssystem, das humanitäre Helfer weltweit | |
| anwenden. Erst jetzt sind die ersten UN-Lastwagen seit Monaten mit | |
| Lebensmitteln aus Tschad über die Grenze in die betroffene Region Darfur | |
| gelangt. Die Lage dort ist sicherlich inzwischen schon viel schlimmer als | |
| vor drei Wochen. Wer sich damals am Rande des Hungertodes befand, lebt | |
| inzwischen nicht mehr. Dafür werden sich viele andere Menschen jetzt in | |
| noch größerem Elend befinden. Jeder Tag zählt. | |
| Die Grenzöffnung aus Tschad nach Darfur ist ein begrüßenswerter | |
| Fortschritt. Aber schon dass zwischen der amtlichen Ankündigung der | |
| Grenzöffnung und der tatsächlichen Öffnung der Grenze fünf Tage vergingen, | |
| dürfte Menschenleben gekostet haben. Eilig haben es die sudanesischen | |
| Militärmachthaber, die fast 2.000 Kilometer von Darfurs Hungergebieten | |
| entfernt in Port Sudan am Roten Meer residieren, offensichtlich nicht. Sie | |
| nehmen auch nur widerwillig an den von den USA eingerichteten Gesprächen in | |
| Genf teil, bei denen es aktuell in erster Linie um „humanitäre Korridore“ | |
| und besseren Zugang zu Sudans Notleidenden geht. | |
| Ihre Gegenseite, [1][die für Massenmorde und Massenvertreibungen | |
| verantwortliche RSF-Miliz], schert sich genausowenig um Menschenleben. Die | |
| humanitären Zusagen, die die internationalen Vermittler den beiden | |
| Kriegsparteien abzuringen versuchen, haben sie beide schon mehrfach gemacht | |
| und dann immer wieder einfach ignoriert. | |
| Eine Hungersnot mag in erster Linie ein humanitäres Problem sein, aber die | |
| Lösung der Probleme, die zur Hungersnot geführt haben, ist in erster Linie | |
| auf der politischen Ebene zu suchen. Humanitäre Helfer tun, was sie können, | |
| aber Hilfslieferungen können den Krieg nicht beenden. Der dafür nötige | |
| politische Wille existiert momentan nicht. [2][Niemand zwingt Sudans | |
| Warlords], ihre Bevölkerung zu töten. Es zwingt sie leider auch niemand, | |
| sie am Leben zu lassen. | |
| 21 Aug 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Krieg-in-Darfur/!6026950 | |
| [2] /Gesundheitskrise-im-Sudan/!6030645 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
| ## TAGS | |
| Darfur | |
| Schwerpunkt Krieg in Sudan | |
| Humanitäre Hilfe | |
| Sudan | |
| Humanitäre Hilfe | |
| Schwerpunkt Krieg in Sudan | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Sudan-Gespräche bringen wenig: Weiter wie bisher – mit mehr Hilfen | |
| Nach zehn Tagen Gesprächen in Genf kommt jetzt mehr humanitäre Hilfe nach | |
| Sudan – aber von einem Kriegsende ist nach wie vor keine Rede. | |
| Tag der Humanitären Hilfe: Helfen ist lebensgefährlich | |
| Seit Anfang 2023 wurden weltweit mehr als 450 Helfer getötet. 2023 war | |
| damit das tödlichste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. | |
| Höchste Stufe erreicht: Sudans große Hungersnot beginnt | |
| Im riesigen Flüchtlingslager Zamzam in Darfur konstatieren Helfer das | |
| Erreichen der höchsten Hungerstufe. Sie warnen: Weitere Gebiete werden | |
| folgen. | |
| Milizenkrieg in Sudan: Kämpfe in Darfur weiten sich aus | |
| El Fasher, die letzte noch nicht ganz von Sudans RSF-Miliz kontrollierte | |
| Provinzhauptstadt in Darfur, wird Kriegsgebiet. Die Bevölkerung leidet. |