# taz.de -- Korruption bei der Fifa: Sportgericht bestätigt Blatter-Sperre | |
> Ex-Fifa-Chef Sepp Blatter bleibt weiterhin von allen Fußball-Aktivitäten | |
> ausgeschlossen. Der Internationale Sportgerichtshof hat die Sperre | |
> bestätigt. | |
Bild: Könnte auch noch im Gefängnis landes: Joseph Blatter (Archivbild) | |
LAUSANNE dpa | In seiner letzten sportpolitischen Kraftprobe hat Joseph | |
Blatter alles auf eine Karte gesetzt – und wie erwartet krachend verloren. | |
Der Internationale Sportgerichtshof CAS lehnte am Montag den Einspruch des | |
in den Korruptionswirren gestürzten Fifa-Chefs gegen den Ethik-Bann von | |
sechs Jahren ab. Auf 24 Zeilen verkündeten die Sportrichter in Lausanne nun | |
auch das formale Ende der schillernden Karriere des einstigen | |
Fußball-Spitzenfunktionärs. | |
„Ich nehme das Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs zur Kenntnis. | |
Aufgrund des Verlaufs des Prozesses war kein anderes Verdikt zu erwarten“, | |
wurde Blatter in einem Statement seines Managements zitiert. Tatsächlich | |
war der 80-Jährige vor dem CAS ohne Chance, denn er konnte laut der Richter | |
keine Belege für einen mündlichen Vertrag mit Michel Platini präsentieren, | |
die die weiterhin dubiose Millionenzahlung an den Franzosen im Jahr 2011 | |
legitimiert hätte. | |
Dem Weltverband war das Urteil gegen seinen einstigen Langzeit-Chef nur | |
noch eine Zeile wert. „Die Fifa hat die heutige Entscheidung des | |
Internationalen Sportgerichtshofes CAS zur Kenntnis genommen“, hieß es. Auf | |
dem Zürichberg hat längst eine andere Zeitrechnung begonnen. Die von | |
Blatter ersehnte Verabschiedung bei einem Fifa-Kongress ist unvorstellbar. | |
Nur die Einladung der ihm in Treue verbundenen russischen Gastgeber zur WM | |
2018 steht noch im Raum. | |
Für Blatter, der zudem 50.000 Schweizer Franken berappen muss, geht der | |
entscheidende Kampf auf anderer, eventuell prekärerer Ebene weiter. Die | |
Schweizer Bundesanwaltschaft in Bern ermittelt in der gleichen Causa gegen | |
den 80-Jährigen wegen des Verdachts der Untreue, eine Gefängnisstrafe ist | |
nicht ausgeschlossen. | |
Aufklärungsarbeit in den Fußballskandalwirren könnte Blatter noch einige | |
betreiben. Weiter unklar ist seine Rolle in der Affäre um das | |
WM-Sommermärchen 2006. Ein nicht widerlegter Vorwurf: Die von den deutschen | |
Organisatoren um Franz Beckenbauer Richtung Katar geschleusten 6,7 | |
Millionen Euro könnten ursprünglich zur illegalen Wahlkampffinanzierung | |
Blatters im Jahr 2002 gedacht gewesen sein. | |
## Blatter bleibt uneinsichtig | |
Blatter war am 17. Dezember 2015 wegen der weiterhin dubiosen | |
Millionenzahlung an den ehemaligen UEFA-Chef Platini aus dem Jahr 2011 | |
zunächst für acht Jahre von der einst von ihm gegründeten | |
Fifa-Ethikkommission von allen Fußball-Aktivitäten ausgeschlossen worden. | |
Die Berufungskommission des Weltverbandes hatte die Sperre später auf sechs | |
Jahre reduziert, mit Verweis auf die aus ihrer Sicht großen Verdienste des | |
langjährigen Vorsitzenden. | |
Blatter bestreitet weiter jedes Fehlverhalten und plädierte zuletzt bei | |
einer bis in die Abendstunden dauernden Anhörung am 26. August erneut auf | |
Freispruch. „In meinen 41 Jahren in der Fifa habe ich viel erlebt. Vor | |
allem habe ich gelernt, dass man im Sport gewinnen, aber auch verlieren | |
kann. In diesem Sinn muss ich diesen Entscheid […] akzeptieren, obwohl er | |
schwierig nachvollziehbar ist, weil das Prinzip der Rechtsprechung ‚die | |
Schuld muss von der Anklage bewiesen werden‘ nicht angewendet wurde“, | |
betonte Blatter. | |
Die drei CAS-Richter unter dem Vorsitz des Niederländers Manfred Nan fanden | |
keinen Beleg für die von Blatter und Platini vorgetragene Version eines | |
mündlichen Vertrages zu der umstrittenen Zahlung. Somit habe Blatter die | |
Fifa-Ethikregeln verletzt und Platini ein „unangemessenes Geschenk ohne | |
Vertragsgrundlage“ zukommen lassen. Laut CAS habe Blatter keine Reduzierung | |
der Strafe, sondern nur einen Freispruch beantragt. Alles oder nichts, | |
lautete Blatters Strategie. | |
## Geld für die Wiederwahl? | |
Weiter ungeklärt sind Motivation und Hintergrund der Zahlung an Platini. | |
Laut der gestürzten Fußball-Alpha-Tiere handelte es sich um eine verspätete | |
Gehaltszahlung für Beratertätigkeiten des Franzosen um die | |
Jahrtausendwende. Kurz nach der Überweisung sprach sich Platini für die | |
Wiederwahl Blatters auf den Fifa-Thron aus – 53 Stimmen aus Europa im | |
Gepäck. | |
Platinis ebenfalls zunächst auf acht Jahre ausgesprochene Sperre war vom | |
CAS im Mai auf vier Jahre reduziert worden. Daraufhin hatte er seinen | |
Posten als UEFA-Chef aufgegeben. Blatter hatte seinen Rückzug vom Fifa-Amt | |
bereits im Juni 2015 vor der Enthüllung der Millionen-Zahlung angekündigt. | |
Im Februar war der langjährige Platini-Vertraute Gianni Infantino zu seinem | |
Nachfolger als Fifa-Boss gekürt worden. „Trotzdem blicke ich mit | |
Dankbarkeit auf all die Jahre zurück, in denen ich meine Ideale für den | |
Fußball verwirklichen konnte und der Fifa dienen durfte“, sagte Blatter am | |
Montag. | |
5 Dec 2016 | |
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