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# taz.de -- Millionenhonorar für Beckenbauer: Kaiser der Korruption
> Franz Beckenbauer soll für eine ehrenamtliche Tätigkeit 5,5 Millionen vom
> Deutschen Fußball-Bund kassiert haben. Das traut sich nicht jeder.
Bild: Beckenbauer und der Geldregen
Wo Franz Beckenbauer ist, da ist oben. Ganz oben. Als Spieler kickte er im
Olymp. Als Trainer wies er Spielern den Weg in den Fußballhimmel. Und auch
als Funktionär war er immer einer der besten. Reden wir nicht über die
Fifa-Funktionäre, denen in den USA der Prozess wegen Korruption gemacht
wird! Reden wir nicht über Joseph Sepp Blatter, den Mann, der die
Sportkorruption so richtig groß gemacht hat! Reden wir über die finsterste
Lichtgestalt, die die Welt des Fußballs je gesehen hat: Reden wir über
Franz Beckenbauer! Er ist der größte unter all den fiesen Fußballführern
dieser Welt.
Für eine ehrenamtliche Tätigkeit als Chef des Organisationskomitees für die
WM 2006 satte 5,5 Millionen Euro zu kassieren, das muss man erst einmal
schaffen. Mieser geht’s nicht. Die finstersten Gestalten, die die Fifa je
hervorgebracht hat, müssen vor Respekt schier erstarren, wenn sie hören,
was Beckenbauer da gelungen ist. Die haben es vorgemacht, wie man sich
schmieren lässt, wie man seine Stimme vor wichtigen Abstimmungen verkauft,
wie man sich irrwitzige Provisionen für das Zustandekommen von
TV-Übertragungen sichert oder an WM-Tickets verdient, die einem eigentlich
gar nicht zustehen. Aber sie sind nie so weit gegangen, wie es Franz
Beckenbauer getan hat. Sie sind nie all denjenigen mit dem Arsch ins
Gesicht gesprungen, die in ihrer Freizeit für das Gemeinwesen arbeiten, so
wie es Beckenbauer getan hat – der Kaiser der Korruption.
Deutschland kann stolz sein auf einen wie Beckenbauer. Er ist es, der die
Deutschen in der Weltliga der Sportkorruption an die Tabellenspitze geführt
hat. Unvergessen ist auch der Einsatz eines seiner Konten für
Überweisungen, die letztlich bei einer Firma in Katar gelandet sind. 6,7
Millionen Euro waren das, und am Persischen Golf lacht man sich gewiss
heute noch ins Fäustchen, dass sich der Deutsche Fußball-Bund immer noch
vorstellen kann, die Überweisung habe nichts, aber auch gar nichts mit der
Vergabe des WM-Turniers 2006 nach Deutschland zu tun.
Womit wir beim DFB wären. Da hatte Beckenbauer lange Jahre genügend
Helfershelfer, die ihm den Weg an die Spitze der Niedertracht ermöglicht
haben, die in Zusammenarbeit mit dem staatlichen (!) Lotterieanbieter
Oddset jene irren Verträge gestrickt haben, die die Entlohnung des
Ehrenamts geregelt haben. Und wäre den hessischen Finanzbehörden nicht
irgendwann aufgefallen, dass da noch Steuern aus dem Ehrenamtssalär zu
zahlen sind, der DFB hätte es gewiss nicht verraten. Nur wer solche Freunde
hat, kann ein wahrer Pate werden.
## DFB-Boss distanziert sich
Nun ist es leider so gekommen, dass diejenigen, die mit ihm gemeinsame
Sache gemacht haben, im DFB nichts mehr zu sagen haben und wie Beckenbauer
selbst mit staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in der Schweiz zu schaffen
haben. Der neue DFB-Boss Reinhard Grindel hat sich sogar höchstoffiziell
von Beckenbauer distanziert.
Man glaubt nun wohl, ohne den korrupten Kaiser weitermauscheln zu können,
und arbeitet daran, die EM 2024 nach Deutschland zu holen. Dafür hat man
einen weithin unbekannten Anwalt aus Slowenien namens Aleksander Čeferin,
der vom sinistren Fifa-Boss Gianni Infantino ins Rennen geschickt wurde und
die Unterstützung des russischen Verbandschefs Witali Mutko hatte, zum Chef
der Uefa gewählt. Wenn sie beim DFB aber nun jemanden brauchen, über dessen
Konten sie Geld zum Zwecke des EM-Zuschlags verschieben müssen, dann werden
sie wohl nicht mehr auf Beckenbauer zählen können.
Der erholt sich gerade von einer Herz-OP und wird gewiss milde lächeln,
wenn er liest, was seine Anwälte zu seiner Verteidigung in der
Ehrenamtsaffäre formuliert haben. Das Geld sei geflossen, weil Beckenbauer
für Oddset als Werbefigur in die Bütt gestiegen sei. Es sei außerdem in
Österreich ordnungsgemäß versteuert worden. Der Kaiser wohnt ja bekanntlich
in Kitzbühel, weil es da so schön ist.
14 Sep 2016
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Franz Beckenbauer
Schwerpunkt Korruption
Deutscher Fußballbund (DFB)
Fußball
Joseph Blatter
Fußball
Deutscher Fußballbund (DFB)
Fußball-WM 2006
Franz Beckenbauer
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