# taz.de -- Sodomie ist nur ein Nischenproblem: Aigners Ablenkungsmanöver | |
> Das Sex-Verbot mit Tieren ist nur Symbolpolitik. Dafür knickt die | |
> Landwirtschaftsministerin bei der Agrarlobby ein. In der Tierproduktion | |
> darf die Quälerei weitergehen. | |
Bild: Bis 1969 galt Sex mit Tieren juristisch als „widernatürliche Unzucht�… | |
Endlich beschließt die schwarz-gelbe Koalition einmal etwas für die Tiere: | |
In ihrem Entwurf für das neue Tierschutzgesetz sieht sie Bußgelder für Sex | |
etwa mit Hunden vor, auch wenn das Tier dabei nicht verletzt wird. | |
Das ist in Ordnung – aber letztendlich nur ein Ablenkungsmanöver von den | |
wirklich drängenden Problemen im Tierschutz. | |
Geschlechtsverkehr ist nur legitim, wenn alle Beteiligten damit | |
einverstanden sind und frei entscheiden können. Menschen können Tiere aber | |
auch so abrichten, dass diese sexuell gefügig sind. Also muss ein Staat, zu | |
dessen Verfassungszielen auch der Tierschutz gehört, solche Handlungen | |
verbieten. | |
Aber Zoophilie ist ein Nischenproblem – zumindest im Vergleich zu den | |
alltäglichen Tierschutzverstößen in der Agrarindustrie. Jährlich werden | |
Millionen Ferkeln die Schwänze abgeschnitten, damit sie sie sich | |
stressbedingt in engen und reizarmen Massenställen nicht gegenseitig | |
abbeißen. | |
Das Muskelfleisch von Hühnern und vor allem Puten wird in der Mast so | |
überzüchtet, dass der übrige Körper die Last nur noch unter ständigen | |
Schmerzen erträgt. Die meisten Schweine dürfen nie ins Freie und werden | |
stattdessen auf lediglich 0,75 Quadratmeter Stallfläche pro Tier gehalten. | |
Da jedoch bleiben Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) und die | |
übrigen Koalitionäre weitgehend untätig. Schwanzkürzungen werden weiter | |
massenhaft erlaubt sein. Die Qualzucht-Rassen werden immer noch benutzt. | |
Auslauf und mehr Platz wird den meisten Tieren weiterhin verwehrt. | |
Immerhin soll es verboten werden, Ferkel ohne Betäubung zu kastrieren – | |
aber erst ab Ende 2018. Dabei sind schon lange praxistaugliche Alternativen | |
verfügbar. Zumindest angedacht war, das Einbrennen von Zeichen ins Fell und | |
die Haut von Pferden zu untersagen. | |
Die Tiere erleiden dabei Verbrennungen dritten Grades – und starke | |
Schmerzen. Selbst dieses Verbot strich die Koalition schließlich aus den | |
Gesetzesentwürfen. | |
Der Grund für diese Politik ist klar: Aigner sitzt die Agrarlobby im | |
Nacken, die um Gewinne fürchtet, wenn sie ihrem Produktionsfaktor Tier | |
bessere Bedingungen einräumen muss. | |
Das generelle Verbot von Sex mit Tieren dagegen kostet Aigner nichts. Aber | |
deshalb wird das neue Tierschutzgesetz noch lange kein Gesetz, das diesen | |
Namen verdient. | |
25 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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