# taz.de -- Kommentar Homophobie in Russland: Sotschi oder nie | |
> Der russische Sportminister schließt Sonderregelung für | |
> „Homosexuellenparagraphen“ für die Winterspiele 2014 kategorisch aus. | |
> Boykott ist aber keine Lösung. | |
Bild: Protest vor dem russischen Konsulat in New York. Homolympia! | |
Homosexuelle Athleten sollten im kommenden Februar lieber nicht Händchen | |
haltend durch Sotschi laufen. Dann könnten für sie die Olympischen | |
Winterspiele vorfristig beendet sein. | |
Genau das bedeutet die Ankündigung des russischen Sportministers Witali | |
Mutko, das neue Gesetz gegen „Homo-Propaganda“ auch bei diesem sportlichen | |
Großereignis anwenden zu wollen. Damit wird einmal mehr aller Welt | |
eindrücklich vor Augen geführt, wie in Russland mit sexuellen Minderheiten | |
umgegangen wird. Und dieser Umgang ist menschenverachtend. | |
Homosexuelle werden erniedrigt, gedemütigt und von der Gesellschaft | |
ausgegrenzt. Sie werden als krank und abartig angesehen. Sie sind Menschen | |
dritter Klasse, die selbst ernannte Hüter der Moral ganz nach Belieben | |
quälen und manchmal sogar töten – und das in der Regel auch noch | |
ungestraft. Denn anstatt die Täter zur Verantwortung zu ziehen, | |
kriminalisiert der Staat Homosexuelle auch noch per Gesetz, was vorhandene | |
Ressentiments weiter befeuert. | |
Wer angesichts dieser schwersten Menschenrechtsverletzungen einen Boykott | |
der Spiele fordert, ist allerdings auf dem Holzweg. Präsident Wladimir | |
Putin interessiert sich schon längst nicht mehr dafür, dass das Ausland | |
seinen autoritären Regierungsstil kritisiert. | |
Auch die Annahme, die russische Führung könne Sotschi für sich | |
instrumentalisieren, ist falsch. Oder hat sich vielleicht das Image der | |
Ukraine nach der Ausrichtung der Fußballeuropameisterschaft 2012 nachhaltig | |
verbessert? | |
Deshalb muss es jetzt darum gehen, Sotschi als Bühne zu nutzen. Gefragt | |
wären nicht nur Sporttouristen, sondern vor allem AthletInnen, ihre | |
Funktionäre, die Offiziellen, die Vertreter, die SportjournalistInnen. Sie | |
genießen besonderen Schutz während der Wettkämpfe. Sie sollten ihn nutzen. | |
2 Aug 2013 | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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