# taz.de -- Klimaneutralität 2050 technisch möglich: Globale Energiewende geh… | |
> Es gibt weltweit große Fortschritte bei Solaranlagen, Windrädern, | |
> Batterien und E-Autos. Das zeigt ein Bericht der Internationalen | |
> Energieagentur. | |
Bild: Chinesische Produktion von E-Fahrzeugen: automatisierte Werkhalle bei Lea… | |
CHIANG MAI taz | Es gibt auch gute Nachrichten bei der [1][Energiewende]: | |
„Rasche Fortschritte bei den wichtigsten sauberen Energietechnologien | |
zeigen, dass die neue Energiewirtschaft schneller entsteht, als viele | |
denken.“ So fasst die Internationale Energieagentur (IEA) einen neuen | |
[2][Bericht] zusammen, der in der vergangenen Woche erschienen ist. | |
Dieser zeigt deutliches Wachstum in den meisten relevanten Bereichen im | |
vergangenen Jahr: Der Zubau an Erzeugungskapazität bei Erneuerbaren | |
erreichte ein Rekordhoch von 340 Gigawatt, vor allem dank eines Wachstums | |
von 26 Prozent bei Solaranlagen. | |
Die Investitionen in Erneuerbare stiegen denn auch um 15 Prozent und lagen | |
im Jahr 2022 bei 1.600 Milliarden Dollar. Auch der Verkauf von Elektroautos | |
wuchs mit einem Plus von 55 Prozent stark. Knapp zehn Millionen | |
Elektroautos fanden einen Käufer, was einem Marktanteil von 15 Prozent | |
entsprach. Damit hat sich der Marktanteil von Elektroautos in zwei Jahren | |
mehr als verdreifacht. | |
Der IEA-Bericht ist zudem keine Ausnahme. In den letzten Wochen erschienen | |
gleich mehrere Analysen, die Ähnliches zeigen: dass die meisten | |
Technologien, die für das Erreichen der Klimaneutralität entscheidend sind, | |
stark wachsen. | |
## „Starke Triebkräfte für den Wandel“ | |
Ein [3][Bericht] des US-Thinktanks Rocky Mountain Institute (RMI) zeigt, | |
dass die Verbreitung neuer Technologien einer S-Kurve folgt: Erst wachsen | |
Technologien langsam und dann explosionsartig. Und wenn die | |
Marktdurchdringung nahezu 100 Prozent erreicht hat, flacht das Wachstum | |
wieder ab. | |
Derzeit ist der Zubau von Solar- und Windkraft sowie von Batterien in der | |
exponentiellen Wachstumsphase und RMI erwartet, dass dies in der absehbaren | |
Zukunft so bleibt: „Es gibt immer noch starke Triebkräfte für den Wandel: | |
Lernkurven, überlegene Wirtschaftlichkeit, Energiesicherheit, | |
geopolitischer Wettbewerb, Effizienz, klimatische Notwendigkeit und lokale | |
Umweltverschmutzung sind nach wie vor eine starke Kombination für den | |
Wandel.“ | |
Das hat zur Folge, dass Solar- und Windkraft ihren Anteil am Stromverbrauch | |
von heute 12 Prozent in den nächsten sieben Jahren mehr als verdreifachen | |
werden. Gemäß RMI ist die Welt damit auf einem Entwicklungspfad, der die | |
Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 zumindest möglich macht. | |
Widerstände wie in Deutschland beim Umstieg auf klimafreundliche Heizungen | |
oder wie in Großbritannien gegen Windräder an Land können diese Entwicklung | |
auch nicht aufhalten, meint RMI: „Es gibt überall Hindernisse, aber das | |
Wachstum geht weiter. Der Grund dafür ist, dass die Hindernisse spezifisch | |
und lokal sind, die Lösungen aber allgemein und global, sodass sie den | |
Widerstand gegen Veränderungen überwinden können.“ | |
Die Produzenten fossiler Energien müssen sich daher auf deutlich sinkende | |
Einnahmen einstellen: „Das exponentielle Wachstum hat das | |
Elektrizitätssystem an einen Kipppunkt gebracht, an dem die Abkehr von | |
fossilen Brennstoffen nur noch schwer umkehrbar ist.“ RMI geht daher davon | |
aus, „dass die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen im Elektrizitätssektor | |
ihren Höhepunkt erreicht hat und bis zum Ende des Jahrzehnts im freien Fall | |
sein wird.“ | |
## Energiewende-Turbo in Uruguay | |
Schließlich zeigt auch eine neue [4][Studie] des US-Thinktanks World | |
Resources Institute (WRI), dass sehr schneller Wandel möglich ist. Damit | |
die Welt die Klimaneutralität bis 2050 erreichen kann, muss der Anteil von | |
Solar- und Windstrom am globalen Strommix bis 2030 jedes Jahr um 3,1 | |
Prozentpunkte zunehmen. | |
In der Vergangenheit haben allerdings mehrere Länder gezeigt, dass sogar | |
eine deutlich höhere Wachstumsrate erreicht werden kann: Der absolute | |
Spitzenreiter ist hier Uruguay. Das südamerikanische Land hat in den fünf | |
Jahren von 2013 bis 2018 den Anteil von Wind- und Solarkraft an seinem | |
Strommix von einem Prozent auf 35 Prozent gesteigert. Das entspricht einer | |
Zunahme um sieben Prozentpunkte pro Jahr. | |
Auch Dänemark, Litauen, Namibia, die Niederlande, Palästina, Jordanien und | |
Chile haben Fünf-Jahres-Perioden erlebt, in denen der Anteil von Wind- und | |
Solarkraft am Energiemix um mehr als vier Prozentpunkte pro Jahr zugenommen | |
hat. „Diese Beispiele zeigen, dass Länder mit sehr unterschiedlichen | |
Voraussetzungen rasch auf erneuerbare Energien umsteigen können“, | |
schlussfolgert das WRI. Jetzt muss man es nur noch machen. | |
22 Jul 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Energiewende/!t5008062 | |
[2] https://www.iea.org/reports/tracking-clean-energy-progress-2023 | |
[3] https://rmi.org/insight/x-change-electricity/ | |
[4] https://www.wri.org/insights/countries-scaling-renewable-energy-fastest | |
## AUTOREN | |
Christian Mihatsch | |
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