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# taz.de -- Klima-Protestaktion am Brandenburger Tor: Vergleichsweise zahm
> Die Empörung über die Sprüh-Aktion am Brandenburger Tor ist übertrieben.
> Empörung wäre eher beim Klimaschutzgesetz der Ampel angebracht.
Bild: Die Farbe wird entfernt, die Ampel-Regierung bliebt klimaschutzunwillig
Führen Sie Listen darüber, was Protest gegen die Zerstörung unseres
Planeten alles nicht darf? Demos während der Schulzeit sind zum Beispiel
ganz schlecht, es muss ja alles nach Recht und Ordnung ablaufen. Damit
fallen auch Blockaden von fossilen Kraftwerken weg: zu aggressiv.
Es dürfen keine Pendler:innen beim Autofahren gestört werden, denn die
müssen schließlich zur Arbeit. Rahmen und Schutzglas von Bildern in Museen
zu beschmieren ist ein Affront gegen alle Schönheit in der Welt und jene,
die sie zu schätzen wissen. [1][Demos] dürfen aber auch nicht zu klein
werden, es geht schließlich um ein wichtiges Thema, da müsste sich die
Bewegung mal wieder Mühe geben! Und wer durch die Talkshows tingelt, ist
offenbar etwas zu selbstgefällig. Immerhin kann man den Fernseher
abschalten, wenn man keine Lust mehr hat.
Darum scheint es eigentlich zu gehen, wenn die Empörung über Klimaprotest
mal wieder groß ist – um den verständlichen Wunsch, sich nicht allzu sehr
mit der Klimakrise und unserer alltäglichen Verstrickung mit ihr
auseinanderzusetzen.
Ein neuer wichtiger Punkt für die schwarze Liste: Auf keinen Fall darf
Klimaprotest Farbe auf das Brandenburger Tor in Berlin sprühen, auch wenn
das den Alltag von wirklich niemandem in der Hauptstadt tangiert. Genau so
eine Farbattacke hat die Gruppe [2][Letzte Generation] am Wochenende
ausgeführt. Das leuchtende Orange wird wieder abgehen, die Reinigung läuft.
Schon am Mittwoch soll das Denkmal wieder in altem Beigegrau ermatten.
## Die Aufgabe der klimaschutzwilligen Regierung
Eigentlich also eine vergleichsweise zahme Aktion. Trotzdem ist die
Aufregung groß: „Das Brandenburger Tor als Symbol für Freiheit und
Wahrzeichen unseres Landes zu beschmieren, ist eine weitere sinnlose und
verwerfliche Aktion, die strafrechtlich konsequent geahndet werden muss“,
sagte zum Beispiel Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) den Zeitungen
der Funke Mediengruppe. Mit solchen „Chaosaktionen“ erreiche die Letzte
Generation nichts. „Im Gegenteil: Solche Aktionen schaden dem
gesellschaftlichen Rückhalt massiv, den der Klimaschutz braucht.“
Diesen Rückhalt zu organisieren, wäre allerdings vor allem Aufgabe einer
klimaschutzwilligen Regierung. Eine solche ist die Ampelkoalition in Teilen
– aber mehrheitlich eben auch nicht. Symptomatisch dafür ist die [3][Reform
des Klimaschutzgesetzes], über die der Bundestag diese Woche am Freitag
erstmals berät. Bald soll es keine konkreten Vorgaben zur Reduktion von
CO2-Emissionen für die einzelnen Wirtschaftsbereiche mehr geben.
Die je zuständigen Minister*innen können sich so noch leichter aus der
Verantwortung ziehen. Ein echter Rückschritt. Das ist der Stoff für die
interessantere schwarze Liste: Was darf Klimapolitik sich bei den aktuell
rund 1,2 Grad Erderhitzung nicht mehr leisten?
18 Sep 2023
## LINKS
[1] /Fridays-protestieren-fuers-Klima/!5960313
[2] /Letzte-Generation-blockiert-in-Berlin/!5958135
[3] /Neues-Klimaschutzgesetz-im-Kabinett/!5770969
## AUTOREN
Susanne Schwarz
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