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# taz.de -- Bewegungstermine in Berlin: Jetzt bloß zusammenhalten!
> Trotz Differenzen müssen Linke gegen die Angriffe auf die Letzte
> Generation Einheit zeigen. Gedacht wird kommende Woche auch Opfern
> rechter Gewalt.
Bild: Bringt ein bisschen Farbe die Menschen echt gegen den Klimawandel auf?
Die Letzte Generation (LG) ist mit einem großen Knall in die Hauptstadt
zurückgekehrt. Am Montagmorgen hat die Gruppe gleich 39 Verkehrsadern
unterbrochen, am Tag zuvor das Brandenburger Tor in orangener Farbe
angesprüht. Die LG will den Herbst zu einem „sozialen Wendepunkt“ machen
und notfalls bis Weihnachten Straßen blockieren, um für das neue Ziel,
Klimaneutralität bis 2030, zu streiten. Die Zeit, lediglich ein paar
Reformen zu fordern, ist für die LG offenbar vorbei.
Am Donnerstag (21. 9., 19 Uhr) wird die LG [1][im Syndikat] erneut ihr
[2][Protestkonzept vorstellen]. Über dieses wird mal wieder auch in der
Klimabewegung gestritten: Unterstützen die Aktionsformen der LG mit ihrem
Fokus auf den fossilen Alltag normaler Leute möglicherweise reaktionäre
Radikalisierungsprozesse und Klimawandelleugnung? Fridays for Future war
bereits in der Vergangenheit öfter vorgeprescht und hatte der LG
vorgeworfen, Mehrheiten für den Klimaschutz zu gefährden.
Dass die Klimakrise aber ein kapitalistisches Geschäftsmodell ist, das
wiederum wird von den Fridays chronisch unterbewertet – was schade ist,
könnte hier doch eine Erklärung dafür liegen, warum es auch keinen
effektiven Klimaschutz gab, als freitags noch die Massen auf die Straßen
gingen. Anders formuliert: Die LG hat verstanden, dass man disruptiv sein
muss, Fridays for Future dagegen, dass Mehrheiten wichtig sind – um aber
wirklich Veränderungen durchzusetzen, braucht es beides.
## „Für radikale Umverteilung – überall!“
Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Aber einige Teile der
Klimabewegung arbeiten durchaus daran, mehr Aufmerksamkeit für
vermittelbare radikale Ziele zu schaffen. Aktivist:innen von [3][Ende
Gelände werden sich am kommenden Wochenende in einer Großaktion auf Rügen]
wieder mit ihren Körpern gegen die neokoloniale Gewalt stellen, die dort
durch den Bau eines riesigen Terminals für den Import von extrem
klimaschädlichen Flüssiggas (LNG) zementiert wird.
In Berlin versucht die Gruppe [4][AktivAbfahren] am Mittwoch (20. 9.), jene
Profiteure der Klimakrise sichtbar zu machen, denen es bisher erstaunlich
gut gelungen ist, unerkannt zu bleiben. Start der Fahrraddemo unter dem
Motto [5][„Schon 1,5 Grad sind zu viel! Für radikale Umverteilung –
überall!“] ist um 15 Uhr beim Sitz der Deutschen Autobahn AG (Heidestr.
15), weitere Stopps sind bei Bayer/Monsanto, dem Haus der Wirtschaft, dem
Thales Konzern und dem Wirtschaftsministerium geplant.
## Gedenken an Eugeniu Botnari und Luke Holland
Klar ist in jedem Fall: Angesichts der massiven Gewalt, der die LG
[6][durch freidrehende Autofahrer] und [7][augenscheinlich völlig unnötige
Polizeischmerzgriffe] ausgesetzt ist, muss die Klimabewegung
zusammenhalten. Und nicht nur die Klimabewegung. Der Kampf gegen rechte
Gewalt ist bekanntlich Sache der gesamten politischen Linken. Kommende
Woche gilt es deshalb auch, gleich mehreren Opfern rassistischer Anschläge
zu gedenken.
[8][Am Mittwoch (20. 9.) findet um 18 Uhr ein Stilles Gedenken an Eugeniu
Botnari statt]. Am 20. September 2016 starb Botnari an den Folgen der
brutalen Schläge von André S., dem damaligen Leiters der Edeka-Filliale im
Bahnhof Lichtenberg. S. hatte Botnari, vom Hass gegen Arme und Ausländer
getrieben, im Getränkelager immer wieder ins Gesicht geschlagen – weil er
Botnari eines läppischen Ladendiebstahls verdächtigte.
Für seine Schläge hatte sich S. extra einen Quarzhandschuh angezogen.
Hinterher verschickte er Überwachungsaufnahmen mit menschenverachtenden
Kommentaren an seine Mitarbeiter:innen. Dennoch stritten rechte Parteien
und Medien lange ab, dass es sich bei Botnari um ein Opfer rechter Gewalt
handelt. Die [9][Antifaschistische Vernetzung Lichtenberg] musste lange
kämpfen, doch inzwischen wurde der Bahnhofsvorplatz nach Botnari benannt,
ein antirassistisches Wandgemälde ist enthüllt, auch eine Gedenktafel soll
geplant sein.
Wie weit verbreitet rechte Gewalt ist, davon zeugt, dass am selben Tag (20.
9.) nur eine Stunde (17 Uhr) zuvor [10][noch einem weiteren Opfer
neonazistischer Gewalt gedacht] werden muss. Vor 8 Jahren wurde Luke
Holland an der Ecke Ringbahnstraße / Walterstraße in Neukölln vom Neonazi
Rolf Z. ermordet. Auch bei Z. wurde ein rechtes Tatmotiv vom Gericht nicht
anerkannt – obwohl seine Wohnung voller Waffen samt Munition sowie
Nazi-Devotionalien war.
## Faschismus bekämpfen, überall
Der Täter Z. war zudem zwischenzeitlich auch ein Tatverdächtiger im
weiterhin ungeklärten Mordfall [11][Burak Bektaş], von der Polizei [12][zur
Vernehmung vorgeladen wurde Z. jedoch nie]. Um über die beiden Mordfälle
und über den parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur rechten
Anschlagsserie „Neukölln Komplex“ zu informieren, veranstaltet das
[13][Bündnis Neukölln] und die [14][Soliinitiative Burak Bektaş] nach dem
Gedenken eine Veranstaltung um 19 Uhr in der „Werkstadt“ (Emser Str. 124).
Um der rechten Gewalt der Gegenwart entgegenzutreten, findet am Samstag
(23. 9., 13 Uhr) wieder die „Reclaim Your Kiez“-Demo in Köpenick statt.
Denn Köpenick ist z.B. für queere Menschen oder BIPoC kein sicherer Ort.
Neonazi-Parteien wie der 3. Weg oder Die Heimat (ehem. NPD) treiben hier
ihr Unwesen.
[15][Uffmucken Schöneweide ruft deshalb dazu auf,] solidarisch auf der
Straße zu zeigen, „dass FaschistInnen und jede Form von Diskriminierung
keinen Platz in unserem Kiez haben“ (23. 9., 13 Uhr, S-Bahn Spindlersfeld).
Thematisch passend findet in der Zwille am Samstag (23. 9., 18 Uhr)
[16][ein Soli-Konzert für inhaftierte Antifas] statt.
19 Sep 2023
## LINKS
[1] https://twitter.com/syndikat44
[2] https://twitter.com/syndikat44/status/1695021027976220873
[3] https://www.ende-gelaende.org/news/kein-lng-auf-ruegen-kein-lng-weltweit-ge…
[4] https://twitter.com/AktivAbfahren
[5] https://twitter.com/AktivAbfahren/status/1703331752469537242
[6] https://twitter.com/wokest_boy/status/1703675287928553739
[7] https://twitter.com/retep_kire/status/1703656433655452096
[8] https://vernetzunglichtenberg.blackblogs.org/aufruf/stilles-gedenken-an-eug…
[9] https://vernetzunglichtenberg.blackblogs.org/
[10] https://burak.blackblogs.org/2023/09/12/20-09-kundgebung-und-veranstaltung…
[11] https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/burak-bek…
[12] https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/burak-bek…
[13] https://www.buendnis-neukoelln.de/
[14] https://burak.blackblogs.org/
[15] https://uffmucken-schoeneweide.de/
[16] https://twitter.com/Budapest_Soli/status/1702709658568278147
## AUTOREN
Timm Kühn
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