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# taz.de -- Kämpfe in Sudan dauern an: „Die Zerstörung eines Landes“
> Die Kämpfe in Sudan dauern an, für die Menschen ist keine Versorgung in
> Sicht. Deutschland bestätigt: 600 Pässe wurden in der Botschaft
> zurückgelassen.
Bild: Geflüchtete in Goungour, Tschad: Gefechte in Sudans Westen treiben Flüc…
Berlin taz | Trotz des offiziell seit Montagabend geltenden
[1][Waffenstillstands in Sudan] ist eine humanitäre Hilfsaktion für die
notleidende Bevölkerung nach wie vor in weiter Ferne. Hilfswerke beklagen
weiterhin, dass die Lage zu unsicher sei, um die in der Hafenstadt Port
Sudan gelagerten und dort eintreffenden Hilfsgüter in die Hauptstadt
Khartum zu bringen.
Dort dauerten auch am Mittwoch Kämpfe zwischen der Regierungsarmee und der
in den Aufstand getretenen paramilitärischen RSF (Rapid Support Forces) an,
wenngleich weniger intensiv als an den Vortagen. Die beiden
Vermittlerstaaten USA und Saudi-Arabien hatten zuvor den Kriegsparteien das
Nichteinhalten ihrer am Samstag getroffenen Vereinbarung über eine
siebentägige Waffenruhe zwecks Ermöglichung humanitärer Hilfe vorgeworfen.
Besonders schwere Gefechte und hohe Opferzahlen werden aus Sudans
Westregion Darfur gemeldet. Die Provinzhauptstädte El-Geneina, Zalingei und
Nyala sollen allesamt umkämpft sein, Flüchtlingsströme in die Nachbarländer
nehmen zu.
Die humanitäre UN-Koordinierungsstelle Ocha [2][schlug am Mittwoch Alarm]
über die Lage in der Zentralafrikanischen Republik, die selbst von
bewaffneten Konflikten erschüttert ist: Lebensmittelimporte aus Sudan
würden ausbleiben, in bereits notleidenden Gebieten hätten sich die
Lebensmittelpreise verdoppelt und wenn dies so weitergehe, sei dort ab
August mit einer Hungersnot zu rechnen. In der Stadt Birao im Nordosten der
Zentralafrikanischen Republik kostet eine kleine Schüssel Hirse demnach
umgerechnet inzwischen rund 1,50 Euro. Das entspricht oftmals dem
Tageseinkommen einer ganzen Familie.
Doch auch in Sudan selbst wird die Versorgungslage der Bevölkerung immer
dramatischer. Laut UN sind inzwischen 25 der 45 Millionen Einwohner des
Landes von humanitärer Hilfe abhängig, aber die gibt es nicht. Die UN zählt
mittlerweile über eine Million neue Binnenvertriebene in Sudan seit
Ausbruch der Kämpfe und 319.000 neue Sudan-Flüchtlinge in Nachbarländern.
Der UN-Experte Radhouane Nouicer, der für die UN-Menschenrechtskommission
die Lage in Sudan beobachtet, griff am Dienstag in Genf zu drastischen
Worten.
„Dies ist die Zerstörung eines Landes in einer Weise, die sein Volk
entmenschlicht“, [3][sagte der Tunesier], der seit über 30 Jahren für die
UN arbeitet. „Was geschieht, gehört zum Schlimmsten, was ich in meiner
langen Laufbahn in Konfliktgebieten gesehen habe […] Die Menschen fühlen
sich alleingelassen und verlassen inmitten eines chronischen Mangels an
Lebensmitteln und Trinkwasser, zerstörten Häusern, wahllosen Angriffen in
Wohngebieten und verbreiteten Plünderungen.“
## 600 Pässe in der deutschen Botschaft zurückgeblieben
Die deutsche Bundesregierung bestätigte mittlerweile, dass bei der
Evakuierung der deutschen Botschaft in Khartum im April Hunderte Reisepässe
von Menschen, die dort gerade ein Visum beantragten, zurückgelassen wurden,
was den Betroffenen die Ausreise aus Sudan unmöglich macht ([4][die taz
berichtete]).
Es befänden sich „noch ca. 600 Pässe in der deutschen Botschaft“,
beantwortete das Auswärtige Amt eine Kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten
Clara Bünger. „Derzeit besteht keine Möglichkeit, die Pässe ohne erhebliche
Gefährdung von Leib und Leben der lokal Beschäftigten aus der
Auslandsvertretung zu holen. Das Auswärtige Amt beobachtet fortlaufend die
Lage und prüft einzelfallbezogene Lösungen.“
24 May 2023
## LINKS
[1] /Waffenstillstand-fuer-Sudan-vereinbart/!5933205
[2] https://reliefweb.int/report/central-african-republic/impact-sudan-crisis-c…
[3] https://www.ohchr.org/en/press-releases/2023/05/sudan-suffering-dehumanizin…
[4] /Flucht-aus-dem-Buergerkrieg/!5934241
## AUTOREN
Dominic Johnson
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