# taz.de -- Jüdische Geflüchtete in Berlin: Koscheres Essen und ein Bett | |
> Die jüdische Gemeinde richtet ein Aufnahmezentrum für Menschen aus der | |
> Ukraine ein. Bereits am ersten Tag wurden 200 Geflüchtete versorgt. | |
Bild: Spielzeug für Geflüchtete: Gideon Joffe und Klaus Lederer stellten das … | |
BERLIN taz | Rund 5.000 [1][Jüdinnen und Juden ist bisher die Flucht] aus | |
der Ukraine nach Deutschland gelungen, etwa 1.500 von ihnen haben die | |
Weiterreise nach Israel angetreten. Das berichtete Gideon Joffe, | |
Vorsitzender der jüdischen Gemeinde zu Berlin, am Freitag vor der Presse. | |
Anlass war die Eröffnung des Aufnahmezentrums für jüdische Geflüchtete im | |
großen Saal des Gemeindezentrums in der Fasanenstraße tags zuvor. | |
Das Zentrum soll neben der Sicherstellung der Grundbedürfnisse der | |
Geflüchteten „die ankommenden Jüdinnen und Juden direkt in die Gemeinde | |
integrieren“, sagte Joffe weiter. Nach seinen Angaben halten sich rund 500 | |
jüdische Geflüchte derzeit in Berlin auf. Er betonte: „Nächstenliebe ist | |
ein Kernelement des Judentums, sich für Menschen in Not einzusetzen ist | |
unsere solidarische Pflicht.“ | |
Bereits am ersten Tag kümmerte sich das Jüdische Gemeindehaus laut | |
Geschäftsführerin Milena Rosenzweig-Winter um 150 bis 200 geflüchtete | |
Jüdinnen und Juden. Wie aus dem Informationsflyer zu entnehmen ist, können | |
sich jüdische Geflüchtete im Aufnahmezentrum registrieren lassen „und | |
erhalten von Gemeindemitarbeitern und Freiwilligen eine koschere Mahlzeit, | |
ein Begrüßungspaket mit Hilfsgütern, die Vermittlung einer temporären | |
Unterkunft sowie weitere Unterstützung“. | |
Der rot-grün-rote Senat lobte das Engagement der Gemeinde: „Wir sind auf | |
jede Hilfe angewiesen“, erklärte Kultursenator Klaus Lederer (Linke), der | |
auch für Religion zuständig ist. | |
## Initiativen informieren über das Aufnahmezentrum | |
Über die Existenz des Aufnahmezentrum erfahren die geflüchteten Jüdinnen | |
und Juden zum einen durch mehrere jüdische Initiativen, die Busse an der | |
ukrainischen Grenze organisieren, und durch einen auf mehreren Kanälen | |
verbreiteten dreisprachigen Onlineflyer. „Gerade jetzt in diesem Moment ist | |
ein Bus aus Moldawien mit 55 jüdischen Geflüchteten auf dem Weg nach | |
Berlin“, berichtete Rosenzweig- Winter. | |
Auf die Frage, wie die Aufnahmestelle sicherstellen will, dass es sich bei | |
den [2][Geflüchteten] auch wirklich um Mitglieder der Jüdischen Gemeinde | |
handelt, antwortet die Geschäftsführerin: „Wir müssen ihnen einfach | |
glauben. Zwar können wir versuchen, die entsprechenden Dokumente | |
einzusehen, doch fehlt Vielen ein schriftlicher Nachweis.“ Auch | |
nicht-jüdische Geflüchtete fänden im Gemeindehaus erst einmal Hilfe, eine | |
warme Mahlzeit, Sachspenden und ein offenes Ohr. | |
In der Ukraine lebten sehr unterschiedlichen Schätzungen zufolge vor dem | |
russischen Angriff 50.000 bis 250.000 Menschen mit jüdischen Wurzeln, | |
berichtete Gideon Joffe. Wie viele von ihnen auf der Flucht seien, ließe | |
sich nicht schätzen. Joffe warb dafür, die Jüdinnen und Juden, die in | |
Deutschland ankommen und erst einmal hier bleiben wollen, nicht über das | |
ganze Land zu verteilen, sondern sie in Großstädten wie Berlin, München, | |
Frankfurt oder Köln wohnen zu lassen, damit sie Anschluss an die jüdischen | |
Gemeinden finden könnten. „Wir hoffen, dass die meisten in Berlin landen | |
werden“, sagte er. | |
11 Mar 2022 | |
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[1] /Fluechtlingshilfe-in-Grossbritannien/!5836644 | |
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## AUTOREN | |
Julian Csép | |
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