| # taz.de -- Internes Papier aus Studentenverbindung: Zu reaktionär für eine V… | |
| > Bei den katholischen Studentenverbindungen sorgt ein internes Papier für | |
| > Streit. Es liegt der taz vor. | |
| Bild: Für das „Memorandum Romanum“ gibt es Zuspruch, vor allem von Erzbisc… | |
| Ein buntes Begleitprogramm erwartet die Teilnehmer der 138. Versammlung des | |
| Cartellverbands, die am Donnerstag in Berlin beginnt. Doch wenn der Verband | |
| katholischer Studentenverbindungen, der rund 25.000 Mitglieder zählt, zu | |
| seiner obersten Versammlung zusammenkommt, dürften nicht nur der | |
| „Traditionelle Akademische Frühschoppen“ oder eine Dampferfahrt durch das | |
| Regierungsviertel, sondern auch hitzige Diskussionen auf dem Programm | |
| stehen. | |
| Grund ist ein internes Papier, das von Mitgliedern des „Berliner Vororts“ | |
| im letzten Sommer verfasst und verschickt wurde, kurz nachdem dieser die | |
| Führung des Verbands übernommen hatte. Das 31-seitige Schreiben mit dem | |
| Titel „Memorandum Romanum“ kommt so extrem reaktionär daher, dass es | |
| [1][selbst unter den katholischen Verbindungsstudenten] auf Kritik stößt. | |
| Der Streit lässt sich anhand interner E-Mails nachvollziehen, die die | |
| Autonome Antifa Freiburg einsah und der taz zugänglich machte, ebenso wie | |
| das strittige Papier selbst. | |
| Vor allem stilistisch wird das Papier intern kritisiert, etwa als | |
| „pathetisch“, „ausufernd“, „selbstreferenziell“ und „pseudo-theol… | |
| Auch inhaltlich üben einige Verbandsmitglieder Kritik. Gründe dafür gibt es | |
| genug. Die sechs Verfasser des Schreibens, die verschiedenen Berliner | |
| Studentenverbindungen angehören, verurteilen nicht nur die heutige Zeit für | |
| ihre „grassierende Dekadenz, [die] jegliche Formen der Demut und | |
| Sittlichkeit zersetzt“. Sie finden auch scharfe Worte für den [2][Synodalen | |
| Weg], das Reformprojekt der katholischen Kirche in Folge der | |
| Missbrauchsskandale. | |
| Die [3][Missbrauchsfälle] selbst werden relativiert: Die Kirche werde zum | |
| „alleinigen Sündenbock“ für das eigentliche Problem gemacht, das in | |
| Wirklichkeit die gesamte Gesellschaft betreffe und aus „krankhaften | |
| Deformationen von Liebe auf dem Nährboden zügelloser, unkontrollierter | |
| Sexualität“ bestehe. Gewarnt wird vor jeglichen Liberalisierungsbemühungen | |
| in der katholischen Kirche, sei es hinsichtlich der Rolle der Frau oder der | |
| von Homosexuellen. „Geschlechtliche Vielfalt“, Lebensmodelle jenseits der | |
| heterosexuellen Ehe, Säkularisierung und Wissenschaft werden als Bedrohung | |
| des „christlichen Erbe des Abendlandes“ dargestellt, um das es laut den | |
| Verfassern so schlecht wie noch nie stehe. | |
| ## Friedrich Merz ist auch ein „Alter Herr“ | |
| Doch für das „Memorandum Romanum“ gibt es nicht nur Kritik, sondern auch | |
| Zuspruch – von einzelnen Verbindungsmitgliedern, vor allem aber von | |
| Erzbischof Nikola Eterović, dem Botschafter des Papstes in Deutschland. Der | |
| Vatikan hat den Synodalen Weg und die damit einhergehenden Reformbemühungen | |
| in der katholischen Kirche in Deutschland immer wieder kritisiert. Kein | |
| Wunder also, dass Eterović das Papier für seine „klare katholische Haltung�… | |
| lobt, wie es eine Meldung auf der Homepage des Cartellverbands stolz | |
| verkündet. | |
| Der Cartellverband ist der größte Verband von Studentenverbindungen in | |
| Europa. Insbesondere in der Union finden sich zahlreiche Mitglieder, zu den | |
| „Alten Herren“ zählen etwa der CDU-Vorsitzende [4][Friedrich Merz] oder der | |
| ehemalige CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak. | |
| 29 May 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Malene Gürgen | |
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