# taz.de -- Synode der katholischen Kirche: Viel gesprochen, wenig entschieden | |
> In Rom diskutierten Würdenträger und Laien über die Zukunft der | |
> katholischen Kirche. Das Abschlusspapier offenbart wenig Konkretes. | |
Bild: Beten zum Abschluss der Synode am 29. Oktober | |
ROM taz | In der italienischen Hauptstadt Rom ist die Bischofssynode der | |
katholischen [1][Weltkirche] zu Ende gegangen – doch kaum jemand hat es | |
bemerkt. Zwar wurden dort seit dem 4. Oktober bis zum vergangenen Samstag | |
so wichtige Themen wie die Rolle der Frauen, die verpflichtende | |
Ehelosigkeit für Priester, und die Haltung zu sexuellen Minderheiten | |
diskutiert. Doch selbst Italiens größter Tageszeitung, dem Corriere della | |
Sera, war am Sonntag das Ereignis keine einzige Zeile wert, ebenso wenig | |
wie die Mittagsnachrichten auf dem staatlichen TV-Sender RAI2 auch nur eine | |
Sekunde berichteten. | |
Dabei hatte diese Synode schon im Ausgangspunkt Neues zu bieten. Zum ersten | |
Mal waren die Bischöfe nicht mehr unter sich; zu den 365 stimmberechtigten | |
Mitgliedern zählten auch 70 Laien, die also weder Priester noch ordinierte | |
Ordensleute sind, und 49 von ihnen waren Frauen, zu denen noch einmal fünf | |
weitere Ordensschwestern kamen. | |
Das war eine kleine Revolution, ebenso wie die Organisation des | |
Diskussionsprozesses. Hatten früher Synoden in dem engen, extra dafür | |
vorgesehenen Saal im Vatikan stattgefunden, so tagte die Versammlung jetzt | |
in der großen Halle der Papstaudienzen. Dort war – auch dies ein Novum – es | |
möglich, die Teilnehmer*innen um runde Tische zu setzen, wo sie in | |
Kleingruppen die Themen vordiskutierten, bevor es jeweils im Plenum | |
weiterging. | |
Von vornherein hatte Papst Franziskus jedoch eine Nachrichtensperre | |
verhängt und den Synodalen auferlegt, bis zum Ende der Veranstaltung nicht | |
mit Medienvertreter*innen zu reden. Zugleich hatte er deutlich | |
gemacht, dass wenigstens in dieser Runde der Synode zwar viel diskutiert, | |
aber nichts beschlossen wird. | |
## Ein Abschlusspapier ohne Lösungsvorschläge | |
So kam es dann auch. Das Schlussdokument zählt zwar die diversen Baustellen | |
der Krisenfirma katholische Kirche auf, formuliert aber keine Vorschläge | |
zur Reparatur von Schäden. So heißt es zur Rolle der Frauen im | |
Abschlussdokument zwar, ihnen solle „höhere Anerkennung“ zuteilwerden. | |
Doch schon bei der Frage, ob sie in Zukunft als Diakoninnen – Personen, die | |
gewisse Funktionen eines Priesters wie die Gestaltung von Gottesdiensten | |
und das Spenden von Sakramenten übernehmen können – zugelassen werden | |
sollen, verkündet das Dokument nur: Dazu habe es auf der Synode | |
„unterschiedliche Positionen“ gegeben, denn für die Gegner*innen sei das | |
ein Bruch mit der Tradition. Deshalb soll es auf diesem Feld erst einmal | |
mit weiterer „theologischer und pastoraler Forschung“ weitergehen. | |
Auch bei Fragen „der Genderidentität und der sexuellen Orientierung“ | |
spricht das Schlussdokument vor allem davon, dass diese „nicht nur in der | |
Gesellschaft, sondern auch in der Kirche kontrovers“ seien. Das ist | |
immerhin ein kleiner Fortschritt – von „Kontroverse“ in der Ablehnung von | |
[2][Homosexualität] war rund 2.000 Jahre lang keine Rede gewesen. Hier | |
schlägt sich wohl nieder, dass Papst Franziskus seit Jahren den Gläubigen | |
einzutrichtern sucht, „alle, alle, alle“ gehörten zur Kirche. | |
Kontrovers ist jetzt auch die Bewertung der erreichten Resultate. Eher | |
verhalten äußert sich Georg Bätzing, der in der Weltkirche zum Reformflügel | |
gehörende Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz. Zwar seien die | |
wichtigen Fragen „auf den Tisch“ gekommen, zugleich aber sei Angst vor | |
Veränderungen spürbar gewesen. | |
## Der synodale Prozess geht 2024 weiter | |
Weit enthusiastischer klingt das Resümee der radikalreformerischen | |
Basisbewegung „Wir sind Kirche“, die glaubt, auf der [3][Synode] habe sich | |
endlich „eine zukunftsgerichtete Dynamik entfacht“. Mit tiefer Skepsis | |
dagegen kommentiert ein Kirchenrechtler gegenüber der deutschen | |
Nachrichtenagentur dpa die Resultate: In seinen Augen mutiert „unter | |
Franziskus die Kirche zu einer theologisch entleerten geistlich bewegten | |
Exerzitiengruppe, ohne der Welt die Antworten aus dem Glauben zu geben, die | |
sie erwarten darf“. | |
Das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen. Der im Jahr 2021 vom | |
Papst eingeleitete weltweite synodale Prozess soll im Oktober 2024 in Rom | |
mit einer weiteren Synode seinen Abschluss finden. | |
30 Oct 2023 | |
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## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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