# taz.de -- Indiens größter Unionsstaat: Hindu-Hardliner für Uttar Pradesh | |
> Der fundamentalistische Yogi Adityanath wird Premier im Bundesstaat Uttar | |
> Pradesh. Bisher erklärte er Muslime und Christen zu Feinden. | |
Bild: Glückwünsche für Yogi Adityanath, den neuen Ministerpräsidenten von I… | |
BERLIN taz | Einen Tag nach seiner Vereidigung hat der neue | |
Ministerpräsident von Indiens größtem Unionsstaat Uttar Pradesh am Montag | |
versprochen, vor allem die Entwicklung des armen Staates mit 205 Millionen | |
Einwohnern zu fördern. „Meine Regierung ist der Wohlfahrt der Bevölkerung | |
verpflichtet, ohne irgendjemanden zu diskriminieren,“ sagte Yogi Adityanath | |
in der Landeshauptstadt Lucknow. | |
Damit reagierte er auf Kritiker, die eine diskriminierende Politik von ihm | |
befürchten. Denn der 44-jährige Oberpriester eines Hindutempels, der am | |
Wochenende nach dem vorangegangenen Wahlsieg der hindunationalistischen BJP | |
überraschend zum neuen Ministerpräsidenten ernannt worden war, ist als | |
religiöser Hardliner bekannt. | |
Der charismatische Scharfmacher brachte bisher besonders Christen und | |
Muslime gegen sich auf. So sagte er einmal, die verstorbene | |
Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa sei Teil einer Verschwörung, um | |
Indien zu christianisieren. Den Bollywood-Superstar Shah Rukh Khan, einen | |
Muslim, verglich er mit einem Terroristen aus Pakistan. | |
Muslimen warf Adityanath „Liebes-Dschihad“ vor, also mittels der Ehe mit | |
hinduistischen Frauen Indien islamisieren zu wollen. Den von US-Präsident | |
Donald Trump verhängten Einreisestopp für Bürger aus sieben muslimischen | |
Ländern begrüßte er ausdrücklich und forderte ein solches Verbot für | |
Indien. | |
## Sein Ziel: Ein Hindu-Staat | |
Das säkular verfasste Land will Adityanath in einen Hindu-Staat umwandeln. | |
Er selbst soll schon einmal im Jahr 2005 1.800 Christen zum Hinduismus | |
zwangskonvertiert haben. | |
Laut indischen Medien sind mehrere Gerichtsverfahren bis hin zu einer | |
Mordanklage gegen Adityanath anhängig. Die meisten Verfahren drehen sich | |
darum, dass er zum Hass gegen Muslime aufgestachelt und Versuche zur | |
friedlichen Konfliktregelungen durch die Behörden hintertrieben haben soll. | |
Adityanath wurde zu Beginn der 90er Jahre im Konflikt um die Babri-Moschee | |
in Ayodhya, der 2.000 Tote gefordert hat, zu einem Führer der | |
Hindu-Hardliner. Die heute regierende hindunationalistische BJP war ihm oft | |
zu gemäßigt. | |
Seine Machtbasis ist die von ihm mitgegründete militante Jugendorganisation | |
Hindu Yuva Vahini. 1998 wurde er als jüngster Abgeordneter ins indische | |
Unterhaus gewählt und hat seitdem seinen Sitz dort stets verteidigen | |
können. | |
Dass die BJP-Führung um Indiens Ministerpräsident Narendra Modi ihn jetzt | |
zum Führer von Indiens größtem Staat bestimmte, könnte der Versuch sein, | |
ihn einzubinden. Doch es könnte auch heißen, dass der sich bisher auf die | |
Wirtschaft konzentrierende Modi stärker auf seine hindunationalistische | |
Basis zugeht, sich also auch der Konsolidierung seiner Macht sicher ist und | |
nun stärker seine eigene hindunationalistische Seite rauskehrt. | |
Für manche Kommentatoren ist Adityanath sogar schon ein potenzieller | |
Modi-Nachfolger. | |
20 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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