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# taz.de -- Hype um Pistazien: Die Jagd nach den grünen Diamanten
> Pistazien hat unser Autor schon immer geliebt. Nun sollen sie bald
> überall drin sein. Doch er weiß nicht, was er davon halten soll.
Bild: Wird jetzt alles aus Pistazien gemacht?
Als ich ein Kind war, gab es in meiner Wahrnehmung vier Standardeissorten:
[1][Vanille (klar)]. Schokolade (auch klar). Erdbeer (mochte ich nicht,
aber ich wusste, dass es wichtig war). Und, mein Liebling: Pistazie. Erst
viele Jahre später verstand ich, wo Pistazie als Eissorte steht. Zwar nicht
so exotisch ist wie „Süßkartoffel-Grießbrei“ oder „Staub“, aber auf …
Fall Top 4, nicht mal zwingend Top 10.
Meine Liebe zu Pistazien hat also früh begonnen, und sie dauert bis heute
an. Wobei ich vom Ausmaß der Liebe lange nichts ahnte, weil es in
Deutschland kaum Dinge mit oder aus Pistazien gab, außer eben Eis,
geröstete Pistazienkerne aus der Tüte und Mortadellascheiben.
Erst nach und nach entdeckte ich ihre Vielfalt: In den arabischen
Konditoreien, die ich rund um die Berliner Sonnenallee besuchen kann, sind
Pistazien [2][auf Baklava und vielen anderen Gebäckstücken]. Auf
Italienreisen gehören üppig mit Pistaziencreme gefüllte Cannoli und
Cornetti zum Standard, von dort habe ich auch ein grandioses Rezept für
Ricotta-Pistazienkekse. Oder denken wir an Pistazienpesto! Denn zu den
Vorteilen der Pistazie gehört ja, dass sie süß und salzig funktioniert, was
sie übrigens auch zu einem tollen Topping macht.
Bloß, weiterhin: Kaum in Deutschland. Wir haben schlichtweg keine
Pistazienkultur. Doch das könnte sich ändern! Vor kurzem [3][titelte der
Wiener Standard]: „Wird nun alles mit Pistazie gemacht?“ Und auch [4][die
Stuttgarter Zeitung weiß]: „Pistazien überrollen gerade den Kessel“.
Angeschoben wurde der Trend wohl, mal wieder, von Instagram und Tiktok.
Was einleuchtet, denn Optik ist bei Social-Media-Foodtrends Trumpf, und das
leuchtende Giftgrün von Pistazienkernen bzw. -creme macht einfach sehr viel
her. In dieser Hinsicht sind Pistazien der ideale, quasi komprimierte
Nachfolger der Avocado, deren Hypecycle langsam endet, und die außerdem
[5][wegen ihres hohen Wasserverbrauchs] unter Beobachtung steht.
Bald könnte es also alles aus Pistazien geben, aber macht mich das
glücklich? Ich weiß es nicht. Pistazien sind teuer, mehr Nachfrage dürfte
das nicht besser machen. Und falls jetzt der Iran (drittgrößter
Pistazienproduzent der Welt) [6][härter sanktioniert wird], steigen die
Preise zusätzlich. Außerdem verbraucht auch der Pistazienlandbau viel
Wasser, 11.000 Liter pro Kilo, das ist mehr als das Siebenfache von
Avocados und das Hundertfache von Tomaten (wobei man zugegebenermaßen auch
deutlich weniger Pistazien pro Einsatz braucht).
So könnten Pistazien für mich wohl auch in Zukunft ein süßer exklusiver
Luxus bleiben. Manchmal schmeckt es ja auch gerade deswegen gut.
22 Apr 2024
## LINKS
[1] /Hass-auf-Vanilleeis/!5678461
[2] /Ende-des-Ramadan/!5766154
[3] https://www.derstandard.de/story/3000000212830/wird-nun-alles-mit-pistazie-…
[4] https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.pistazie-im-trend-hier-gibt-s-pis…
[5] /Morddrohung-an-Avocado-Aktivisten/!5399777
[6] /-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!6005193
## AUTOREN
Michael Brake
## TAGS
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