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# taz.de -- Hungerstreik in Thailand: Hunger nach Gerechtigkeit
> Der Hungerstreik zweier Demokratieaktivistinnen war von vornherein
> aussichtslos. Er hat aber die Absurditäten von Thailands politischem
> System deutlich gemacht.
Bild: In Reih und Glied Respekt erweisen: So stellt sich Thailands Königshaus …
In Bangkok haben die Demokratieaktivistinnen Tantawan Tuatulanon (21) und
Orawan Phuphong (23) am Samstag ihren am 18. Januar begonnenen
[1][Hungerstreik] beendet. Mit der Begründung, sie wollten am Leben
bleiben, um weiter für die Rechte politischer Gefangener und für
juristische Reformen zu kämpfen, erklärten sie am 52. Tag das Ende ihrer
Aktion. Dafür wie für den so mutigen wie von vornherein weitgehend
aussichtslosen Hungerstreik gebührt ihnen Respekt.
Denn sie haben sich jetzt nicht märtyrerhaft in den absehbaren Tod gestürzt
– in anderen Ländern starben Hungerstreikende zwischen dem 46. und 73. Tag
--, sondern trotz stark geschwächter Sinne am Rande des Deliriums
politische Klugheit und Realismus bewiesen. Ihr Tod hätte niemandem
geholfen. Trotzdem hat ihr Hungerstreik die Absurditäten von Thailands
politischem System samt des unsäglichen Paragraphen 112 zur
Majestätsbeleidigung deutlich gemacht. Leider auch dessen weitgehende
Akzeptanz durch die politischen Parteien wie durch die Apathie und
Passivität der Bevölkerung.
In Thailand kann jeder anonym [2][Majestätsbeleidigung] anzeigen, wozu die
Behörden dann ermitteln müssen. Bei Verurteilung drohen 3 bis 15 Jahre Haft
pro Fall. Das [3][Königshaus], das eigentlich konstitutionell beschränkt
sein soll, ist so vor jeglicher Kritik geschützt. Zugleich wird Paragraph
112 missbraucht, um politische Gegner einzuschüchtern und aus dem Verkehr
zu ziehen. Oppositionsparteien und Demokratieaktivisten sind deshalb
besonders betroffen.
Der Hungerstreik dürfte zwar jetzt in einem Dutzend Fällen dazu beigetragen
haben, dass Angeklagte doch Haftverschonung auf Kaution bekamen. In drei
Fällen blieb die Justiz aber hart, auch die Aussichten auf Gesetzesreformen
blieben gering. Nur eine Oppositionspartei fordert geringere Strafmaßen und
dass nur das Königshaus selbst Majestätsbeleidungen anzeigen darf. Es
bleibt noch ein sehr langer Weg. Auch der Hungerstreik konnte ihn nicht
abkürzen, aber doch darauf hinweisen.
12 Mar 2023
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## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Thailand
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