# taz.de -- Grüne Hochburg Friedrichshain-Kreuzberg: Aus Monika wird jetzt Cla… | |
> Die grüne Umweltstadträtin Clara Herrmann will Bürgermeisterin werden. | |
> Das hat sie Dienstag Abend erklärt. Gegenkandidaten gibt es bisher nicht. | |
Bild: Clara Herrmann kann auch ausschenken: Weinlese am Kreuzberg | |
BERLIN taz | Lange hat sie gezögert, nun ist die Entscheidung gefallen. | |
Clara Herrmann, bisher grüne Finanz-, Umwelt- und Kulturstadträtin, will | |
Bezirksbürgermeisterin in Friedrichshain-Kreuzberg werden. Das hat die | |
35-Jährige am Dienstagabend in ihrer Bezirksgruppe bekannt gegeben. Würde | |
Clara Herrmann am 26. September gewählt, würde sie die bisherige | |
Bürgermeisterin Monika Herrmann ablösen. Beide Herrmanns sind weder | |
verwandt noch verschwägert. | |
„Mir macht die Arbeit als Stadträtin große Freude. Da erlebe ich jeden Tag, | |
wie Kommunalpolitik wirkt“, sagt Herrmann der taz als Grund für ihre | |
Entscheidung. „Friedrichshain-Kreuzberg ist ein ganz besonderer Bezirk. Ich | |
will hier gerne Verantwortung tragen.“ | |
Allerdings habe sie sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. „Das ist | |
keine Entscheidung, die man aus dem Bauch heraus trifft. Die vielen | |
positiven Rückmeldungen auf meine Arbeit haben es mir am Ende aber leicht | |
gemacht.“ | |
Bislang, sagt Herrmann, sei ihr nicht bekannt, dass sich noch jemand | |
anderes um das Amt bewirbt. „Aber es wäre nicht angebracht, das | |
auszuschließen. Wir sind eine basisdemokratische Partei.“ Bis Ende Februar | |
wird die grüne Bezirksgruppe in Friedrichshain-Kreuzberg das | |
Bezirkswahlprogramm abstimmen und eine Spitzenkandidatin oder einen | |
Spitzenkandidaten nominieren. Im April wird dann die Liste für das | |
Bezirksparlament aufgestellt. | |
Clara Herrmann wurde 1985 in Berlin geboren und zog 2006 als 21-Jährige ins | |
Abgeordnetenhaus ein. Zehn Jahre lang blieb sie im Landesparlament, unter | |
anderem zuständig für Finanzpolitik. Nach den Wahlen zur | |
Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im Herbst 2016 zog sie neben Monika | |
Herrmann und Baustadtrat Florian Schmidt als eine von drei Grünen ins | |
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg ein. | |
Auf die Frage, ob Florian Schmidt, der wegen seiner Politik des | |
Vorkaufsrechts gegen Spekulanten im Rampenlicht steht, nicht der bekanntere | |
und damit aussichtsreichere Kandidat wäre, sagt Herrmann, sie hoffe, dass | |
ihre Erfahrung als Stadträtin und ihre Zeit im Abgeordnetenhaus für sie | |
sprechen. „Bei den Grünen mussten sich Frauen zum Glück noch nie dafür | |
entschuldigen, wenn sie einen Spitzenplatz beanspruchen“, betont sie. Sie | |
würde sich aber freuen, wenn sie weiterhin mit Florian Schmidt, auch in | |
unterschiedlichen Rollen, zusammenarbeiten könne. „Ich kandidiere als | |
Mannschaftsspielerin und nicht als Solokünstlerin.“ | |
Herrmann selbst weiß, dass ein Wahlerfolg in der grünen Hochburg kein | |
Automatismus ist. Das zeigen auch die Wahlergebnisse der vergangenen Jahre. | |
Zwar wurden die Grünen bei den Wahlen zur BVV 2016 mit 32,7 Prozent | |
stärkste Partei. Im Vergleich zu den Wahlen 2011 war das aber ein Minus von | |
2,7 Prozent. Demgegenüber konnte die Linke einen Zugewinn von 8,3 Prozent | |
für sich verbuchen und wurde mit 20,8 Prozent zweitstärkste Kraft im | |
Bezirksparlament. Rang drei nahm die SPD mit 17,2 Prozent ein. | |
Richtig knapp wurde es bei der Wahl zum Bundestag im September 2017. Hier | |
errang die grüne Kandidatin Canan Bayram mit 26,3 Prozent nur knapp das | |
Direktmandat gegen Pascal Meiser von der Linkspartei mit 24,9 Prozent. Zum | |
Vergleich: Christian Ströbele hatte 2013 seinen Bundestagswahlkreis noch | |
mit 39,9 Prozent gewonnen. | |
Clara Herrmann will mit den Themen Verkehr, Umwelt, aber auch sozialen | |
Themen in den Wahlkampf gehen. Würde sie gewinnen, wäre sie erst die dritte | |
Grüne in der Chefetage des Rathauses in der Yorckstraße. Allerdings hat die | |
Partei das Amt schon seit 25 Jahren inne. 1996 hatte Franz Schulz als | |
erster Grüner den SPD-Politiker Peter Strieder im Rathaus abgelöst. Schulz | |
blieb es bis 2001 und wurde dann wieder ab 2006 Bezirksbürgermeister, bevor | |
er 2013 von Monika Herrmann abgelöst wurde. | |
Monika Herrmann hatte Ende 2019 angekündigt, nicht mehr für eine weitere | |
Amtsperiode kandidieren zu wollen. „Politik findet zunehmend in | |
ritualisierten Auseinandersetzungsformen statt“, hatte sie der taz als | |
Grund dafür genannt. „Das macht mich müde.“ Ganz lassen aber kann sie nic… | |
von der Politik. Sie will für ihre Partei nun ins Abgeordnetenhaus – | |
dorthin, wo Clara Herrmann herkommt. | |
9 Feb 2021 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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